Skip to main content

Full text of "M. Tullii Ciceronis Cato maior de senectute"

See other formats


Google 



This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scanncd by Googlc as part of a projcct 

to make the world's books discoverablc onlinc. 

It has survived long enough for the copyright to cxpirc and thc book to cntcr thc public domain. A public domain book is one that was never subjcct 

to copyright or whose legal copyright term has expircd. Whcthcr a book is in thc public domain may vary country to country. Public domain books 

are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discovcr. 

Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from thc 

publishcr to a library and fmally to you. 

Usage guidelines 

Googlc is proud to partncr with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to thc 
public and wc arc mcrcly thcir custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we liave taken stcps to 
prcvcnt abusc by commcrcial partics, including placing tcchnical rcstrictions on automatcd qucrying. 
Wc also ask that you: 

+ Make non-commercial use ofthefiles Wc dcsigncd Googlc Book Scarch for usc by individuals, and wc rcqucst that you usc thcsc filcs for 
personal, non-commercial purposes. 

+ Refrainfivm automated querying Do nol send aulomatcd qucrics of any sort to Googlc's systcm: If you arc conducting rcscarch on machinc 
translation, optical character recognition or other areas where access to a laigc amount of tcxt is hclpful, plcasc contact us. Wc cncouragc thc 
use of public domain materials for these purposes and may be able to help. 

+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct andhclping thcm lind 
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it. 

+ Keep it legal Whatcvcr your usc, rcmember that you are lesponsible for ensuring that what you arc doing is lcgal. Do not assumc that just 
bccausc wc bclicvc a book is in thc public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other 
countrics. Whcthcr a book is still in copyright varies from country to country, and wc can'l offcr guidancc on whclhcr any speciflc usc of 
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearancc in Googlc Book Scarch mcans it can bc uscd in any manncr 
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite seveie. 

About Google Book Search 

Googlc's mission is to organizc thc world's information and to makc it univcrsally acccssiblc and uscful. Googlc Book Scarch hclps rcadcrs 
discovcr thc world's books whilc hclping authors and publishcrs rcach ncw audicnccs. You can scarch through thc full icxi of ihis book on thc wcb 

at |http : //books . qooqle . com/| 



PWB^P??*^ 







f 



■4 



-•^•■a I ^^.wm 



3. 



'^.M% 



* 1 



( 



/ 



, />«' 



1 



i. 



HERRN 



GiEH. OBER-JUSTIZRATH 



WILHELM STARKE 



ZU BERLIN 



^ IN DMKBARER ERIMERUNG 



AN DAS ELTERNHAUS. 



EINLEITUNG. 



Cicero hatte mit dem Consulate (691 nach Roms 
Erbauung, 63 vor Christus), das ihm hohen ver- 
dienten Ruhm erwarb, den Gipfelpunkt seiner po- 
litischen Wirksamkeit erreicht. Wenn gleich auf ehren- 
volle Weise aus der Verbannung, die ihn einige Jahre nachher 
(58 V. Chr.) getroffen hatte, zurttckgerufen (57 v, Chr.) konnt^ 
er doch nie seinen frttheren Einfluss wiedergewinnen, 

Schon die Art, wie er sein Exil ertrug, offenbarte deutlich, 
ebenso wie sein Verhalten nach der Rttckkehr, warum es ihm 
nicht mOglich war, die erste Rolle in einem Staate zu behaup- 
ten, wo schon ISngst nicht mehr das Interesse einer bestimmten 
Partei, sondern das Interesse der ParteifUhrer leitend und mass- 
gebend war. Er liebte das Vaterland zu sehr, als dass 
erum jedenPreis sich geltend zu machen gesucht 
hfttte; er liebte es zu wenig, als dass er seinen eige- 
nen Vortheil dem des Vaterlandes ganz unterzuord- 
nen im Stande gewesen wSre. Anstatt einer festen Ueber- 
zeugung von dem, was das Wohl des Vaterlandes verlangte, aus- 
schliessUch und unerschtttterhch zu folgen, liess er zugleich voo 
Nebenrttcksichten sich leiten , wie er sein eignes Ansehen be<^ 
wahren und vergrttssern , wie er seine Person auf der HcJhe des 
politischen Lebens erhalten kOnnte. 

Als er dnrch die Rdnke des P. Clodius sich gestttrzt sah und 
in die.Verbannung ging, ergoss er sich in Klagen, wie sie, selbst 
wenn der Staat.zugleich mit ihm dem Untergange preisgegeben 
worden wSire, seiner nicht wttrdig waren. Als er (im J. 51 — 50 
V. Chr.) Proconsul in Cilicien gewesen, dort Ruhe, Ordnung und 
Sicherheit zurttckgeftthrt und die Provinz von dem frtther auf 
ihr lastenden Drucke befreit hatte, da erfttllte ihn mehr als alles 



6 EINLEITUNG. 

Andere der Gedanke an den seinen Verdiensten gebiihrenden 
Triumph, obgleich damals schon der Bttrgerkrieg zwischen Qsar 
und Pompeius dem Ausbruche nahe war, der die Verfassung des 
Staates auf das Gefslhrlichste bedrohte ^). Als dann der Kampf 
zwischen den beiden Hauptern sich zu entscheiden begann, und 
es galt, Partei zu nehmen zwischen den M^nnern, in deren Han- 
den die Geschicke des Staates lagen , da schwankte er , theils in 
seinem persOnlichen Interesse ^), theils in der patriotischen Hoif- 
nung , durch seine Vermittelung den BUrgerkrieg noch verhin- 
dern zu k(3nnen ^), unschlttssig hin und her, bis er zu spSlt (tn- 
tellego, serius equidem, quam vellem, ad Attic. IX. 5, 3) dem Pom- 
pejus, dessen Sache er stets als die gute Sache des Staates 
anerkannt hatte, nach Dyrrhachium folgte. Und als er endlich 
nach der Niederlage des Pompejus bei Pharsalus (48 v. Chr.) den 
ihm angetragenen Oberbefehl ttber die Armee ablehnte und, um 
die Gunst des Machthabers wiederzuerlangen , nach ItaUen zu- 
rttckkehrte, da erlitt er zum zweiten Male eine Demttthigung, 
deren GrOsse nur durch Casars feines und rttcksichtsvolles Be- 
nehmen einigermassen verhttllt wurde. 

Sich selbst und der Sache, der er frtther angehangen hatte, 
untreu geworden , versank er immer tiefer in Muthlosigkeit und 
Missstinmiung, und selbst seine schriftstellerische Thatigkeit, 
wenn auch sein bester und reinster Trost, konnte ihn nicht 
dauernd ttber den Kummer beruhigen, vom Schauplatz der poh- 
tischen Wirksamkeit sich zurttckgedrSngt zu sehen. Da erlOste 
ihn aus dieser Qual ein tiefer, berechtigter Schmerz, der Tod 
seiner geliebten Tochter Tullia (45 v. Chr.). Wahrend er jenem 
zum Theil selbstverschuldeten Missbehagen gegenttber oft ver- 
zagt und schwach gewesen war, fand er in diesem die ganze 
Krafl seiner besten Jahre wieder. Er wandte sich mit neuem 
Eifer und voller Seele den wissenschaftlichen, namentlich philo- 
sophischen Studien zu, die ihm am sichersten die verlorene Fas- 
sung wieder zu bringen versprachen, und es ist fast unglaublich, 

1) Incidi in ipsam flammam civilis discordiae vel potius beUi, 
schreibt er unmittelbar nach seiner Ankunft aus Gilicien von Rom ad 
famil. XVI, 11, 2; bald darauf nunquam maiore in periculo civitas fuit: 
nunquam improbi cives kabuerunt paratiorem ducem, — Nobis inter 
has turbas senatus tamen frequens flagitavit triumphum: sed Lentulus 
consul, quo maius suum beneficium faceret, simulatque expedisset, quae 
essent necessaria de repubHca, dixit se relaturum. 

2) Vgl. ad Attic. VUI, 3. 

3) ad Attic. IX, 11. A. ad famii. n^ 16. 



EINLEITUNG. 7 

'wie gross die Zahl der Schriften war, die er in diesem und dem 
folgenden Jahre verfasst hat. Vielleicht irren wir aber auch 
nicht, wenn wir dieser Anspannung seiner Kraft, diesem neuen 
Aufschwunge es zuschreiben, dass er nach CSsars Tode (im J. 44) 
noch einmal zu Ofifentlicher Thatigkeit sich erhob und sein letztes 
Lebensjahr durch die gegen Antonius gehaltenen philippischen 
Reden mit einem Glanze unigab , der manchen Flecken seines 
fraheren Benehmens in Schatten zurtlcktreten liess. 

Aus dieser Epoche, nach dem im Mftrz 45 er- 
folgten Tode seiner Tochter, stammt auch unsere 
Schrift, wie aus den eigenen Andeutungen Cicero^g 
hervorgeht. Im zweiten Buche de divinattone c. 1, wo er eine 
fast vollstandige Uebersicht seiner Werke giebt, ftthrt er nach 
den Tusculanischen Disputationen die drei Bttcher de natura de- 
orum auf , nach diesen die Abhandlung de divinatione, mit wel- 
cher er eben besch^igt ist, und die er noch, um die Unter- 
suchungen auf diesem Gebiete abzuschliessen , durch das Bvich 
de fato zu vervoUstSndigen gedenkt. Nachdem er dann noch ttber 
«inige frUhere Werke {sex de republica libros, quos tunc scripsi- 
mus , cum gubemacula reipublicae tenebamus) und ttber das un- 
zweifelhaft nach Tullia's Tode geschriebene Buch de consolatione 
gesprochen, fahrt er fort: interiectus est nuper liber is, quem 
ad nostrum Atticum de senectttte misimus, woraus man wohl mit 
Recht schliessen darf, dass die Abfassung dieses Schriftchens 
«twa zwischen die Bttcher de natura deorum und de divinatione 
fallt, oder, was noch wahrscheinlicher ist, dass es, wShrend er 
ttber den Untersuchungen de divinatione arbeitete, schnell hin- 
geworfen, und so zwischen grttsseren Arbeiten eingeschaltet (m- 
teriectus) worden sei. Dass die Bttcher de natura deorum nach 
dem Tode der TuUia verfasst worden, ergiebt sich aus de natura 
deorum I, c. 4, § 9 : Hortata est etiam, ut me ad haec conferrem, 
animi aegritudo, fortunae magna et gravi commota iniuria; dass 
sie vor der Ermordung CSlsars geschrieben, kann bei der Art, wie 
er sich I, c. 3, § 7 ttber die Aileinherrschaft desselben ausspricht, 
nicht zweifelhaft sein : Et si omnia phHosophiae praecepta referunr 
tur ad vitam, arbitramur nos et publicis et privatis in rebus ea 
praestitisse , quae ratio et doctrina praescripserit. Sin autem quis 
requirit, quae causa nos impulerit, ut haec tam sero litteris man- 
daremus, nihil est quod expedire tam facile possimus. Nam cum 
otio langueremus et is esset reipublicae status^ ut eam 
unius consilio atque cura gubernari necesse esset: 



8 EWLEIHJNG. 

prifivvim ipsius reipubUcae causa philosophiam nostris hominibus 
explicandam putavi, magni eanstimdns interesse ad decus et ad 
laudem civitatis, res tam graves tamque praeclaras Latinis etiam 
litttris cofUineri, Ebenso sicher ist es, dass die BUcher de divi- 
nationk Dach Cdsars Tode geschrieben sind , wie aus de divina- 
tione II,c.2,§6. 7 unverkennbar hervorgeht: Id enim ipsum aPta^ 
tone philosophiaque didiceram, naturales esse quasdam conversiones 
rerum publicaruni, ut eae tum a principibus tenerentur, tum a po- 
pulis , aliquando a singulis. Quod cum accidisset nostrae 
reipublicae, tum, pristinis orbati muneribus, haec studia reno- 
vare coepimus, ut et aninms molestiis hac potissimum re levaretur, 
et prodessemus civibus nostris, qua re cunque possemu^. In libris 
enim sententiam dicebamus, concionabamur , philosophiam nobis 
-pro reipublicae procuratione substitutam putabamus. Nunc, quo- 
niam de republica consuli coepti sumus, tribuenda est 
opera reipublicae, vel omnis potius in ea cogitatio et cura ponenda,^ 
tantum huic studio relittqumdum , quantum vacabit a publico of- 
ficiq et munere, Haben wir also richtig angenommen, dass Cicero 
die Schrift de senectute wahrend der Ausarbeitung seines grOs- 
seren Werkes de divinatione gelegenthch einschaltete, so folgt 
daraus, dass auch sie nach CSlsars Ermordung abge- 
fasst ist. 

Und mit dieser Annahme stimmt der Gegenstand 
und die ganze Haltung der Schrift voUkommen 
tlberei n. Eine Lobrede auf das Greisenalter schreibt man als 
Greis nur dann, wenn man selbst von der Last desselben sich 
nicht bedrUckt fUhlt. Dass Cicero schon bei Jahren war, als er sie 
schrieb, zeigt c. 1, § 2 hoc enim onere, quod mihi commune tecum^) 
est, aut iam urgentis aut certe adventantis senectutis et te et me 
ipsum levari volo. Es ist daher auch bei ihm anzuilehmen , dass 
er sie zu einer Zeit verfasst hat, in welcJher er sich frischer, reg- 
samer und kr^ftiger als gewOhnlich fUhlte. Und dies war fUr 
Cicero unstreitig die Zeit nach C^sars Ermordung. Unverholen 
giebt er selbst seine Freude Uber den Tod desselben in einem 
kurzen Billet an einen d^ Verschworenen , L. Minucius Basilus, 
zu vefstehen^); unverkennbar spricht er^) sein Wohlgefallen 
darUber aus, dass er nun wieder zu dem Rathe Uber das Wdhl 



1) T. Pomponius Atticus geb. 109 v. Ghr., war 3 Jahr alter als Gicero. 

2) Ad famil. VI, 75: Tibi gratutor: mihi gaudeo: te amo: tua 
iueor; a te amari et quid agas quidque agatur certior fieri volo, 

3) In der angefuhrten Stelle de divinatione II, § 7. 



EINLErrUNG. 9 

und Wehe des Staates hinzugezogen , nicht mehr blos auf seine 
schriftstellerische ThStigkeit angewiesen sei. Noch einmal mochte 
ihn die trOgerische Hoffnung auf die Wiederkehr der Repubhk 
erheben, noch einmal die Aussicht auf eine selbstSndige Wirk- 
samkeit im Staate verjttngen. In solchen Augenblicken konnte 
er , zumal bei der ElasticitSt seines Geistes , die sich schnell des 
Stoffes bemSichtigte, zu einer Schrift, wie die vorliegende, 
sich veranlasst ftthlen, die flttchtig, aber aus einem 
Gusse, als das Werk einer gehobenen heiteren 
Stimmung sich zu erkennen giebt. Und eben deshalb, 
weil sie aus einer so glttcklichen Stimmung hervorgegangen war, 
wie sie in dem Drange der damaligen VerhSltnisse und bei der 
Reizbarkeit seines ganzen Wesens selten sich einslellen und 
schnell vorttber gehen mochte, kehrte Cicero nach seiner eige- 
nen Versicherung so gern zu ihr zurttck: ad Attic. XIV, 21, 3: 
Legendus mihi saepius est Cato maior ad te missus. Amariorem 
enim me senectus facit. Stomackor omnia. Sed mihi guidem /?c- 
/}/coTO£. Viderint iuvenes. 

Unbestrittener als der politische Ruhm Cicero's von 
seiner Verbannung an sind die Verdienste, die er durch seine 
Schriftwerke sich erworben hat. Cicero's grdsste Thaten 
sind seine Worte. Wie er in der Politik dtirch die 
Macht seiner Rede, so lange e*r im Vordergrunde 
der Geschichte stand, namentlich durch seine Reden gegen 
Verres im Anfgange seines Gestirns, die gegen Catilina auf dem 
H()hepunkte seiner Lauf bahn , die gegen Antonius am Ende sei- 
nes Lebens, den hOchsten Preis errungenhat, so be- 
wahrte er auch zuderZeit, als er vom Schauplatze 
mehr und mehr zurttcktrat, durch seine Thatigkeit 
als Schriftsteller amreinsten seineLiebe zumVa- 
terlande; und die Worte, in welchen er fast am Ziele seines 
Alters ttber die Absicht sich ausspricht , die ihn bei seinen Ar- 
beiten geleitet (de divin. II, c. 1, § 1 ; Quaerenti mihi multumque 
et diu cogitanti, quanam re possem prodesse quam phirimis, ne 
quando intermitterem consulere reipuhlicae , nulla m^ior octurre- 
bat, quam si optimarum artium vias traderem meis civibus: quod 
compluribus iam libris me arbitror consecutum) , geben ein scHtt- 
nes Zeugniss seiner patriotischen Gesinnung. Er hat diese Ab- 
sicht erreicht und indem er den erschlaffenden Geist der 
ROmer durch griechische Rildung, deren Quellcn 
er ihnen in seinen Schriften erOffnete, zubeleben 



10 EINLErrUNG. 

und zu erfrischen suchte, dem Staate grOssere 
Dienstegeleistet, alserbeiseiner Charaktereigen- 
thttmlichkeitund unterden damaligen Verhdltnis- 
senderRepublikdurch seinepolitischeTh^tigkeit 
hdtte ntttzen kOnnen. Die Wirkung seiner Slaatsreden be- 
schrSlnkte sich, abgesehen von der Vollkommenheit der Form, 
auf die Zeit, in welcher sie gehalten wurden. Seine philosophi- 
schen Werke wiesen die ROmer auf eine Bahn hin , die nach 
dem Verfall der Republik allein im Stande war, Rom zu dem 
Volke zu machen , das selbst nach dem Untergange des Reiches 
durch seine Sprache und seine Literatur, seines Rechtes zu ge- 
schweigen, noch lange ein Haupttrdger und Vermittler der Cul- 
tur bleiben sollte. 

Namentlich in seinen populftr-philosophischen Schriften 
tritt dieses patriotische Streben Cicero's deutlich hervor, am 
glSnzendsten vielleicht in seinem Cato {laus M, Catonis) ^), einer 
Schrift zu Ehren des durch eigene Hand (46 v. Chr.) gefallenen 
Cato Uticensis , deren Verlust wir um so mehr zu beklagen ha- 
ben, je wahrscheinlicher es ist, dass er durch sie die Schuld zu 
stthnen gesucht hat, die seit seiner zweideutigen Stellung im 
Kampfe des Pompeius und Cdsar auf ihm lastete. Wie eindring- 
lich er darin die Sache des Cato , des edelsten Mitgliedes und 
eigentlichen geistigen Vertreters der pompeianischen Partei, 
ftthrte, zeigt schon der Umstand, dass CSlsar, der natttrliche 
Gegner der von diesem vertretenen Richtung, in einem Anticato 
entgegenzutreten sich veranlasst sah (vergl. Tac. Ann. IV, 34. 
luven. VI, 338. duo (zwei Bttcher) Caesaris Anticatones). 

Auch unsere Schrifl ttber das Alter, welche von der Haupt- 
person des Dialogs den Namen des ^dteren Cato Censorius (geb. 
234) trSgt, erscheint nur von diesem Gesichtspunkt aus be- 
trachtet im rechten Lichte. Es war wohl Cicero nicht blos 
darum zu thun, in ttbersichtlicher Zusammenstel- 
lungDaszugeben,was etwafttrundwiderdas Grei- 
senalter sich anftthren lasse, und in dem Beispiele eines 
hohen thatenreichen und segenvoUen Alters, wic Cato es ihm 
darbot, seinem Freunde T. Pomponius Atticus das Greisenalter 
in ansprechenden Farben zu zeigen, sondern erverfolgte 
gewissdasnochhOhereZiel indemBildeeinessol- 



1) Vgl. de divin. H, c. 1, § 3. 



• • • • ■• 

• * • i 



EINLEITUNG. 11 

chenGreises ilberhaupt das Bild eines echten Ro^ 
mers darzustellen und dadurch auf die Erhebung 
seiner Zeit mit hinzuwirken (de divin. II, c. 2, § 4: Quod 
enim mumis reipuhlicae afferre maius meliusve possumus, quam si 
docemus atqae erudimus iuventutem? his praesertim moribus at- 
que temporihus , q^ihus ita prolapsa est, ut omnium opibus refre^ 
nanda ac coercenda sit; vgl. § 7). War daher die Person des 
^lteren Cato sehr passend gewahlt , weil er eins der grossartig- 
sten Muster echter ROmertugend und seine Thatigkeit bis in das 
h(3chste Alter unablSssig dem Wohle des Staates gewidmet war, 
so hielt Cicero sich doch nicht streng an die historische Wahr- 
heit, sondern idealisirte ihn von seinem eigenen Standpunkte 
aus und milderte die starre GrOsse, durch die Cato schon zu sei- 
ner Zeit mannigfachen Anstoss erregte, indem er sie mit dem 
Schmucke einer hoheren Bildung umkleidete, die er selbst sich 
erworben, Cato aber nicht gehabt haben konnte. 

Zwar hatte Cato neben seiner unermtldlichen praktischen 
Wirksamkeit auch seinen Beschdftigungen als Schriftsteller einen 
Umfang gegeben, wie kein anderer ROmer vor ihm. Neben sei- 
nem Hauptwerke, den Origines (s. c. 11, § 38), seinen zahh*ei- 
chen Reden, einer Sammlung von Rechtsbescheiden, dem Buche 
tlber das Landwesen finden wir auch eine Art EncyclopSdie fttr 
seinen Sohn und einen Soldatenkatechismus erwdhnt; ja selbst 
als Dichter scheint seine sonst so prosaische Natur in dem Car- 
men de moribus sich versucht zu hsd^en, so dass Cicero mit Recht 
rtthmen durfte , es habe nichts zu seiner Zeit in Rom gewusst 
und gelernt werden kdnnen, das er nicht erforscht und gewusst, 
ja selbst schriftlich behandelt hatte ^). AUein demohngeachtet 
wttrde der entschiedene Gegner fremdlSlndischer Bildung, der 
seinem Vaterlande sicheres Verderben verkttndete^), wenn es je* 
griechischer Wissenschaft Eingang verstattete, in dem Gewande 
griechischer Gelehrsamkeit, mit dem ihn Cicero angethan hat, 
schweriich gern sich wieder erkannt haben. 

Auch in der Nachahmung von Cato's Ausdrucksweise hat 
Cicero ein weises Maass beobachtet. Denn wenn er auch ab- 



1) D e or a t or e III, c. 33, § 135 : Denique nihil in hac civitate tempo^ 
ribus illis sciri disdve potuii, quod ille non omne investigarit et scierit 
tum etiam conscripserit 

2) M. Gatonis quae extant ed. Jordan p. 77 : Et hoc puta vatem 
dixisse, quandoque ista gens suas litteras dabit, omnia corrumpet. 



I 



12 EINLEITUNG. 

sicfatlich hier und da Archaismen gebrauchte (s. c. 2, §4. §6. 
c. 17, § 59, c. 19, § 71, c. 20, § 72. § 74 u. a.), die an Cato's 
Zeit und Sprache erinnern , so hat er doch mit richtigem Tacte 
Worter wie tuhurchinabundmy lurchinabundus, /bmtrfwm( Adject.) 
und Formen wie soli, alii modi, illi modi, isti modi (Genet.), 
diee (Acc.) heneficissimo , solui (filr solitus sium) u. a. yermieden, 
denen wir in den nbriggebliebenen Fragmenten nicht selten be*- 
gegnen. 

Die Beschaffenheit des Ton Cicero zur LOsung seiner Auf* 
gabe verwendeten Stoffes, ebenso wie die Form der Ausftth- 
rung bestatigt die vorhin aus seinen eigenen Angaben abgeleitetB 
und begrttndete Vermuthung, dass unsere Schrift ein schn^l 
hingeworfenes Werk weniger Tage gewesen sei. Abgesehen dA- 
von, dass der Gegenstand ihm nahe lag und oft genug seine Ge- 
danken beschSiftigt haben mochte, musste ihm auch der grOsste 
Theil des aus der rOmischen Geschichte entlehnten Materials um 
so gel^lufiger sein , als seine nicht lange vorher (im Jahr 46) er- 
schienene laus Catonis seine Studien bereits auf diese Familie 
faingerichtet hatte. Ebenso bedurfte er wohl fttr die scfa5ne Scfail- 
derung der mit demLandbau verbunden«n Genttsse (c. 15, § 51 fif.) 
bei seinem oft wiederholten , ISlngeren Aufenthalte auf seinen 
Gtttern keiner besonderen Vorarbeiten. Endlich das aus grie- 
cfaiscfaen Quellen GescfaOpfte bescfar£[nkt sicfa auf wenige Scfarift- 
stdier, namentlich Plato und Xenophon, und ist tfaeils nur Anec- 
dotenscfaatz, der leicfat im Gedftcfatnisse bleibt, tfaeils frei, ja bis- 
weilen flttcfatig und ungenau ^) ttbertragen. Ob und wie weit er 
aber von der c. 1, § 3 erwahnten Schrift des Philosopfaen Aristo 
Gebraucfa gemacfat, ISsst sicfa, da diese verloren gegangen ist, 
Aicfat ermitteln. 

Die Form der Schrift ist dialogisch, ohne dass jedocfa, wie 
bei Plato , dessen Vori)ild er vor Augen faatte , die Entwickelung 
des Gedankens durcfa sell>stthatige B^theiligung der zur Unter- 
redung versammelten Personen faerbeigeftthrt wttrde. Sie ist 
vielmefar nocfa loser, als in den ttbrigen philosopfaiscfaen Schrif- 
ten; Cicero denkt sicfa das GesprScfa, wie aus c. 5, § 14 faervor- 
gefat, im J. 150 v. Chr. gehalten. Der greise, vierundacfatzig- 
jafarige M. Porcius Cato fttfart fast allein das Wort. Scipio der 
Jttngere, der im dritten puniscfaen Kriege Karthago eroberte, und 

1) z. B. c. 22, § 81. 



EINLEITUNG. 13 

Laelius, sein steter, durch treue Freundschaft mit ihm verbun- 
dener Begleiter (Hor. Satir. II, 1, 72: Virtus Sdpiadae et mitis 
sapientia Laeli) geben durch ihre Aufforderung nur die aussere 
Yeranlassung zu dem nachfolgenden zusammenhSngenden Vor- 
trage , in welchem Cato die gewOhnUch dem hoheren Alter ge- 
machten Vorwttrfe zu beseitigen sucht, und wir wttrden oft ganz 
vergessen, dass man sich ihn gesprochen, nicht geschrieben vor- 
zustellen habe, wenn wir nicht hier und da durch Cato's Anrede 
eines von beiden Zuhdrern oder durch eine gelegenthche Be- 
ziehung auf ein oder das andere LebensverhSltniss derselben 
daran erinnert wttrden. 

Wie Cicero selbst grosses Wohlgefallen an dieser Schrift 
gefunden zu haben scheint, die er gern nach ihren Anfangs- 
worten : Tite anftthrt, so erwarb sie sich auch den Beifall sei- 
nes hochgebildeten Freundes, T. Pomponius Atticus, fflr den sie 
bestimmt war: ad Attic. XVI, 3, 1 : Quod vero scribis, te magis et 
magis dekctari o Tite si quid ego: auges mihi scribendi alacri- 
tatem. XVI, 11, 3: Tite tibi 'prodesse laetor. Zum Theil aus 
griechischen Quellen geflossen wurde sie spater ihrerseits man- 
nigfach wieder von Griechen benutzt, haupts^chlich von Plutarch 
in seiner Biographie des Cato, und von Juncus, einem Philoso- 
phen der rOmischen Kaiserzeit, aus dessen Werke tiber das Alter 
uns Bruchstticke in der Blumenlese des Joh. Stobsius erhalten 
sind. Theodor Gaza tibersetzte sie noch im 16. Jahrhundert ins 
Griechische. 



Vorwort zur ersten Anflage. 

FUr die nachfolgende Bearbeitung sind von mir, wie es 
meine Pflicht war, alle Hulfsmittel, die mir zu Gebote standen, 
gewissenhaft benutzt worden. Besonders reiche Belehrung habe 
ich den kritischen Ausgaben von Madvig und Klotz und dem 
neuesten , sehr sorgfaltigen Commentar von Dr. Gustav Tischer 
(Halle, 1847) zu verdanken. 

Liegnitz, im Februar 1851. 



Znr zweiten Anflage. 

Die letztverflossenen Jahre haben fQr die Kritik des Cata 
nichts Erhebliches gebracht. C. W. Nauck's vor wenigen Wochen 
erschienene erkldrende Ausgabe ist von mir in gebfihrender 
Weise berQcksichtigt worden. 

MOge diese neue Auflage eine eben so gtknstige Aufnahme 
finden, wie die erste I 

Anclam, im December 1854. 



Znr dritten Anflage. 

Seit dem Erscheinen der zweiten Auflage hat Herr Lah* 
meyer in Lilneburg den Cato in der Teubner^schen Buchhand- 
lung (1857) herausgegeben und seine Bearbeitung mit einer Be- 
urtheilung seiner VorgSnger eingeleitet, die dieser dritten Auflage 
zu Gute gekonunen ist ^). 

Ueber das VerhSltniss meiner Schulausgabe zu der des Herrn 
Lahmeyer mOgen Andere urtheilen; ich habe hier nur ffir die 

1) Giceronis Cato maior. Erklart von C. W. Nauck. 

„ 9 y, Erklart von J. Sommerbrodt. 2. Aufl. 

n n '„ recogn. R. Klotz. 

Angezeigt vom Conr. Dr. Lahmeyer in Luneburg in den neuen Jahrbuchern 
fur Philologic und Padagogik. Bd. 57. Heft 3, 2te Abth. S. 133—156. 



k 



VORWORT ZUR VIERTEN UND FtJNFTEN AUFLAGE. 15 

tlberaus gtlDStige Aufnahme zu danken , die fortdauernd meiner 
Bearbeitung zu Theil wird. 

Was aber die Ansicht des Herrn Lahmeyer ttber die in der 
Yoranstehenden Einleitung enthaltene Charakteristik Cicero's be- 
trifft, so begnfige ich mich auf § 6 des Programms der Haupt- 
Sauppe'schen Sanomlung und eine schon frtther veroffentlichte 
Rechtfertigung ^) hinzuweisen. 

Anclam, den 23. Mai 1858. 



Znr Tierten Anflage. 

Die Aufforderung, eine vierte Auflage mOglichst schnell zu 
besorgen, kam mir sehr unerwartet. Daher hat diese, abgesehen 
von den Httlfsmitteln , welche die neue Ausgabe der philosophi- 
schen Schriften Cicero*s von Baiter und Hahn 2) und die durch 
H. Jordan veranstaltete sch^tzbare Sammlung der Fragmente 
Cato's3) darboten, wenig Veranderungen und ZusStze aufzu- 
weisen. 

Ich war es aber dem mir bisher bewiesenen Vertrauen 
schuldig, das Ganze wenigstens einer sorgMtigen Durchsicht zu 
unterwerfen, um so, wie ich wtinsche, dem Buche seine alten 
Freunde zu erhalten. 

Posen, den 15. Februar 1862. 



Znr fOiiften Anflage. 

Der Zeitraum, welcher zwischen dieser und der letzten Auf- 
lage liegt , hat der Kritik des Cato neue Httlfsmittel von grosser 
Bedeutung zugeftthrt. Das wichtigste ist der von Th. Mommsen 

1) Zeitschrift fur das Gymnasialwesen 1851. S. 744 — 747 in der 
Miscelle: Welches ist das Mass der Vorsicht, das bei Be- 
urtheilung grosser Manner den Schulern gegeniiberzu be- 
obachten ist? 

2) M. TuUii Giceronis opera quae supersunt omnia ex recensione 
lo. Gasp. Orellii. Editio altera emendatior. Opus morte Orellii inter- 
ruptum continuaverunt I. G. Baiterus et Gar. Halmius. Volumen quartum. 
Turici 1861. 

3) M. Gatonis praeter librum de re rustica quae extant. Henricus 
Jordan recensuit et prolegomena scripsit. Lipsiae 1860. Vgl. auch 
M. Porcius Gato Gensorius als Schriftsteller , von Otto Ribbeck. In 
„Neues Schweizerisches Museum^. Erster Jahrgang (1861). Erstes Doppel- 
heft S. 7 f. 



16 VORWORT ZUR FUNFTEN UND SECHSTEN AUFLAGE. 

auf der Leidner Bibliothek entdeckte Schatz^), eine dem zehnten 
Jahrhundert angehOrige Handschrift , welche von zweiter Hand 
durchcorrigirt in dem Texte erster Hand die Abschrift eines ver- 
lorenen Codex darbietet, der vermuthUch, wenn er noch vorhan- 
den ware , unseren ganzen fibrigen Apparat entbehrlich machen 
wilrde. „Am nUchsten verwandt", sagt Mommsen, „ist der Leyd- 
ner Text erster Hand mit dem der Pariser Handschrift; an zahl- 
reichen Stellen haben diese beide allein die echte Ueberheferung 
erhalten gegenttber allen fibrigen, die man insofern als inter- 
poUrte Famihe zusammenfassen kann. Aber dennoch sind diese 
beiden Texte unter sich wieder sehr wesentUch verschieden und 
zwar in der Art, dass beide wohl auf ein gemeinschaftUches 
von Verderbnissen , Interpolationen und besonders von Glossen 
schon nicht ganz freies Original zurttckgehen , aber beide dies 
seU)standig wiedergeb^n und das Richtige bald dort bald liier be- 
wahrt ist." 

Je wichtiger der Fund ist, desto dankbarer bin ich Herrn 
Mommsen, dass er mir die Benutzung seines Handexemplars ver- 
stattet hat, welches die voUstSndige Vergleichung enthaU. 

Auch eine Rheinauer Handschrift des Cato maior, deren 
Lesarten L G. Baiter im Philologus XXI. 3. S. 535—539 und 4. 
S. 675 — 679 mittheiU, ist nicht ohne Frucht ftlr diese neue Auf- 
lage gebUeben. 

WerthvoUe BeitrSge zur FeststeUung des Textes Ueferten 
G. Lahmeyer im Philologus 1864. XXI. 2. S. 284—307 und 
A. Fleckeisen in seinen kritischen MisceUen, Dresden 1864. 

Posen, den 30. December 1865. 



Znr sechsten Anflage. 

Die Beurtheilungen vonO.Heine(PhilologusXXIV.3.S.531) 
und G. Lund (Til textbehandlungen i Ciceros Cato maior in Tid- 
skrift for Philologie og Padagogik. 7. Jahrg. 2. Heft p. 1 33—148) 
sind wic sie es verdienen in dieser neuen Auflage berUcksichtigt, 
ebenso die fast gleichzeitig mit der fQnften Auflage mciner Aus- 
gabe erschienene zweite Auflage der Bearbeitung von G. Lah- 
meyer. Dankbar bin ich auch fttr eine Notiz von A. Fieckeisen 
(Neue Jahrbttcher fttr Philologie und Padagogik 95—96. Bd. 



1) S. Monatsbericht der Konigl. preuss. Akademie der Wissenschaften. 
Januar 1863. S. 10. 



VORWORT ZUR SIEBENTEN UND ACHTEN AUFLAGE. 17 

9. Heft S. 643. 644. 1867), durch welcbe die Lesart c 11. §. 3S 
nemini emmcipata statt nemini wancipata gesicherl wird. 

Zu c. 2. §. 5 scheint mir eine Privatmittheilung von Herrn 
Dr. Gasda in Lauban erwahnungswerth, der eine Umstellung von 
nist vorschlSgt, so dass zu lesen wSre: Quid est enim aliud nisi 
Gigantum modo bellare mm diis neUurae repugnare? 

Kiel, den 9. August 1869. 



Znr siebenten Anf li^e* 

Ciceros Cato erfreut sich fortdauernd einer sorgsamen Pflege. 
Von G. Lahmeyer ist seitdem eine dritte Auflage (Leipzig 1872) 
erschienen. Neu hinzugekommen ist die von Garl Meissner (Ber- 
lin, M. Ebeling und Plahn 1870), welcher auch in seinem Auf^ 
satze: Zu Ciceros Gato maior in „Neue Jahrbticher fttr Philologie 
und Padagogik" 1871. CIH und CIV. 1. Heft S. 57—65 ein- 
zelne SteUen behandelt hat. Sehr scharfsinnige Bemerkungen 
verdanke ich ausserdem den Mittheilungen meines lieben Freun- 
des und frtiheren Amtsgenossen Herrn Dr. A. Brieger in Halle. 
Endlich ist noch das vortreffliche Lebensbild zu erwahnen , wel- 
ches 0. Jager von M. Porcius Cato entworfen und in der Waisen- 
buchhandlung zu Halle 1870 verOffentUcht hat. So hat auch diese 
Auflage wieder manche neue erwtinschte Forderung gefunden. 

Kiel, den 10. Februar 1873. 



Znr achten Anf lage. 

Herr Professor Maehly in Basel hat die Gtite gehabt, mich 
auf seine im Schweizerischen Museum (6. Jahrg. 1866 p. 243 ff.) 
abgedruckten Bemerkungen „Zu Gicero's Cato maior^ aufmerk- 
sam zu machen , woftir ich ihm hier meinen Dank ausspreche. 
Ferner ist noch aus dem Jahre 1869 zur Litteratur nachzutra- 
gen : „Marcus Porcius Gato der Gensor. Eine Biographie von 
Prof. J. D. Gerlach^. Neueres ist mir nicht zu Gesicht gekommen 
ausser einem Artikel von Theodor Opitz in den Neuen Jahr- 
btichern ftir Philologie und Pddagogik 1873. N. 97. p. 609 ff. 
So erscheint diese Auflage zwar sorgfnltig durchgesehen , aber 
mit wenigen Ausnahmen unverSndert. Cap. 6. § 16 glaubte ich 
eine Coniectur aufnelmien zu dtirfen , die ich im Nachtrage zur 

Cato Maior. 9. Aufl. 2 



18 VORWORT ZUR NEUNTEN AUFLAGE. 

dritten Auflage mitgetheilt hatte. C. 14. §. 49 habe ich mich der 
Lesart der LeidnerHandschrift: y^mori videbamus^ angeschlossen, 

Breslau, den 31. December 1876. 



Ziir neunten Anf lage. 

Seit der letzten Auflage meiner Ausgabe ist von G. Lah- 
meyer's Au^gabe die vierte Auflage (Leipzig, Teubner 1877) er- 
schienen. Neu hinzugekommen ist die Schulausgabe von Dr. Garl 
TUcking (Paderborn 1878), die kritische Bearbeitung von C. F. 
W. MQUer (in P. IV vol. III der Teubnerschen Gesammtausgabe. 
Lipsiae 1879) und die sehr beachtenswerthe sorgf^ltige und selb- 
stSndige Schulausgabe von L. Reid (M. TuUii Ciceronis Cato maior 
de smectute edited for schools and colleges. Gambridge 1879). Zur 
Erkl£lrung haben ausserdem beigetragen Dr. Karl Hermann Funk- 
hSnel, ,Vergleichung der Schriften Ciceros und J. Grimms iiber 
das Alter^ (Eisenach, ohne Jahreszahlj, die wohl einer frUheren 
Zeit angehOrt, aber erst jetzt zu meiner Kenntniss gekommen 
ist, und neuerdings Prof. Dr. G. Schneider in Gera: „Das Pla- 
tonische in § 77. 78 von Ciceros Cato maior" (in Zeitschrifl fUr 
das Gymnasialwesen. Novemberheft 1879. S. 689 — 707). 

Meine eigene Ausgabe ist von Iwan Mtlller in Bursian's 
Jahresbericht ttber die Fortschritte der klassischen Alterthums- 
wissenschaft (5. Jahrg. 1877. 8. und 9. Heft S. 260. 261) wohl- 
wollend beurtheilt worden und von seinen Bemerkungen habe 
ich dankbar Gebrauch gemacht. Dagegen sind die Berichtigungen 
von Haacke in der Zeitschrift fOr das Gymnasialwesen, 32. Jahrg. 
Novemberheft 1878. S. 723—725, nur selten fQr mich Uberzeu-. 
gend gewesen; ich bin ihm aber die Verbesserung eines Schreib- 
fehlers in § 83 schuldig, wo bisher Annales statt Origines gelesen 
wurde. Noch kurz vor dem Druck habe ich auch den Jahres- 
bericht tlber die Litteratur zu Ciceros philosophischen Schriften 
aus 1877 und 1878 von Th. Schicbe in der Zeitschrift fUr das 
Gymnasialwesen (Decemberheft 1880) benutzen kOnnen. 

Neue handschriftliche Htllfe ist nicht gewonnen worden. 
Doch hatte ich bei einem kurzen Aufenthalte in Leiden im 
Jahre 1878 Gelegenheit, die von Th. Mommsen (s. zur 5. Auflage) 
entdeckte werthvolle Handschrift selbst durchzusehen. 

Breslau, deu 6. December 1880. 

Julius Sommerbrodt. 



M. TULLII CICERONIS 



CATO MAIOR 



DE SENECTUTE. 



2* 




TitBy si qutd te adiuero curamve leva$so, 

Quae nunc te coquit et versat in pectore fixa, 

Ecquid erit praemi? 
Licet eDim mihi versibus eisdem adfari te, Attice, quibiis adfatur 
Flamininum 

Ille vir haud magna cum re, sed plenus fidei. 
Quamquam certo scio, non, ut Flamininum, 



§§1.2.Widmung desBuches 
an T. Pomponius Atticus. 

1. Tite — ecquid erit praemi, 

Verse des Q. Ennius (geb. zu Rudia 

f in Kalabrien 5t5 u. 239 v. Ghr.), 

l aus dem lOten Buche seiner Anna- 

\ len, einer epischen Staatsgeschichte 

I Roms (in welcher zum ersten Male 

Utatt der nationalen saturnischen 

Yerse der griechische Hexameter 

I gebraucht wurde). Sie sind dort 

an Titut Quinctius Flamininus ge- 

richtet, den Besieger des macedo- 

/ nischen Philippus (bei Kynoske- 

phala 197); hier ubertragen auf 

Cicero's Freund Titus Pomponius 

Atticus. 

adiuero =s adiuvero. 
curamve levasso, Als er auf sei- 
nem Feldzuge gegen Philippus in 
Gpirus gelandet war, konnte er 
dem durch die Natur der Gegend ge- 
schutzten Feind nicht beikommen. 
Dies ist der Gegenstand der Sorge, 
Utcunque esset, heisst es bei Liv. 
XXXII, c. 9 : illo ipso tam iniquo 
loco aggredi hostem placuit. Sed 
magis id fieri' placebat, 
quam, quomodo fieret, sa- 
tis expediebant. YierzigTage 
blieb er, ohne irgend etwas unter- 
nehmen zu konnen, den Feinden 
gegenfiber, bis ein von dem epiro- 



tischen Fursten Gharopus gesende- 
ter Hirt dem Gonsui gegen eine Be- 
lohnung (daher ecquid erit praemi 
s==r praemii} den Weg durch das 
Gebirge zeigte (Liv. XXXH c. 11). 

levasso =b levavero, 

2. versat, mit langer Endsylbe 
nicht selten in der alteren Poesie. 
Vgl. c. 4 § 10. 

6. ille vir — fidei, der eben er- 
wahnte Hirt. 

plenus, Das „s** in dieser Endung 
wurde bei den alten Dichtern vor 
Gonsonanten in der Aussprache aus- 
gestossen. YgL Gic. orator c. 48 
§161: Quin etiam, quod iam subru- 
sticum videtur, olim autem politius, 
eorum verborum, quorum eaedem 
erant postremae duae litterae, quae 
sunt in „ optimus*^, postremam litte- 
ram detrahebant, nisi vocalis inse- 
quebatur, Ita non erat ea offensio 
in versibus, quam nunc fugiunt 
poetae novi, Ita enim loquebamur: 
„qui est omnibu' princeps" non 
„omnibus princeps**, 

re s=s re familiari. 

fidei, mit langem e, das erst spa- 
ter in den mehrsylbigen Wortern 
der funften Declination, die einen 
Gonsonanten vor der Endung haben, 
verkurzt wurde. 

7. quamquam zu Anfang eines 



22 



CATO MAIOR. c. 1, § 1-3. 



Sollicitari te, Tite, sic noctesque diesque. 
Novi enim moderationem animi tui et aequitatem, teque non 
cognomen solum Athenis deportasse, sed humanitatem et pruden- 
tiam intellego. Et tamen te suspicor eisdem rebus, quibus me 
ipsum, interdum gravius commoveri ; quarum consolatio et maior 5 
est et in aliud tempus differenda. Nunc aulem visum est mihi 
de senectute aliquid ad te conscribere. 2. Hoc enim onere, quod 
mihi commune tecum est, aut iam urgentis aut certe adventantis 
senectutis et te et me etiam ipsum levari volo ; etsi te quidem 
id modice ac sapienter, sicut omnia, et ferre et laturum esse 10 
certe scio. Sed mihi, cum de senectute vellem aliquid scribere, 
tu occurrebas dignus eo munere , quo uterque nostrum commu- 
niter uteretur. Mihi quidem ita iucunda huius libri confectio 
fuit, ut non modo omnes absterserit senectutis molestias, sed 
effecerit moUem etiam et iucundam senectutem. Numquam igi- 15 
tur digne satis laudari philosophia poterit, cui qui pareat omne 
tempus aetatis sine molestia possit degere. 3. Sed de ceteris 
et diximus multa et saepe dicemus; hunc librum ad te de sene- 
ctute misimus. Omnem autem sermonem tribuimus non Tithono, 
ut Aristo Cius, — parum enim esset auctoritatis in fabula — , 20 



^ 



selbstandigen Satzes beschrankt, 
mUdert oder verbessert das vorher 
Gesagte: „FreUich** ^gleichwohl". 
Vgl. c. 4, § 10. c. 7, § 24. c. 9. 
§ 29 (etn). c. 15, § 51. c. 19, § 67. 
§ 69. 

3. cognomen, T. Pomponius hatte 
von seinem langjahrigen Aufenthalte 
in Athen den Beinamen Atticus. 

4. eisdem rebus, die Verhaltnisse 
des Staates. S, d. Einleitung. 

5. quarum eonsolatio, object. Ge- 
netiv; „eine Trostschrift darfiber**. 

maior est „zu umfanf^reich'*. Es 
ist dazu eine grdssere Abhandlung 
erforderlich, als ich jetzt zu geben 
beabsichtige. Gicero sagt von der 
Schrift de senectute selbst de divin. 
n, t er habe sie zwischen andere 
nur- eingeschaltet. S. d. Einleitung 
p. 7. 

8. aut iam urgentis aut — ad- 
ventanHs senectuHs. Gicero war 
damals 62 Jahre alt. 

14. utnon modo omnes absterserit 
— senectutem. Freilich war diese 
WirkuDg nicht nachhaltig, wie fol- 



gende SteUe aus einem Briefe an 
Atdcus (XIV, 21) zeigt: Legendue 
mihi saepius est Cato maior ad 
te missus. j4mariorem enim me 
senectus facit. Stomachor omnia. 

15. effecerit mollem etiam et 
iucundam senectutem. Vgl. c. 16^ 
§56: Conditiora facit haec — 
aucupium atque venatio. 

16. cui aa cum ei. | 
§§ 3—15. Einleitung in die 

Schrift uber das Alter. 

19. misimus schliesst den BegrifT 
von scripsimus ein. 

tribmmus^ „in denMund legen**. 
Ich habe nicht Tithonus 2um Ver- 
treter des Greisenalters gemacht. 

Tithonus, der zwar unsterbliche, 
aber allen Einwirkungen des Alters 
unterworfene Gemahl der Eos. 

Aristo Cius « KeXoe. Aristo 
aus Geos, einer der cycladischen 
Inseln, war peripatetischer Philo- i 
soph und bluhte um 225 v. Chr. Von \ 
seinen zahlreichen Schriften sind > 
nur sehr wenige Bruchstucke auf 
uns gekommen. Gicero urtheilt iiber 



CATO MAIOR c. t, § 3 — c. 2, § 4. 



23 



sed M. Catoni seni , quo raaiorem auctoritatem haberet oratio ; 
apud quem Laelium et Scipionem facimus admirantes, quod is 
tam facile senectutem ferat, eisque eum respondentem. Qui si 
eruditius videbitur disputare, quam consuevit ipse in suis libris, 

5 id tribuito litteris Graecis, quarum constat eum perstudiosum 
fuisse in senectute. Sed quid opus est plura ? lam enim ipsius 
Catonis sermo explicabit nostram omnem de senectute sen- 
tentiam. 

4. Scipio. Saepe numero admirari soleo cum hoc C. Laelio 2 

10 cum ceterarum rerum tuam excellentem, M. Cato, perfectamque 
sapientiam, tum vel maxime, quod numquam tibi senectutem 



ihn de finibus V, c. 5, § 13: Con- 
cinnus et elegam Aristo: sed ea, 
quae desideraiur a magno philo- 
sopho, gravitas in eo non fiUt, 
Scripta sane et multa et polita: 
sed nescio quo pacto auctoritatem 
oratio non habet. Nicht zu ver- 
wechseln mit dem Stoiker Aristo 
aus Ghios, der um 270 v. Ghr. 
lebte. Vgl. de offic. 11, c. 16, § 56. 
1 in fabula, der Mythus, anstatt 
der dem Mythus angehorigen Per- 
son des Tithonus. Im Munde des 
dem Mythus angehorigen Tithonus 
wurde, sagt er, die Betrachtung zu 
wenig Gewicht haben. 

2. facimus mit dem Particip., 
,,darstellen, einfuhren, schildern''. 
Vgl. c. 15, § 54. 

3. qui si erudiUus videbitur dis" 
putare. Gicero macht selbst darauf 
aufmerksam, dass die gelehrte Bil- 
dung desGato wie sie im nachfol- 
genden Dialoge hervortrete, leicht 
auffallen konne. Durch die Erkla- 
rung id tribuito — senectute soli 
das Auffallende scheinbar gemildert, 
in Wahrheit aber, wie der Zusam- 
menhang zeigt, darauf hingewiesen 
werden, dass Gicero nicht beab- 
sichtige, streng an die Person des 
historischen Gato sich zu halten. 
Er hatte jaGato's Person nur des- 
halb gewahlt, um einen wurdigen 
Vertreter des Greisenaiters zu ha- 
ben, ohne sich durch diese Wahl 
in dem Maasse beschranken zu las- 
sen, dass er deshalb auf die Be- 



weisgrunde verzichtete, die ihm 
seine eigene hohere und griind- 
lichere Bildung darbot. Dies zei- 
gen deutlich die folgenden Worte : 
ipsius Catonis sermo expUcabit 
nostram omnem de senectute 
sent&ntiam. 

4. in stUs libriSy suis mitNach- 
druck voran „eigen«, Vgl. c. 5, 
§ 14: sua vitia et suam culpam 
— conferunL Ueber seine Schrif- 
ten s. Einleitung S. 11. 

5. litteris Graeeis — seneetute, 
Vgl. c. 8, S 26 und Plutarch ^Gato 
C. 2: Ttaiosias *EXkijvixr]S orpt- 
fia&Tje ysvic&at Xiysrai. Was 
Gato von diesen Studien gehalten, 
beweist eine bei Plin. nat hist. 29, 
8 von Him erhaltene Aeussernng: 
satis esse ingenia Graecorum in* 
spicere, non perdiscere, Vgl. Plu- 
tarch Gato c. 23: . . . naaav 'EX' 
Xrivucrjv fwvaav 9cai TtatSsiav vno 
yiXoriftiae Tt^OTtijXaxi^cav, Gicero 
selbst spricht ihm an einer anderen 
Stelle (de orat. III, c. 33, § 135) 
die feinere griechische Bildung 
ab: Quid enim M, Catoni prae- 
ter hanc politissimam doctrinam 
transmarinam atque adventiciam 
defuitf 

11. quod numquam — senserim, 
Scipio fuhrt diese Wahrnehmung 
nicht als Thatsache, sondern als 
seinen eigenen Gedanken an, „dass, 
wie ich mir sagte, ich nie bemerkt 
habe* . . . deshalb der Gonjunctiv» 
Vgl. c. 3, § 7. 



24 



GATO MklOR. c. 2, § 4. 5. 



gravem esse senserim, quae plei*isque senibus sic odiosa est, ut 
onus se Aetna gravius dicant sustinere. 

Cato. Rem haud sane difficilem , Scipio et Laeli , admirari 
videmini. Quibus enim nihil est in ipsis opis ad 
bene beateque vivendum, eis omnis aetas gravis S 
est; qui autem omnia bona a se ipsi petunt, eis 
nihilpotest malum videri, quodnaturaenecessitas 
adferat; quo in genere est in primis senectus, quam ut adi- 
piscantur, omnes optant, eandem accusant adeptam; tanta est 
stultitiae inconstantia atque perversitas. Obrepere aiunt eam 10 
citius, quam putassent. Primum, quis coCgit eos falsum putare? 
Qui enim citius adulescentiae senectus, quam pueritiae adule- 
scentia obrepit? Deinde, qui minus gravis esset eis senectus, si 
octingentesimum annum agerent, quam si octogesimum? Prae- 
terita enim aetas quamvis longa, cum efQuxisset, nulla conso- 15 
latione permulcerc posset stultam senectutem. 5. Quocirca si 
sapientiam meam admirari soletis — quae utinam digna esset 
opinione vestra nostroque cognominel — in hoc sumus sapien- 



1. ut onus — sustinere, Nach 
Euripides Hercules furens 637: 

a reoras fiot yiXov' axd^os Si 

ro yrj^as aiai 
PaQyrsf^ov jiXrvas axoneXa^v 
ini xqari xeXrai, 

4. quibus enim nihil est in ipsis 

— adferat Nur wer in sich selbst 
das GJuck zu suchen und zu finden 
weiss {avra^eia), findet die rich- 
tige SteUung gegenCiber den yer- 
meintlichen, auf Naturnothwendig- 
keit beruhenden, Uebeln des Lebens. 

8. quo in genere est . , , , „hier- 
zu*, d. h. zu den Dingen, welche 
auf Natumothwendigkeit gegrundet 
sind, ^gehdrt''. 

9. adeptam, passivisch, wie c. 17, 
§ 59 dimensa, c. 20^ § 74 medita- 
tum, S. zu c. 19, § 71. 

12. qui enim citius adulescentiae 

— obrepit? Gewohnlich wird noch 
die iuventus zwischen die adules- 
centia und die senectus gestellt. 
Richtiger adulescentia, die Zeit der 
zunehmenden Kraft, senectus die 
Zeit der abnehmenden Kraft, so dass 
adulescentia die iuventus, und, wie 



Gic. Top. 7, 32, auch die pueritia 
mit einschliesst. 

15. cum effluaisset, ^wann**, 
„zu der Zeit, wo . . .*, nicht „da** ; 
pleonastisch naLc\ipraeterita,um die- 
sen Begrifi', auf welchem der Nach- 
druck liegt, besonders hervorzuhe- 
ben. Wir „ wann sie voruber i s t' ; im 
Lateinischen werden Nebensatze oft 
nicht nur in die Zeitsphare des 
Hauptsatzes, sondern auch in die 
M d u s sphare desselben hineinge- 
zogen; so hier der Gonjunctiv ef- 
fluxisset wegen des Gonjunctivs 
posset, VgL c. 23, § 82 : posterita- 
tem ita semper prospiciebat, quasi, 
cum excessisset e vita, tum deni" 
que victurus esset. 

17. utinam digna esset, Indem 
er den Gonj. Imperf. gebraucht, wi- 
derlegt er bescheiden die Meinung, 
als sei er des von Scipio ausge- 
sprochenen Lobes wfirdig. VgL c. 8, 
§ 26. c. 10, § 32. 

18. nostroque cognomine, £r 
hiess ^Sapiens'', ein Beiname der 
fibrigens vorzugsweise dem Staats- 
manne galt (quia multarum rerum 
usum habebat, Gic. de amic. c. 2, 



GATO MAIOR. c. 2, § 5. 6. 



25 



tes, quod naturam optimam ducem tamquam deum sequimur 
eique paremus; a qua non veri simile est, cum ceterae partes 
aetatis bene descriptae sint , extremum actum tamquam ab inerti 
po^ta esse neglectum. Sed tamen necesse fuit, esse aliquid ex- 
5 tremum et, tamquam in arborum bacis terraeque fructibus, ma- 
turitate tempestiva quasi vietum et caducum; quod ferendum est 
moUiter sapienti. Quid est enim aliud Gigantum modo bellare 
cum diis, nisi naturae repugnare ? 

6. Laelius. Atqui, Cato, gratissimum nobis, ut etiam pro 
10 Scipione poUicear, feceris, si, quoniam speramus, volumus qui- 
dem certe senes fieri, multo ante a te didicerimus, quibus facil- 
lime rationibus ingravescentem aetatem ferre possimus. 

Cato. Faciam vero, Laeli, praesertim si utrique vestrum, ut 
dicis, gratum futurum est.. 

Laelitis, Volumus sane, nisi molestum est, Cato, tamquam 



15 



§ 6), ohne ibm eine hohere Weis- 
heit im Sinne einiger Pfailosophen- 
schulen beizulegen. 

1. quod naturam — sequimur, 
Das stoi8cheMora]princip«0cti7t(fi<m 
naturam vivere, 

2. ceterae partes aetatis, welche 
Lebensalter gemeint sind, ergiebt 
sich aus dem folgenden extre- 
mum actum, 

3. bene descriptae, „wohl abge- 
granzt''. Horat. de arte poStica 86 : 
Descripias servare vices operum- 
que colores cur ego si nequeo 
ignoroque poffta salutor? Alie Le- 
bensalter (Acte) haben ihre Aufgabe 
fur die Entwickelung des Lebens- 
dramas zuertheilt erhaiten, wie 
sollte das Greisenalter (der letzte 
Act) vernachlassigt worden und 
leer ausgegangen sein! — Anders 
discripta c. 17, § 59. 

4. necesse fuit, in der Natur der 
Sache begrundete Nothwendigkeit. 

6. quod ferendum est molliter 
sapienti, MolUter sonst „unmann- 
lich, weibisch*, hier ^fdgsam, mit 
Ergebung**, d. i. „ohne thdrichten 
Widerstand". 

7. qnid est enim aliud — repu- 
gnare? Der Weise muss es mit 
Ergebung ertragen, weil es Natur- 
nothwendigkeit ist. Wer es nieht 



thut, der unternimmt gegen die Na- 
tur einen so vergeblichen Kampf, 
wie die Giganten gegen die Gotter. 
Ebenso Gic. de divinatione 11. c. 36, 
§ 78 : Quid est aliud nolle moneri 
a love, nisi efficere, ut aut ne 
fieri possit atispicium, aut si fiat 
videri, 

9. atqui, „nun aber", „aberdoch", 
ahnlich, wie im Untersatze {pro- 
posiHo minor) bei der SchlussfoU 
gerung. Vgl. c. 22, § 81. 

ut etiam pro Scipione pollicear 
erklart das vorhergehende noMs, 

11. muHo ante, ehe wir alt 
werden. VgL c. 6, § 18. c. 14, 
§ 49. 

15. Folumus sane — quale sit, 
Sinn: Wir haben denselben Weg 
vor uns, den du zuruckgelegt hast. 
Theile uns mit, was fur ein Ziel 
du am Ende dieses Weges erreicht 
hast. 

nisi molestum est, Nisi giebt 
den Ausnahmefall an, in welchem 
dieAussage des Hauptsatzes {volu- 
mus sane) zu verneinen ist : „(nur) 
nicht wenn**, d. \, «ausser wenn". 
VgL c. 7, § 21. 

tamquam longam aliquam 
viam confeceris, Im Original (Pla- 
to's Staatl, p. 328 E) nur SaTte^ 
rtva oBbv nQoeXrjXv&oxtov, 



26 



CATO MAIOR c. 3, { 7, 



longam aliquam viam confeceris, quam nobis quoque ingredien- 
dum sit, istuc, quo pervenisti, yidere quale sit. 
8 7« C(Uo. Faciam, ut potero, Laeli. Saepe enim interfui 

querelis aequalium meorum — pares autem vetere proverbio 
cum paribus facillime congregantur — quae C. Salinator, quae 5 
Sp. Albinus, homines consulares, nostri fere aequales, deplorare 
solebant, tum quod voluptatibus carerent, sine quibus vitam nul- 
iam putarent, tum quod spernerentur ab eis, a quibus essent coli 
soliti. Qui mibi non id videbantur accusare, quod esset accusan- 
dum. Nam si id culpa senectutis accideret, eadem mihi usu ve- 10 
nirent reliquisque omnibus maioribus natu ; quorum ego multo- 
rum cognovi senectutem sine querela, qui se et libidinum vin- 
culis laxatos esse non moleste ferrent, nec a suis despicerentur. 
Sedomnium istiusmodi querelarum in moribus est 
culpa, non in aetate. Moderati enim et nec difficiles nec 15 
i nhumani senes tolerabilem senectutem agunt , importunitas 
autemetinhumanitasomniaetatimolesta est. 



1. quam nobis quoque ingredien- 
dum sit sB rjv xai rjiuas ifftos 8eria8& 
Tfo^evso&ai bei Plato a. a. St. Der 
Gebrauch des transitiveii Objects- 
accusaiivs beim Gerundivum ist bei 
Gieero selten. S. zu c. 19, § 7t. 

2. isiuc, quo pervenisti — quale 
tU; quale sit «die Beschaffenheit" ; 
ebenso ist istue, quo pervenisti 
durch ein Substantivum zn uber- 
setzen. 

3. faciam, Ich wiil es thun; 
habe ich doch selbst vielfache Kla- 
gen yernommen, die ich nicht ffir 
berechtigt halten kann. 

interfui querelis — quae — de- 
plorare solebant Nachlassigkeitdes 
Ausdrucks, die durch die Parenthese 
entschuldigt wird. Quae — de- 
plorare solebant wiederholt, was 
Yor der Parenthese durch saepe und 
querelis ausgedruckt ist. „Ich war 
bei den Klagen zugegen, welche 
sie zu fuhren pflegten". 

4. pares — cum paribvs facil- 
• lime congregantur, Vgl. Plato Sym- 

posion 195 B: ouoiov ofiolqf ael 
naXa^ei. Hom. Odyss. XVII, 218: 
(os aiei rov ofiotov ayB& d'scs <os 

TOV OflOtOV, 



5. C, (Livius) SaHnator, ausge- 
zeichnet als Befehlshaber der Flotte 
im Kriege gegen Anliochus, nament- 
lich durch den Seesieg bei Ghios 
191, Gonsul 188 v. Gbr. 

6. Sp. (Postumius) AWinus, Gon- 
sul 186 V. Ghr. 

nosiri fere aequales, Gato war 
195 V. Ghr. Gonsul. 

7. quod voluptatibus carerent, 
«dass, wie sie sagten^ Dies 
drfickt der Gonj. aus. Ebenso c. 5, 
§ 15 : quod avocet . . . Ygl. c. 12, 
§ 39: Sequitur tertia vituperatio 
senectutiSy quod eam carere di^ 
ount volupiatibus. 

sine quibus viiam nullam puta- 
rent, das Leben fur kein Leben hal- 
ten, d. h. dieses Namens nicht wur- 
dig erachten. Ygl. c. 1 1, § 35 : qtuim 
tenui aut nulla potius valetudine, 

12. sine querela, anstatt eines 
Adjectivs, wie Tusc. II, c. 3, § 7: 
iectio sine uUa delectatione (uner- 
quicklich). YgL de offic. I, c. 8, § 25 : 
belectant etiam magnifici appara- 
tus viiaeque eultus cum elegantia 
et copia (d. i. gewahlt und reich). 

14. sed omnium istiusmodi que- 
reiarum in moribus est cuipa, non 



CATO MAIOR. c. 3, § 8 — c. 4, § 10. 



27 



8. Laelius. Est, ut dicis, Cato ; sed fortasse dixerit quispiam, 
tibi propter opes et copias et digDitatem tuam tolerabiliorem se- 
nectutem yideri ; id autem non posse multis contingere. 

Cato. Est istud quidem, Laeli, aliquid; sed nequaquam in 

5 isto sunt omnia; ul Themistocles fertur Seriphio cuidam in iur- 
gio respondisse, cum ille dixisset, non eum sua sed patriae gloria 
splendorem assecutum: ,Nec hercule^ inquit, ,si ego Seriphius 
essem, nec tu, si Atheniensis, clarus unquam fuisses^ Quod 
eodem modo de senectute dici potest. Nec enim in summa inopia 

10 levis esse senectus potest, ne sapienti quidem, nec insipienti 
etiam in summa copia non gravis.^ 9. Aptissima omnino sunt, 
Scipio et Laeli, arma senectutis artes exercitationesque yirtutum, 
quae in omni aetate cultae , cum diu multumque vixeris, miri- 
ficos efferunt fructus, non solum quia numquam deserunt, ne 

L5 extremo quidem tempore aetatis — quamquam id quidem maxi- 
mum est — , verum etiam quia conscientia bene actae 
yitae multorumque bene factorum recordatio iu- 
cundissima est. 

10. Ego Quintum Maximum, eum, qui Tarentum recepit, 4 



in aetate, EinHauptgrundsatz, 
auf welchem die ganze nachfolgende 
Abhandlung niht. 

2. opes, die Mittel, sich im Staate 
geltend zu machen, „der politische 
Einfluss*', copiae «Wohlhabenheit*. 

dignitas, „Ansehen bei den Men- 
schen" ; seltener subjectiy die Wur- 
digkeit. 

4. est — aliquidf das ist wohl 
E t w a s , der Gegensatz liegt in non 
omnia, Ygl. Plato's Staat 239 E : 
Xiyovoi piv T«, ov fiivroi ye offov 
oi'ovra&, 

5. Seriphio, aus Seriphus, einer 
der cycladischen Inseln. DieAnek- 
dote ist aus PIato's Staat 1, 329E. 
330 A: ro rov 08finaroxXeov6 ev 
iVe« os r4> ^BQupliD Xotdopovuevip 
xal kivovrty ort ov oi avrov aAAa 
But rrjv TtoXiv evBoxifioX, anexQl- 
varo, irt ovr^ av avros JSeQitptos 
cov ovofiaaros iyivexo, ovr^ ixeXvos 
lAd^vaXos, 

9. nec enim in summa inopia — 
non gravis, Nach PIato'8 Staat 
330 A : ovr^ av o intetx^s (bei 
Gicero sapicns) Ttavv rt ^ctSlms 



yriQas jnera nevias iviyxot, ov&^ 
6 fih iTttetxris TtXovrrjaas eiixoXos 
Ttor av eavrt^ yivotro, Um sich 
auszuzeichnen, ist zweierlei erfor- 
derlich: Tuchtigkeit und Gelegen- 
heit, die Tuchtigkeit geltend zu 
machen. So genugt, um dieUebel 
des Greisenalters zu ertragen, nicht 
die Weisheit allein. Druckender 
Mangel macht auch dem Weisen 
das Greisenalter schwer, wie um- 
gekehrt der hochste Ueberfluss den 
Unweisen nicht Yor der Belastigung 
des Greisenalters schutzt. 

12. arma senectutis, Waffendes 
Greisenalters gegen die Beschwer- 
den desselben.^ Vgl. c. 11, § 35. 

13. multumque vixerisy ^einrei- 
ches Leben fiihren''. 

19. Q, (Fabius) Maximus Ver- 
rtieosus, wegen seines vorsichtigen 
Widerstandes gegen Hannibal im 
J. 217 Gunctator genantit. S. unten 
(c. 4. § 10) den Vers des Ennius. 

qui Tarentum recepit, T. 212 
Yon Hannibal genommen, wurde 
Yon Fabius Maximus wiedererobert 
209. Liv. XXVn, 15. 16. 



28 



GATO MAIOIL c. 4, § 10. 



senem adulescens ita dilexi, ut aeqQalem. Erat enim in illo 
viro comitate condita gravitas, nec senectus mores mutayerat. 
Quamquam eum colere coepi non admodum grandem natu, sed 
tamen iam aetate proyectum. Anno enim post consul priraum 
fuerat, quam ego natus sum; cumque eo quartum consule adu- 5 
lescentulus miles ad Capuam profectus sum, quintoque anno post 
ad Tarentum. Quaestor deinde quadriennio post factus sum, quem 
magistratum gessi consulibus Tuditano et Cethego, cum quidem 
ille admodum senex suasor legis Cinciae de donis et muneribus 
fuit. Hic et bella gerebat ut adulescens, cum plane grandis esset, 10 
et Annibalem iuveniliter exsultantem patientia sua molliebat; de 
quo praeclare familiaris noster Ennius : 

Unus homo nohis cunctando restituit rem; 

Noenum rumores ponebat ante salutem, 



3. quamquam, S. zu c. 1, § 1. 
Hier „fireilich war er noch nicht 
sehr bei Jahren, als ich . . . .*, 
wodurch das vorhergehende nec 
ienectui mores mutaverat yer- 
hessert wird. Vgl. c. 7, § 24. 

colere^ als Jtlngerer an einen 
Aelteren, als Glient an einen Patron 
sich anschliessen, ihm die im romi- 
schen Leben Qblicbe Hochachtnng 
erweisen. S. c.l8, § 63 salutari ff. 

4. anno enimpostconsulprimum 
fuerat, Das erste Gonsulat desFa- 
bius Maximns fallt in das J. 233. 

5. eumque eo quartum consule 
— profectus sum, 214. NachPlu- 
tarch Gato 1 und Gomel. Nep. Gato 
1 leistete Gato seine ersten Kriegs- 
dienste bereits 217; 214 war er 
nach Gomel. Nepos schon Kriegs- 
tribun {M. Fabio^ M, Claudio con- 
sulibus tribunus mil, in SiciUa 
fuit), 

6. miles, der junge dienende 
Soldat im Gegensatze zum Unter- 
und Oberbefehlshaber. 

Capuam wie oft fdr Gampanien. 

8. consuUbus {P, Sempronio) Tu- 
ditano et {M, Cem,) Cethego 204. 

cum quidem, Quidem hebt das 
Wort, den Begriff, dem es nach- 
gesetzt ist, mit Nachdrack hervor. 
Der Deutsche, der dies durch die 
blosse Betonung erreicht, kann es 



nach relativen Adjectiven, Ad- 
verbien und Gonjunctionen nur da- 
durch wiedergeben, dass er daffir 
das entsprechende Demonstrativum 
setzt, «damals (namlich) als . . .**. 
Ygl. c. 4, § 11. Quem quidem (und 
auf d e n) probe meminisse potestis 
§ 14. 46. 53. 55. 71. Quo quidem 
me proficiscentem (wenn icfa da- 
hin wandere) kaud sane facile 
quis retraxerit § 83. 

9. suasor — fuit „er war der 
Mann, welcher** .... zu unter- 
scheiden von suasit, welches mehr 
die Handlung als die Person her- 
vorhebt. Ueber suadere s. c. 5, 

§ 14. 

legis Cineiae. Der Inhalt dieses 
Gesetzes kurz angegeben bei Tacit. 
Annal.XI, c. 15 : consurgunt patres 
legemque Cinciam flagitant, qua 
eavetur antiquitus, ne quis ob cau- 
sam orandam (fur die Ffihrang eines 
Processes) pecuniam donumve ac- 
mpiat, Liv. XXXIV, 4ff. 

12. Ennius, Die Stelle ist aus 
dem achten Buche der Annalen. 

13. rem » rem publieam, 

14. noenum rumores — satutem, 
Noenum alterthAmlich fur non, 
wahrscheinlich aus ne oenum — 
ne unum; uber ponebat vgl. zu 
c. 1, § 1. Rumores, dass er aus 
Feigheit den Kampf vermieden. 



GATO MAIOR. c. 4, § 11. 12. 



29 



Ergo priusque magisque viri nunc ghria clant. 
U. Tarentum vero qua vigilantia, quo consilio recepitl cum 
quidem me audiente Salinatori, qui amisso oppido fuerat in arce, 
glorianti atque ita dicenti: ,Mea opera, Q. Fabi, Tarentum re- 

5 cepisti^; ,CerteS inquit ridens, ,nam nisi tu amisisses, numquam 
recepissem^ Nec vero in armis praestantior, quam in toga; qui 
consul iterum, Sp. Carvilio collegfa quiescente, C. Flaminio, tri- 
buno plebis, quoad potuit, restitit agrum Picentem et Gallicum 
viritim contra senatus auctoritatem dividenti, augurque cum esset, 

10 dicere ausus est, optimis auspiciis ea geri, quae pro rei publicae 
salute gererentur, quae contra rem publicam ferrentur, contra 
auspicia ferri. 12. Multa in eo viro praeclara cognovi ; sed nihil 
admirabilius, quam quomodo ille mortem filii tulit, clari viri et 
consularis. Est in manibus laudatio; quam cum legimus, quem 

15 philosophum non contemnimus? Nec vero iUe in luce modo 



1. priusque magUque, cf. Poiyb. 
ni, 105: roie fiiv ovv ttop' avrbv 
yerofievois vov nlvBwov ^v ivaq- 
yes, ori $ta uev rriv Magxov roX- 
fiav aTtokoakB ra oka^ out oe rrjv 
evXafieiav rov 0afilov aeffoiffrat 
xai Ttqo rov xaivvv. Aus dem 
folgenden claret ist zu primque 
(in-)claruit zu erganzen. 

2. cum quidem, s. zu § 10. 

3. (flf. Liv.) Salinatorif wahr- 
scheinlich ein Gedachtnissfehler, 
der auch de orat. IL^ c. 67 § 273 vor- 
kommt. Bei Liv. XXVII, 34 heisst 
der Feldherr M. Livius Macatus. 

6. in toga, im Friedensgewande, 
d. h. in seiner staatsbiLrgerlichen 
Thatigkeit wahrend des Friedens, 
Gegensatz zu tn armis, Vgl. de 
offic. I, c. 22, § 77 : Cedant arma 
togae, concedat laurea laudL 

7. consul iterum, 288. 
quieteente, 'nichts thun, sich nicht 

widersetzen. 

C, Flaminio, derselbe, welcher 
zum zweiten Male Gonsul 217 in 
der Schlacht am lacus Trasimennus 
gegen Hannibal fieL — Polybius 
Hist. n, 21, 7 setzt die Rogation 
in das Jahr 232. Es ist wahr- 
scheinlich, dass der Widerstand bis 
zu dem Jahre gedauert hat, das 
Gicero hier angiebt. 



8. agrum Pieentem, eine Land- 
schaft in Mittelitalien, granzend an 
Umbrien, das Sabinerland, das Ge- 
biet der Marser und das adriatische 
Meer. Aus diesem ager und dem 
ager Gallicus waren die Senonen 
Yon den Romern yertrieben worden. 

9. conira senatus auctoritatem, 
„gegen das Gutachten des Senats^. 
De invent. H, 17 sagt er, dass es 
oontra vohmtatem omnium opti- 
matum geschehen sei. Den Opti- 
maten erschien diese lex agraria, 
wie alle spateren und fruheren, 
als ein Mittel zur Yerfuhrung des 
Volkes. 

dividenti vertheilen woUte. 

10. optimis auspiciis ea geri 
quae — gererenturf ahnlich dem 
Homerischen els oia^vos a^iaros 
afivvea&at neoi ndroijs. U. XII, 
243. 

11. quae ferrentur, ferre auch 
ohne rogationem oder l^em „be- 
antragen*. 

14. est in manibus^ «in unseren 
Handen**; anders c. 7, § 22. c. 11, 
§ 38. 

laudaUo, die Leichenrede, die er 
seinem Sohne gehalten hat. 

quem pkilosophum non contem- 
ninms? Sinn: Mussen wir ihn nicht 
hoher stellen, als alle Philosophen ? 



30 



CATQ MAIOR. c. 4, § 12 — c. 5, § 13. 



atque in oculis ciyium magnus, sed intus domique praestantior. 
Qui sermol quae praeceptal quanta notitia antiquitatis, scientia 
iuris auguriil Multae etiam, ut in homine Romano, litterae; 
omoia memoria tenebat, non domestica solum, sed etiam externa 
bella. Guius sermone ita cupide fruebar tum quasi iam divinarem 5 
id, quod evenit, illo exstincto fore, unde discerem, neminem. 

13. Quorsus igitur haec tam multa de Maximo ? Quia pro- 
fecto yidetis, nefas esse dictu, miseram fuisse talem senectutem. 
Nec tamen omnes possunt esse Scipiones aut Maximi, ut urbium 
expugnationes, ut pedestres nayalesve pugnas, ut bella a se gesta, 10 
ut triumphos recordentur. Est etiam quiete et pure atque 
eleganter actae aetatis placida ac lenis senectus, 
qualem accepimus Platonis, qui uno et octogesimo anno scribens 



Ueber die Bedeutung tod contetn- 
nere s. zu c. 18, c. 65. 

in luce, „affentlich% bildet 
den Gegensatz zu intus, „ d a h e i m^ ; 
wie in ocuUs civium (die nahere 
Bestimmung zu in luce) den zu 
dotni, wodurch inius genauer be- 
zeichnet wird (Thatigkeit ffir 
den Staat — Thatigkeit fflr 
das Haus). Was unter dieser 
hauslichen Wirksamkeit gemeint 
sei, zeigen die folgenden Worte: 
Qui sermo! (Gabe der Unterhal- 
tung) qiLae praeeepial <Gabe der 
Belehrung) quanta notiiia — ex- 
tema bella (Reichthum an Kennt- 
nissen). 

2. scientia iuris augurii, lus 
augurium (so bei Gato selbst in 
der Ausgabe von Jordan p. 27) 
oder augurum das den Augurn zu- 
stehende Recht, in zweifelhaften 
Dingen auf Gnind ihrer Wissen- 
schaft {disciplina) entscheidende 
Auskunft zu geben {decreia, re- 
sponsa augurum), 

3. ut in homine Romano, ut 
hat beschrankenden Sinn ^fureinen 
Romer". Vgl. Liv. XXX, c. 33: 
Alexander, vir ut inter Aetolos 
facundus, Gelehrte Bildung war 
damals unter den Romern noch 
selten. 

litterae, gelehrte, aus Biichern 
gewonnene Bildung. 



6. illo exstincto, £r starb 203. 

7. quia profecto videtis, . . . . 
Sinn: ich wolite durch diesesBei- 
spiel zeigen, dass die Beschwerdeo 
nicht nothwendig mit dem Greisen- 
alter yerbunden sind. 

9. Scipiones, ^Manner wie Sci- 
pio**. 

11. est etiam quiete — actae 
aetatiS) Gegensatz zu dem offent- 
lichen Leben, dem die Yorher ge- 
nannten Manner angehoren. Nicht 
auf grosse Staatsmanner be- 
schrankt sich diese Wahrnehmung, 
sondern auch im Privatleben, 
in jedem Lebensberufe findet sle 
Bestatigung. Beispiele : Plato, Iso- 
cratesu.A. Eskonunt nur auf den 
Charakter {mores) an; das AUer 
an sich tragt keine Schuld. 

pure bezeichnet die Reinheit der 
Sitten, eleganter die Schonheit der 
Sitten, welche zumeist im Yerkehr 
mit den RAnsten und Wissenschaf- 
ten gewonnen wird. S. die foigen- 
den Beispiele. Der auf Geschmack 
(iudicium) beruhende Schonheits- 
sinn zeigt sich im Auswahlen und 
Unterscheiden (eligere). Durch at- 
que werden die beiden Begriffe ais 
zusammengehorig undeinander er- 
ganzend bezeichnet. 

13. qualem accepimus Platonis, 
namlich senectutem fuisse, Piato, 



GATO MAIOR. c. 5, § 13. 14. 



31 



10 



est mortuus; qualem Isocratis, qui eum librum, qui Panathenai- 
cus inscribitur, quarto et nonagesimo anno scripsisse se dicit, 
vixitque quinquennium postea; cuius magister Leontinus Gorgias 
centum et septem complevit annos, neque umquam in suo studio 
atque opere cessavit. Qui, cum ex eo quaereretur, cur tam diu 
yellet esse in vita, ,Nihil habeo^ inquit, ,quod accusem senectu- 
tem^ 14. Praeclarum responsum et docto homine dignum. Sua 
enim vitia insipientes et suam culpam in senectutem conferunt; 
quod non faciebat is, cuius modo mentionem feci, Ennius: 
Sic ut fortis equus, spatio qui saepe supremo 
Vicit Olympia, nunc senio confectus quiescit: 
equi fortis et victoris senectuti comparat suam. Quem quidem 
probe meminisse potestis. Anno enim undeviccsimo post eius 
mortem hi consules, T. Flamininus et M'. Acilius, facti sunt; iUe 



der Philosoph, geboren zu Athen 
429, t 348. 

scriberu. So erzahlt auchValer. 
Maximus 8, 7,3. Nach einem an- 
dern Gewahrsmanne starb er bei 
einem Gastmale. 

1. hocratis, Isocrates (geboren zu 
Athen435) ein beriihmter Lehrer 
der Beredsamkeit zuerst in Ghios, 
dann in Athen. Er starb einen frei- 
willigen Tod nach der Niederlage 
der Athener bei Gbaronea. 

Panaihenaieus , eine noch vor- 
handene Lobrede auf Athen. 

2. dicit, im Panatben. c. 1 : roJs 
ilrsai ivsvrjxovra nai rirraqaiv, 
afv kyo) rvyxavo} ysyovoie. 

3. mofritter Leoniinus Gorgias, 
G. aus Leontini in Siciiien, etwa 
485 V. Ghr. geb. , gewolmlich als 
Sophist mk aufgefuhrt, nannte sich 
selbst Rhetor. £r erklarte sich be- 
reit, tiber jeden Gegenstand aus dem 
Stegreif zu sprechen. 

4. centum — complevit^ „er lebte 
volle lOTJahre". Die Angaben der 
Aiten schwanken zwischen 105bis 
108 J. 

7. docto homine, S. zu c. 20, 
§75 indocti. 

stut enim vitia — conferunt. Was 
die Menschen selbst verschulden, 
pflegen sie dem Greisenalter zur 
Last zu legen. Vgi. c. 1, § 3. 



9. modo, „80 eben". Vgl. c. 4, 
10. 

10. sic ut fortis equus . . . Verse 
aus dem 1 8ten Buche der Annalen, 
durch welche Gicero beweisen will, 
dass Ennius eine so verkehrte 
Ansicht nicht ^ehabt habe. Erst 
die folgenden Worte: Equi fortis 
et victoris senectuti comparat 
suam machen es klar, inwiefern 
dies aus den Versen hervorgehen 
kann. 

spatio supremo, „am Ende der 
Rennbahn". Vgl. c. 23, § 83. 

11. vtdit Olympia, dem griechi- 
schen ^OXvfinia vixav nachgebildet : 
„in den olympischen Spielen Sieger 
sein". 

cenfectus, s. zu plenus, c. 1, § 1. 

12. quem quidem probe memi- 
nisse potestis. Meminisse aliquem^ 
sich auf Jemanden besinnen, dessen 
Zeitgenosse man gewescga ist. Vgl. 
nostra memoria, «unsere Zeit**. 
Ueber quidem s. c. 4, § 10. 

14. hi consules, die jetzigen 
Gonsuln 150. Gicero setzt in dieses 
Jahr das vorliegende Gesprach iiber 
das Greisenalter. 

T. (Quinctius) Flamininus, zu 
unterscheiden von dem c. 1, § 1 
erwahoten Sieger (iber Philipp von 
Macedonien. 



32 



CATO MAIOR. c. 5, § 14 — c. 6, § 15. 



6 



autem Caepione et Philippo iterum consulibus mortuus est , cum 
ego, quinque et sexaginta annos natus, legem Voconiam magna 
Yoce et bonis lateribus suasissem. Annos septuaginta natus — 
tot enim vixit Ennius — ita ferebat duo quae maxima putantur 
onera, paupertatem et senectutem, ut eis paene delectari videre- 5 
tur. 1&. Etenim, cum conplector animo, quattuor reperio causas, 
cur senectus misera videatur, 

unam quod avocet arebusgerendis, 
alteram, quod corpus faciat infirmius, 
tertiam, quod privet omnibus fere voluptatibus, tf 
quartam, quodhaud proculabsitamorte. 
Earum, si placet, causarum quanta quamque sit iusta unaquae- 
que, videamus. 

A rebus gerendis senectus abstrahit. Quibus? an 
eis, quae iuventute geruntur et viribus? Nullaene igitur res sunt 15 



1 . {Cn. Servilio) Caepione et (Q, 
Marcio) Pkilippo iterum c. 169. 
Das iterum bezieht sich nur auf 
das Gonsulat des Philippus. Ennius 
starb (praetore [C, Sulpicio Galo] 
ludos ApolUnis faciente Brut. c. 20) 
nach derAuffuhrung seinerTragodie 
Thyestes. 

2. legem Foconiam, de mulierum 
hereditatibus y nach dem Tribunus 
Q. Yoconius Saxa benannt, welcher 
durch dieses Gesetz dem iiberhand 
nehmenden Reichthum der romi- 
schen Frauen und den daraus her- 
Yorgehenden Uebelstanden steoern 
wollte. Diese Uebelstande bestanden 
hauptsachlich darin, dass 1) der 
Glanz und der Einfluss der alten 
Familien litt, indem dasYermdgen 
derseiben durch die Frauen in andere 
Familien iiberging; 2) dass die dem 
Staate gefahrliche Yerschwendung 
der Frauen mehr und mehr befor- 
dert wurde. Um diese Gefahren ab- 
zuwenden, bestimmte er: i) qui 
eentum milia aeris census esset 
(wer auf 100,000 Sestertien abge- 
schatzt sei), ne quis mulierem he- 
redem institueret, 2) qui centum 
milia aeri^ census esset, ne quis 
plus legaret (als Legat verma- 
chen), quam ad heredem he- 
redesve perveniret (Das Wesen 



dieser Bestimmung beruht auf dem 
Gegensatze vpn hgaret und hered.) 

3. suasissem, Die Rede, durch 
welche Gato den Gesetzesvorscblag 
unterstutzte (suadere)^ war zu 
Livius' Zeit noch vorhanden. Aaf 
uns sind nur wenige sehr geringe 
Bruchstucke gekommen. Liv. epit 
XLI: Q. Foconiu^ Saxa tribunus 
plebis legem tulit, ne quis heredem 
muUerem instUueret. Suasit legem 
M, Cato, exstat oratio eius. 

§ 15. Schluss der Einlei- 
tung und Disposition der nachfol- 
genden Abhandlung. Yier Punkte 
sind es, die vorzugsweise gegen 
das Greisenalter geltend gemacht 
werden, und deren Widerlegung 
die Aufgabe des Dialogs sein solL 

7. avoeet — /aciat — privet — 
absit. S. zu c. 3, § 7. 

Erster Haupttheil: Ist es 
wahr, dass das Greisenalter zu Ge- 
schaften unbrauchbar macht? 

14. quibus? ohne Wiederholung 
der Praposition. 

an aa ,doch wohl*. 

15. iuventute — et viribus ,j u- 
gendliche Krafte": eine vom 
Deutschen abweichende Ausdrucks- 
weise, das sogenannte Hendia- 
d y i n ; die Eigenthumlichkeit des- 
selben besteht darin, dass zwei von. 



CATO MAIOR. c. 6, § 15. 16. 



33 



seniles , quae vel iDfirmis corporibus animo tamen administren- 
tur? Nihil ergo agebat Q. Maximus? nihil L. Paullus, pater tuus, 
socer optimi viri, filii mei? Ceteri senes, Fabricii, Curii, Corun- 
canii, cum rem publicam consilio et auctoritate defendebant, 
5 nihil agebant? 16. Ad Appii Claudii senectutem accedebat etiam, 
ut caecus esset; tamen is, cum sententia senatus inclinaret ad 
pacem cum Pyrrho foedusque faciendum, non dubitavit dicere 
iUa, quae versibus persecutus est Ennius: 



uns zu einer Einheit {iv) verbun- 
dene Begriffe (Jugend-Krafte, 
oder jugendliche Krafte), von 
denen der eine (Jug^end) den ande- 
ren (Krafte) specialisirt, im Latei- 
nischen getrennt als zwei (8vo) 
selbstandigeBegriffe neben einander 
gestellt werden (iuvenius et vires), 
wodurch es mdglich wird — und 
das ist der hauptsachlichste 
Zwcck dieser Redeform — 
beide mit gleichem Nachdruck her- 
vorzuheben. Ueber den Fall, wo 
nur der Begriff des Attributs (z. B. 
jugendliche Krafte) hervorge- 
hoben wird, vgl. c. 19, § 71. c. 20, 
§ 77. 

res — seniles, ,,Beschaftigungen 
fur das Alter**. 

1. infirmis corporibtts, enthalt 
den Gegensatz zu iuventute et vi- 
rihus, 

2. Q, Maximus, s. c. 4, § 10. 
L. Paullus, L. Aemilius PauUus 

mit dem Beinamen Macedonicus, 168 
Sieger in der Schlacht bei Pydna 
gegen Perseus von Macedonien, 164 
Censor, f 160. 

pater tuus. L. Paullus war Sci- 
pio's natiirlicher Vater, sein Adopliv- 
vater P. Gornelius Scipio, der Sohn 
des Africanus maior. 

3. optimi vfri, filii mei, Gato's 
alterer Sohn, M. Porcius Gato, starb 
als Prator designatus 152, also zwei 
Jahre vor der Zeit, in welche der 
Diaiog milt. Vgl. c. 23, § 84. 

Fabricii, Curii, Coruncanii, wic 
oben c. 5, § 13 Scipiones. C. Fabri- 
cius Luscinus berdihmt durch seine 
strenge Rechtlichkeit und Unbe- 

Cato Maior. 9. Aufl. 



stechlichkeit im Kriege gegen Pyr- 
rhus. — Manius Gurius Dentatus, 
ein homo novus, dreimal Gonsul, 
(290, 275, 274), triumphirte uber 
die Samniter, Sabiner und Pyrrhus 
(s. c. 16, § 55. 56), Gensor noch im 
J. 272. Vgl. c. 13, § 43. — Tiberius 
Goruncanius, auch ein homo novus, 
Consul 280, Zeitgenosse des Fabri- 
cius und Gurius, ausgezeichnet als 
Feldherr gegen die Etrusker, der 
erste Pontifex Maximus aus plebe- 
jischem Geschlechte. 

4. cum, „zu der Zeit, wo . . ." 

5. Jpp. Claud. Gaecus, zweimal 
Gonsul, Sieger des Hiero und der 
Garthaginienser ; wahrend seines 
Amts als Gensor 310 erbaute er die 
via Appia. Von ihm Gic. Tusc. V. 
38, §112: Appium quidem veterem 
illum, qui caecus mullos annos 
fuit, et ex magistratibus et ex re- 
bus gestis intellegimus in illo suo 
casu nec privato nec publico mu- 
neri defuisse. Vgl. c. 11, § 37. 

accedebat — ut, zur Angabe der 
blossen Thafsache, ohne dass diese 
zugleich einen Grund (quod) enthalt. 

6. ad pacem cum Pyrrko foe- 
dusque faciendum. Pyrrhus, Konig 
von Epirus, hatte zu dem Zwecke 
280 den Gineas nach Rom geschickt. 

8. versibus persecutus est^ „in 
Versen ausfuhren*'. Das allgemeine 
persequi, ohne nahere Bestimmung, 
auf welche Weise diese Darstellung 
und Ausfuhrung stattfindet, c. 16, 
§ 55: Possum persequi multa oble- 
ctamenta rerum rusticarum. Die 
folgenden Verse sind aus dem sechs- 
sten Buche der Annalen. 



34 



CATO MAIOR. c. 6, § 16—18. 



Quo vohis mentes, rectae quae stare solehant 

Antehac, dementes sese flexere viai? 
ceteraque gravissime; notum enim vobis carmen est; etiam ipsius 
Appii exstat oratio. Atque haec ille egit septimo decimo anno 
post alterum consulatum, cum inter duos consulatus anni decem 5 
interfuissent censorque ante consulatum superiorem fuisset; cx 
quo intellegilur, Pyrrhi bello grandem sane fuisse eum, sicut a 
patribus accepimus. 17. Nihil igitur adferunt, qui in re gerenda 
versari senectutem negant, similesque sunt, ut si qui gubernato- 
rem in navigando nihil agere dicant, cum ahi malos scandant, 10 
alii per foros cursent, alii sentinam exhauriant, ille clavum teneos 
quietus sedeat in puppi. Non facit ea, quae iuvenes; at vero 
multa maiora et meliora facit. Non viribus aut velocitatibus [aut 
celeritate] corporum res magnae geruntur, sed consilio, auctori- 
tate, sententia, quibus non modo non orbari, sed etiam augeri 15 
senectus solet. 18. Nisi forte ego vobis, qui et miles et tribunus 
et legatus et consul versatus sura in vario genere bellorum, ces- 



1 . quo, zu verbinden mit viai = 
viae. 

2. antehac, zweisyibig zu lesen. 

3. notum enim vobis carmen 
giebt denGrund an, warum er die 
ubrigen, hierher gehorigen Verse 
nicht auch mit anfubrt. 

4. oraHo, welche Appius gegen 
den Frieden mit Pyrrhus gehalten 
hatte. 

5. post alterum consulatum, das 
erste Mal 307, das zweite Mal 296. 

6. eensorque, im J. 310. 

7. Pyrrhi bello, 281-275. 

ex quo intetlegitur, Pyrrhi bello 
grandem sane fuisse eum, sicut 
a patribus accepimus, Das Haupt- 
gewicht liegt aufgrandem ^sehr 
alt", „hochbetagt«, wodurch 
das Vorhergehende j4d — sene- 
ctutem accedebat naher bestimmt 
wird. Vgl. c. 4, § 10. Cic. in Pi- 
son. 36, § Zl: grandis iampuer. 

8. nihii igiiur adferunt, d. h. ihr 
Grund ist so gut wie gar keiner. 
Griechisch ovdev Xeyovaiv, Vgl. c. 
3, § 8: Est istuc quidem^ Laeli, 
aliquid. 

9. ut si, Ebenso tamquam si Gic. 
de divinatione II, § 131: similes 



enim sunt dii, si ea nobis obiciunt, 
quorum neque scientiam neque ex- 
planatorem habeamus, tamquam 
si Poeni aut Hispani in senaiu 
nostro loquerentur, 

13. velocitatibus. Der PJural 
des Abstract. druckt die eiozelnea 
Aeusserungen , Handlungen, Arten 
der Behendigkeit aus. Ygl. tardi- 
tates de offic. I, c. 36, § 131. 

16. nisi forte — videor, ironisch 
,ihr musstet denn etwa glauben, 
dass ich ..." 

miles, s. c. 4, § 10. 

et tribunus et legatus, Nach 
Nepos Gato c. 1 war er bereits im 
J. 217 Tribun, in dem Jahre, in 
welchem Gicero ihn c. 4, § 10 als 
miles auffuhrt. Plutarch Gato c. 12 
setzt ohne nahere Bestimmung das 
Tribunat vor die Quastur, welche 
nach Gic. de senect. c. 4, § 10, 204 
fallt. Von einem Kriegstribunate 
unter M*. Acilios Glabrio 191 geben 
Gic. de sen. c. 10, § 32 und Plnt 
Gato c. 12 Zeugniss: MavU^ 9* 
lAxiXicp x^^^^PX^^ ^^' u^vrioxov 
rbv fievav cvve^riXd^ev, Wahrschein- 
licher ist es, dass er in diesem Jahre^ 
wie Liv. XXXXVI c. 17 angiebt, 



CATO MAIOR. c. 6, § 18—20. 



35 



sare Dunc videor, cum bella non gero. At senatui, quae sint ge- 
renda, praescribo, et quomodo; Karthagini male iam diu cogi- 
tanti bellum multo ante denuntio ; de qua vereri non ante de- 
sinam, quam illam exscissam esse cognovero. 19. Quam palmam 
5 utinam dii immortales, Scipio, tibi reservent, ut avi reliquias per- 
sequarel cuius a morle quintus hic et tricesimus annus est; sed 
memoriam illius viri omnes excipient anni consequentes. Anno 
ante me censorem mortuus est, decem annis post meum consu- 
latum, cum consul iterum me consule creatus esset. Num igitur, 

10 si ad centesimum annum vixisset, senectutis eum suae paeniteret? 
Nec enim excursione nec saltu nec eminus hastis aut comminus 
gladiis uteretur, sed consilio, ratione, sententia. Quae nisi essent 
in senibus, non summum consilium maiores nostii appellassent 
senatum. 20. Apud Lacedaemonios quidem ii, qui amplissimum 

15 magistratum gerunt, ut sunt, sic etiam nominantur senes. Quod 
si legere aut audire voletis externa, maximas res publicas ab 
adulescentibus labefactatas, a senibus sustentatas et restitutas 
reperietis. 

Cedo , qui vestram rem pMicam tantam dmiststis tdm cito ? 



Legat war. Yon einem Feldzuge 
des Tiberius Sempronius in Thra- 
cien und am Istros 194, in welchem 
Gato nach Plut. Gato 12 Legat ge- 
wesen sein soll, berichtet Livius 
nichts. 

consut, 195. Vgl. c. 10, § 32. 

1. nunc — cum, „jetzt, wo**. 
Vgl. c. 6, § 15. 

2. male — cogitanti, ^Uebles im 
Sinne fflhren". Vgl. male facere. 

3. multo antCy ehe es geschieht. 
Vgl. c. 14, § 49. 

denuntio, s. Plutarch Gato c. 27 : 
SomZ Bi /loi xcU KoQX^iBova firj 
slvtu, Ego vero censeo, Carthagi' 
nem esse delendam, soU er stets 
hinzugeffigt haben, wenn er fiber 
irgend welche Angelegenheit im Se- 
nat seine Meinung abgab. 

5. nt avi reUquias persequare, 
^dass du beendigst, was dein Gross- 
rater zu thun fibrig gelassen hat**. 
P. Gomelius Scipio Africanus ma- 
ior batte znerst die Kraft der Gar- 
tha^niensergebrochen, indem er sie 
in ihrem eigenen Lande bekriegte 
und den entscheidenden Sieg bei 



Zama erfocht. Scipio der Jungere 
sollte sie ganz yemichten. Und das 
geschah. jivus ist er, insofern sein 
Sohn den am Gesprache betheiligten 
Scipio adoptirt hatte. 

6. quintus , so ist statt tertius 
zu lesen, wenn wir nicht G. einen 
argen Rechenfehler unterlegen wol- 
len. Die Angabe tertius stande 
mit allen ubrigen des Dialogs im 
Widerspruch. Ebenso ist im Fol- 
genden novem in decem verbessert. 

8. ante m£ censorem, 184. 

11. nec enim excursione sqq. 
Das enim begrOndet die nicht aus- 
gesprochene negative Beantwortung 
der Frage: Num — paeniteret? 
*Nein, denn zwar nicht . . .' 

15. sic etiavi nomihantur senes, 
ye^rss. Die Gerusia, der Rath 
der Alten, bestand aus 28 auf Le- 
benszelt gewahlten Geronten, unter 
dem Vorsitze der beiden Konige. 

16. externa, „Geschichte nicht 
rdmischer Staaten". Vgl. c. 4, § 12: 
non domestica solum sed etiam 
externa bella. 

19. cedo qui vestram — cito, ein 



36 



CATO MAIOR c. 6, § 20 — c. 7, § 22. 



Sic eniin percontaDtur illi in Naevii poetae Ludo ; respondentur 
et alia et hoc in primis : 

Prov^niehant ordtores novi, stvlti adulescentuli, 
Temeritas est videlicet florentis aetatis, prudentia senescentis. 

21. At memoria minuitur. Credo, nisi eam exerceas, aut 5 
etiam si sis natura tardior. Themistocles omnium civium perce- 
perat nomina. Num igitur censetis eum, cum aetate processis- 
set, qui Aristides esset Lysimachum salutare solitum? Equidem 
Don modo eos novi, qui sunt, sed eorum patres etiam et avos; 
nec sepulcra legens vereor, quod aiunt, ne memoriam perdam; 10 
his enim ipsis legendis in memoriam redeo mortuorum. Nec 
vero quemquam senem audivi obHtum, quo loco thesaurum ob- 
ruisset. Omnia, quae curant, meminerunt, vadimonia constituta, 
quis sibi, cui ipsi debeant. 22. Quid iurisconsulti, quid pontifices, 
quid augures, quid philosophi senes? quam multa memineruntl ^ 



vcrs. tetrameter iambicus acatale- 
ctus. Cedo imperativisch = dic; 
sonst auch == da, wie in dem Bei- 
namen des grausamen Genturio bei 
Tacitus (Ann. I. 23) cedo alteram 
(virgam), 

1. in Naemi — Ludo, Gn.Naevius 
aus Gampanien, geb. 237, gestorben 
um 204, ein jungerer Zeitgenosse 
des Livius Andronicus, des altesten 
romischen Dichters. Von seinen 
Tragodien und Komodien sind nur 
geringe Bruchstucke ubrig. OhLudo 
oder ludo zu schreiben, das heisst, 
ob ludus hier der Titel eines be- 
stimmtcn Stuckes oder nur die all- 
gemeine Bezeichnung eines Schau- 
spiels sei, ist ungewiss. Ueber sein 
episches Gedicht, das hellum Pu- 
nicum s. c. 14, § 50. 

3. proveniebant — adulescentuU, 
wie der vorhergehende , ein tetr. 
iamb. acat. oder octonarius. 

5. at memoria minuitur, Ge- 
dankengang: Zugegeben, was du, 
Gato, sagst (es sind die Worte der 
Gegner), so wirst du doch einrau- 
men mussen, dass die Kraft des 
Gedachtnisses im Alter abnimmt. 
Ist dies aber der Fall, so ist auch 
unsere Behauptung (avocat senectus 
a rebus gerendis) begrundet, inso- 
fern die Kraft des Gedachtnisses 



bei Geschaften vorzi&glich wichtig 
erscheint Das Folgende gehdrt also 
noch zu dem ersten Anklagepunkte 
der Gegner, nicht, wie man glauben 
konnte, zu dem zweiten (senectus 
corpus facit infirmius), 

nisi eam exerceas, S. zu c. 3, 

§6- 

7. eum, — qut ArisUdes essUf 

Lysimachum salutare soL Salutare 

mit doppeltem Accusativ „Jemaiid 

als Jemanden grussen'*; der eine 

Accusativ ist in qut Aristides esset 

enthalten. Lysimaehus, der Yater 

des Aristides. 

10. sepulcra legens. £r that dies 
fur sein Werk Origines, uber wel- 
ches vgl. c. 11, § 38. 

quod aiunt, wie ut aiunt^ Be- 
zeichnung einer sprichwortUcheD 
Redensart. 

11. in memoriam redeo mortuo- 
rum, d. i. „ich mache mich wieder 
mit den Todten bekannt**. 

13. vadimonia, f^adimonium 
Burgschaft, durch welche mao sich 
verpflichtet, an dem anberaumten 
Termine vor Gericht zu erscheineD. 
Wer das versprochene vadimonium 
nicht einhielt, galt fur indefensus 
und pro damnato,' in Folge dessen 
konnte die Beschlagnahme seiner 
Gfiter ausgesprochen werden. 



€ATO MAIOR'. c. 7, § 22. 23. 



37 



Manent ingenia senibus, niodo permaneat studium 
et industria, neque ea solum in daris et honoratis yiris, sed 
in vita etiam privata et quieta. Sophocles ad summam senectutem 
tragoedias fecit ; quod propter studium cum rem neglegere fami- 

5 liarem videretur, a jQliis in iudicium vocatus est, ut, quemadmo- 
dum nostro more male rem gerentibus patribus bonis interdici 
solct, sic illum quasi desipientem a re familiari removerent iudi- 
ces. Tum scnex dicitur eam fabulam, quam in manibus habebat 
et proxime scripserat, Oedipum Coloneum, recitasse iudicibus 

l6 quaesisseque, num illud carmen desipientis videretur. Quo reci- 
tato sententiis iudicum est liberatus. 28. Num igitur hunc, num 
Homerum, num Hesiodum, Simonidem, Stesichorum, num, quos 



1. modo permaneat wie c. 10, 
§ 33, ,nur muss — bleiben*, For- 
derung, von deren Erffillung bei 
den Greisen die Fortdauer ^er gei- 
stigen Kraft (ingenium) abhangt. 

itudium et industria^ Hendia- 
dyoin „thatkraftiger Eifer". S. zu 
c. 5, § 15. 

2. nec ea solum in claris et ko- 
noratis viris, sed in vita etiam 
privata et quieta. Clari et hono- 
rati viri sind Manner, welche im 
Lichte der Oeffentlichkeit (vgl. c. 4, 
§ 12 nec vero ille in luce modo 
atque in oculis civium magnus) 
durch die Leitung des Staates im 
Kriege und im Frieden Ruhm und 
£hren8tellen {konores) sich erwor- 
ben haben. Sie werden den Dich- 
tern und Philosophen entgegenge- 
setzt, welche ein ruhiges Pri- 
vatleben (vita privata et quie- 
ta) zu fiihren pflegen. Vgl. c. 5, 

§ 13. 

3. Sopkocles — fecit, der grosste 
tragische Dichter, ein Athener aus 
dem Gau Kolonos, geb. um 496, 
gest. 406. 

5. a filiis. Die Anklage ging vou 
seinem Sohne lophon aus, welcher 
ftlrchtete, dass der Yater zu Gunsten 
seiner nachgeborenen Sdhue iiber 
das Vermogen verfugen mochte. 

in iudidum vocatus est, nicht vor 
einen dfientlichen Gerichtshof, son- 
dem vor das engere Familiengericht 



seiner Phratores (Geschlechtsge- 
nossen). 

6. rem. S. zu c. 1, § 1. 
6(mt« (Ablat.) interdicere alicui, 

„Jemand von der Verwaltung des 
Vermogens ausschliessen". Vgl. 
aqua et igni interdicere alicui. 

7. quaii desipientem, Die An- 
klage lautete auf naoavota. 

8. in manibus habehat, wie c. 1 1, 
§ 38. 

9. proxime, sowohl von der ver- 
gangenen, als von der zuktinftigen 
Zeit, welche der Gegenwart am 
nachsten ist, daher „vor Kurzem" 
wie hier oder „in Kurzem". 

Oedipum Col. Inhalt : des blinden 
Oedipus von seiner Tochter Anti- 
gone unterstutzte Auswanderung 
aus Theben, seine Ankunft im Haine 
der Eumeniden auf Kolonos, seine 
SQhnung und sein Tod. 

recitasse iudicibus. Die Glaub- 
wurdigkeit der auch von Anderen 
mitgetheilten Anekdote ist schon 
deshalb zu bezweifeln, weil das 
Stack, wie jetzt fast allgemein an- 
erkannt wird, nicht in der letzten 
Lebenszeit des Dichters, sondem 
in fruheren Jahren entstanden ist, 
und erst nachtraglich mit Anspie- 
lungen politischer und persdnlicher 
Art vermehrt wurde. 

12. Hesiodum, aus Askra in Bdo- 
lien. Ueber sein Zeitalter vgl. c. 15, 
§ 54. Erhalten sind von ihm &eO' 



38 



CATO MAIOR. c. 7, § 23. 24. 



ante dixi, Isocratem, Gorgiam, num philosophorum principes, 
Pythagoram, Democritum, num Platonem, Xenocratem, num 
po$tea Zenonem, Cleanthem, aut eum, quem vos etiam vidistis 
Romae, Diogenem Stoicum co^git in suis studiis obmutescere 
senectus? an in omnibus his studiorum agitatio yitae aequalis 5 
fuit? 24. Age, ut ista divina studia omittamus, possum nominare 
ex agro Sabino rusticos Romanos, vicinos et familiares meos, qui- 
bus absentibus numquam fere ulla in agro maiora opera fiunt, 
non serendis, non percipiendis, non condendis fructibus. Quam- 
quam in his minus hoc mirum est; nemo enim est tam senex, 10 
qui se annum non putet posse vivere; sed iidem in eis elaboranl, 
quae sciunt nihil ad se omnino pertinere. 



•yovia, ein episches Gedicht von dem 
UrspruDge der Gotter, und ff^a xal 
TjfiiQai, ein Lehrgedicht uber Land- 
und Hauswirthschaft. 

Simonidem, der beruhmte meli- 
sche Dichter aus lulis auf der Insel 
Geos, gewohniich 6 KeXos genannt, 
geb. 556 V. Ghr., gest. um 469; 
Zeuge der Perserkriege und durch 
sie zu manchem vortreQlichen Ge- 
dichte begeistert, Freuad des Konigs 
Hieron von Syrakus. 

Stesichorum, aus Himera, unge- 
fahr zwischen 630 und 550 v. Ghr. 
ebenfalls melischer Dichter. Schon 
auf des Kindes Mund soU eine 
Nachtigall sich niedergelassen und 
ihr Lied gesungen haben. 

1 . hocratem, Gorgiamy s. c. 5 § 13. 

2. Pythagoram, aus Samos, Stif- 
ter der nach ihm genannten Schule 
zu Kroton in Unteritaiien. Seine 
Bluthezeit um 530 v. Ghr. 

Democriium, aus Abdera in Thra- 
cien, bluhte nach der Mitte des 
5ten Jahrhunderts und starb nach 
[Lucian.] Macrob. c. 18. 104 Jahre 
alt. £r gehorte der philosophischen 
Schule der Atomisten an. 

Platonem, s. c. 5, § 13. Xenocra- 
tem, Platoniker, Lehrer der alten 
Akademie. Er starb 315, nach [Luc.] 
Macrob. c. 20 84 Jahre alt. 

3. Zehonem, zu Gitium in Gypern 
um 340 geb., Begrunder der stoi- 
schen Schule, der er 58 J. vorge- 
standen haben soll. 



Cleanthem, Schulelr und Nach- 
folger des vorhergenannten Zeno. 

eum, quem vos etiam vidistis 
Romae, Diogenem Stoicum, Er war 
Mitglied einerGesandtschaft, dievon 
den Atheniensern nach Rom abge- 
schickt worden war, um den Eiiass 
der Busse von 500 Talenten zu er- 
langen, zu der sie wegenPiunderung 
der Stadt Oropus an der bootischen 
Granze nach dem Kriege mit Perseus 
verurtheilt waren. Mit ihm kamen 
der Akademiker Garneades und der 
Peripatetiker Gritolaus (155 v. Ghr.). 
Vgl. Plutarch Gato c. 22. 

5. an — fuit, „oder studirten sie 
nicht, so lange sie lebten?** 

6. age, „femer**, rhetorische 
Uebergangsform. 

9. non serendis — fruetibtu, 
Der absolute Ablativ des Gerundivs 
vertritt die Stelie des fehlenden 
Partic. Praes. passiv., „indein man 
nicht saet n. s. w.** Ygi. de offic. 
I, c. 2: Quis est enim, qui nullis 
officii praeceptis tradendis (ohne 
dass er vortragt) philosophum se 
audeat dieere? 

9. quamquam, Ygl. § 10. 

10. in his, Neutr., bei diesen ebeu- 
erwahnten Geschaften {serere, per- 
cipere, condere frucius), welche sich 
auf den nachsten eigenen Bedarf des 
Lebens beziehen. Gegensatz: sed 
iidem in eis elahorant, quae 
sciunt nihil ad se omnino pertinere, 

nemo — est tam senex, qui se 



CATO MAIOR c. 7, § 24 — c. 8, § 26, 



39 



10 



Serit arbores, qme alteri saeclo prdsint, 
ut ait Statius noster in Synephebis. 25. Nec vero dubitet agri- 
cola, quamvis sit senex, quaerenti, cui serat, respondere : Diis im- 
mortalibus, qui me non accipere modo haec a maioribus volue- 
runt, sed etiam posteris prodere. 

Et melius Caecilius de sene alteri saeculo prospiciente, quam 8 
illud idem : 

Edepol, senectus, si nil quicquam aliud viti 
Appdrtes tecum, cum ddvetiis, unum id sat est, 
Quod diu vivendo multa, quae non v6lt, videt, 
Et multa fortasse, quae volt. Atque in ea, quae non volt, saepe 
etiam adulescentia incurrit. Illud vero idem Gaecilius vitiosius : 
Tum equidem in senecta hoc deputo miserrimum, 
Sentire ea aetate eumpse esse odiosum dlteri. 
15 26. lucundum potius, quam odiosum. Ut enim adulescentibus 
bona indole praeditis sapientes senes delectantur, leviorque fit 
senectus eorum, qui a iuventute coluntur et diliguntur, sic adu- 
lescentes senum praeceptis gaudent, quibus ad virtutum studia 
ducuntur. Nec minus intellego me vobis, quam mihi vos esse iu- 
20 cundos. Sed videtis, ut senectus non modo languida atque iners 



annum non putet posse vivere, d. i. 
(hss er glauben kdnnte, der Nutzen 
oder Schaden bei den vorherge- 
nannten Feld-Arbeiten ginge seine 
Person nichts mehr an. Vgl. c. 11, 
§38. 

1. serit — prosint, Der Vers 
besteht aus Bacchien ^ - —, saeclo 
*MenschenaIter'. 

2. Statius noster. Gaecilius Sta- 
tius aus Insubrien, der Zeit nach 
zwischen Plautus und Terentius, 
ein Genosse des Ennius, gest. 168 
vor Ghr. Noch zu Gicero's Zeit 
standen seine Komodien in An- 
sehen. Zu unterscheiden von dem 
epischen Dichter Statius. 

in Synephebis, „die Jugendge- 
nossen'*, freie Nachahmung des 
griechischen Drama 2vvBq>ripoi von 
Menander. Wir besitzen nur ge- 
ringe Bruchstucke von seinen Ko- 
modien. 

6. Caecilius, der ebengenannte 
t^tatius. 

7. idem, d. i. Gaecilius. 



8 — 10. edopol— videt Jambische 
Senare. 

10. quae non volt, videt, Das 
Subject ^man** ist in diu vivendo 
enthalten. 

11. e^ multa fortasse^ quae volty 
zu erganzen videt, 

13. hoc depuio, Das hoc weist 
mit Nachdruck auf das folgende 
sentire, ea , , , hin. 

14. eumpse, alte Form von ipse 
fur ipsum, wie eapse filr ipsa, 

16. bona indole. indole (Sing.) 
= Anlagen (Piur.), wie sdentia 
(Sing.) = Kenntnisse (Piur.). 

20. sed videtis . . . Mit sed kehrt 
Gicero wieder zu der Hauptaufgabe, 
der Widerlegung des ersten An- 
klagepunktes zuruck, indem er aus 
dem Angefuhrten folgert, dass die 
Behauptung: a rebus gerendis sene- 
ctus abstrahit (c. 6, § 15) unbe- 
grundet sei. Die senectus ist nicht 
nur nicht unthalig und un^hig zu 
Geschaften, sie ist vielmehr sehr 
geschaftig (operosa). 



40 



CATO MAIOR. c. 8, § 26. 



non sit, verum etiam sit operosa et semper agens aliquid et mo- 
liens, tale scilicet, quale cuiusque studium in superiore vita fuit. 
Quid qui etiam addiscunt aliquid? ut et Solonem versibus glo- 
riantem videmus, qui se cotidie aliquid addiscentem dicit senein 
fieri, et ego feci, qui lilteras Graecas senex didici; quas quidem 5 
sic avide arripui, quasi diuturnam sitim explere cupiens, ut ea 
ipsa mihi essent nota, quibus me nunc exemplis uti videtis. 
Quod cum fecisse Socratem in fidibus audirem, vellem equidem 
etiam illud — [discebant enim fidibus antiqui] — , sed in litteris 
certe elaboravi. 10 



1. semper agens altquid, blei- 
bende Eigenschaft, deshaib nicht 
agit. 

2. scilicet, hier nicht iroDisch. 
in supetnore vita, wahrend ihres 

fmheren Lebens, ehe sie das hohere 
Alter crreichten. 

3. quid qui — addiscunt, was 
nieint ihr zu denen, welche . . d. h. 
„Ein!gelemensogarnoch hinzu . . . ." 

Solonem verstbus gloriantem vi- 
demus, Der hier gemeinte Vers bei 
Plutarch Solon c. 31 u. A. 

yr^^aaxo} S* aiel noXXa $i8a- 
axo/isvoe. 

5. litteras Graecas senex didici, 
S. Plutarch Gato c. 2: aXXias 8i 
7tai$6ias 'JSXXrjvix^S otpifia&rjs 
yevsa&ai Xeyerai xai no^^o} nav- 
ranaaiv tiXixias iXrjXaxcJs *EXXrj- 
vixa p^pXla Xa^oav eis x^^Qol^ P^^' 
Xea fjiev ano @ovxvdi8ov , nXsiova 
S^ anb Jfjfioa&evovs eis rh ^rjro- 
qixhv cj^eXij&i^vai. Vgl. die An- 
merkung zu c. 1, § 3. 

quas quidem sic avide arnpui. 
Vgl. Gornel. Nep. Gato c. 3: cupi- 
dissimus litterarum fuit. Quarum 
studium etsi senior arripuerat, 
tamen tantum progressum fecit, 
ut non facile reperiri possit neque 
de Graecis neque de Italicis rebus 
quod ei fuerit incognitum (?). 

6. ut ea mihi nota essent, quibtis 
me nunc exemplis uti videtis. Dass 
Gato seine eigenen Schriften mit 
Soyfiaaiv ^EXXrjvixoTs xai laro- 
^iais geschmuckt habe, erzalilt Plu- 
tarch Gato c. 2. Vgl. Cic. de off. I, 



c. 29, § 104. Aber freilich konnteD 
seine Studien, namentlich die philo- 
sophischen, nicht so umfassend sein, 
wie sie hier bei Gicero erscheinen. 
Gicero hat Gato mit seiner eigenen 
Bildung bereichert. Deshalb musste 
er es fur nothig halten, diese Be- 
merkung {ut ea mihi nota essent 
sqq.) hinzuzufugen, damit die Ge- 
lehrsamkeit, die Gato in dieser Ab- 
handlung an den Tag legt, nicht 
zu auffallend erschiene. Vgl. cUe 
Anmerkung zu c. 1, § 3. 

8. in fidibus, „beim Saitenspiel*. 
Dasselbe erzahlt Valer. Maximus 
8, 7: Socratem constat aetate 
provectum fidibus tra ctandis ope- 
ram dare coepisse, saHus iudican- 
tem, eius artis usum sero, quam 
numquam percipere. Als sein Leh- 
rer im Saitenspiel wird Gonnus ge* 
nannt (Gic. ad fam. 9, 22, 3). 

vellem equidem, vgl. c. 10, § 32. 
Gonj. Imperf. zur Bezeichnung eines 
Wunsches, der nicht in Erfuliiing 
gegangen oder dessen Erfullung 
nicht mehr moglich erscheint. 

9. [discebant enim fidibus, zu er- 
ganzen canere. Fidibus, tibiis u. a. 
canere wortlich mit Hulfe der Sai- 
ten, der Flote u. s. w. Tone hervor- 
bringen, daher Gither spielen, Fldte 
blasen.] Sed in litteris — elabo- 
ravi. Ueber seine vielseitige wib- 
senschaftliche Thatigkeit s. die Ein- 
leitung. 

§ 27. Zweiter Haupttheil. 
Widerlegung des zweiten Anklage- 
punktes c. 5, § 1 5 : quattuor repe- 



CATO MAIOR. c. 9, § 27. 28. 



41 



27. Nec nunc quidem vires desidero adulescentis (is enim 9 
eral locus alter de vitiis senectutis), non plus, quam 
adulescens tauri aut elephanti desiderabam. Quod est, eo decet 
uti et, quidquid agas, agcre pro viribus. Quae enim vox potest 

5 esse contemptior, quam Milonis Crotoniatae ? qui, cum iam senex 
csset, alhletasque se exercentes in curriculo videret, adspexisse 
lacertos suos dicitur illacrimansque dixisse : ,At hi quidem mortui 
iiam sunt'. Non vero tam isti, quam tu ipse, nugator. Neque enim 
ex te umquam es nobilitatus , sed ex lateribus et laceitis tuis. 

10 Nihil Sex. Aehus tale , nihil multis annis ante Ti. Coruncanius, 
nihil modo P. Crassus, a quibus iura civibus praescribebantur: 
quorum usque ad extremum spiritum est provecta prudentia. 
28< Orator metuo ne languescat senectute: est enim munus eius 



9*10 causas — alteram, quod 
corpus faciat infirmius. 

1. nec nunc quidem vires desi- 
dero adulescentis = nec desidero 
vires adulescentis nunc quidem 
d. i. fur jetzt wenigstens. Ne 
nunc quidem wurde heissen : ^selbst 
jetzt nicht', was hier nicht passt. 

2. non plus bei Verbis fast gleich- 
bedeutend mit magis, nur dass die 
Gesichtspunkte verschieden sind; 
plus bezeichnet eine grossere Aus- 
dehnung der Handlung (Extension), 
magis einen hoheren Grad der Hand- 
lung (Intension). Vgl. Cic. legg. III, 
14 : Fitiosiprincipesplus(\ni§r6sse- 
rem Umfange, in weiteren Kreisen) 
exemplo quam peccalo nocent: 

4. quidquid agas, „ w a s m a n (es 
ist keine bestimmte Person bezeich- 
net) auch treibt**. Vgl. de orat. 
m, c. 52, § 201: Conformatio 
sentenUarum permanetf quibus- 
cunque verhis uti velis, 

5. contemptior, «verachtli- 
cher" wie invictus oft ,unbe- 
siegbar*. 

Milonis, ein berflhmler Athlet 
ans Kroton in Unteritalien, der um 
580 V. Chr. lebte. Vgl. c. 10, § 33. 

7. at Gegensat2 zu dem nicht aus- 
gesprochenen Gedanken : Wie gern 
ubte ich mich mit euch! 

8. non vero tam isti, sc. mor- 
tui sUnt, 



\0. Sex, Aelius. Zusammenhang: 
£s giebt Krafte, welche hoheren 
Werth haben, als die des Korpers ; 
Geisteskrafte, wie die eines Sex. 
Aelius u. A., dauern bis in das 
hochste Alter fort. — Sex. Aelius 
Paetus Catus, Consul 198, beruhmt 
als Rechtsgelehrter, sed etiam ad 
dicendum paratus, Cic. Brut. c. 
20, § 78. » 

Ti. Coruncanius, s. c. 6, § 15. 

11. modo, „vor Kurzem", zeigt 
eine Zeit an, die dem Sprechenden 
naher liegt, als die des Sex. Aelius 
und des Coruncanius. Es musste 
also P. Licinius Crassus gemeint 
sein, der im J. 171 Consul war. 
Wahrscheinlich ist eine Verwechse- 
lung des Cicero anzunehmen. Nicht 
dieser P. Licinius Crassus zeichnete 
sich durch Beredsamkeit und Kennt- 
niss des bflrgerlichen wie kirch- 
lichen Rechts aus, sondern der 
weit frflher lebende P. Licinius 
Crassus Dives, der schon im J. 212 
Pontifex Maximus, im J. 205 Con- 
sul war. Liv. XXX, 1 : Facundissi- 
mus habebatur seu causa oranday 
seu in senatu et ad populum 
suadendi ac dissuadendi loeus 
esset; iuris pontificii peritissimus. 

12. est provecta, sie machte 
Fortschritte, nahm zu. S. dagegen 
c. 16, § 55. 

§ 28. Freilich des Redners Wirk- 



42 



CATO MAIOR. c. 9, § 28. 29. 



non ingenii solum , sed laterum etiam et virium. Omnino cano- 
rum illud in voce splendescit etiam nescio quo pacto in sene- 
ctute; quod equidem adhuc non amisi; etvidetis annos; sed tamen 
est decorus senis sermo quietus et remissus , facitque per se ipsa 
sibi audientiam diserti senis compta et mitis oratio. Quam si ipse 5 
exsequi nequeas, possis tamen Scipioni praecipere et Laelio. Quid 
est enim iucundius senectute stipata studiis iuventutis. 29* An 
ne illas quidem vires senectuti relinquimus, ut adulescentes do- 
ceat, instituat, ad omne officii munus instruat? quo quidem opere 
quid potest esse praeclarius? Mihi vero Cn. et P. Scipiones et 10 
avi tui duo, L. Aemiiius et P. Africanus, comitatu nobilium iuve- 
num fortunati videbantur; nec ulli bonarum artium ma- 
gistrinonbeatiputandi, quamvis consenuerint vires atque 
defecerint. Etsi ipsa ista defectio virium adulescentiae vitiis efS- 
citur saepius quam senectutis. Libidinosaenimetintem- 15 

samkeit ist ohne ein gewisses 
Maass korperlicher Kraft gehemmt, 
allein auch ihm eroffnet sich, wenn 
die Krafte abnehmen, ein nicht 
minder segensreiches Feld, der 
Unterricht (praecipere), 

1. omnino „in allenDingen", d.h. 
allerdings, wasauch bei uns der 
Bedeutung d# concessiven Partikel 
«freilich**, ^zwar"* nahe kommt. 
Aehnlich „sane". 



canoruin illud in voce splende- 
scit, Eine ahnliche Vermischung 
der Bilder (der helle Klang — 
glanzt) nicht selten auch bei den 
Griechen. So in Sophokles Philoctet 
V. 189: axc^ (Echo) rrjXeyavrje 
nixQas ot(imyai vTtoxXaiei. — Den 
BegriS canorum erklart das Nestor 
beigelegte Attribut Xiyvs {cano- 
rus) ayo^rrjs, 

3. et videtis annos, d. i. trotz 
meines Alters. 

sed tamen, d. i. wenn dies auch 
nicht der Fall ist. 

4. deconis ist Pradicat zu senis 
sermo quietus et remissus. 

per se ipsa ,an und fur sich' d. i. 
durch die Gediegenheit des Inhalts 
ohne den auf ausseren Mitleln des 
Vortrags(/a<er(i und vires) beruhen- 
den Zauber. 

5. compta, „gekammt, geglattet'' 



d. i. schlicht und sauber; hier mit 
mitis verbunden im Gegensatz zu 
einer jugendlich feurigen, gewalt- 
sam hinreissenden Rede. In ahn- 
licher Weise wird bei Tacit. Ann. 
VI, c. 15 mitis ingenio et comptae 
facundiae zusammengesteilt. 
quam, zu beziehen auf oratio» 
6. Scipioni — et Laelio. Laelius 
und Scipio stehen hier als Vertreter 
aller wissbegierigen jungen Manner. 

10. Cn, et. P. Scipiones. Cn. Cor- 
nelius Scipio .Calvus, Gonsul 222, 
fiel in Spanien 212 gegen Hasdru- 
bal. P. Gornelius Scipio, dessen 
Bruder, Consnl 128, fiel ebenfaUs in 
Spanien 212. Liv. XXV, 32—36. — 
Gic. Paradox. 1, 2, § 12 werden sie 
propugnacula belli Punici genannt. 
Vgl. de senect. c. 20, § 75. c. 23, § 82. 

11. avi tui duo, L. Aemiiius 
Paullus, der Vater des Macedonicus, 
dessen leiblicher Sohn der an dem 
Dialoge theilnehmende Scipio. Zum 
ersten Male Consul 219, zum zwei- 
ten Male 216, fiel er in der Schlacht 
bei Ganna. 

P. Africayiusy vgl. c. 6, § 19. 

12. nec ulli — magistri non beati 
putandi, Die schonste und richtigste 
Wiirdigung des Lehrerstandes, die 
wir aus dem Alterthum besitzen. 

14. etsif wie vorher an mehrereu 



CATO MAIOR. c. 9^ § 29 — c. 10, § 31. 



43 



perans adulescentia effetum corpus tradit sene- 
ctuti. 30. Cyrus quidem apud Xenophontem eo sermone, queni 
moriens habuit, cum admodum senex esset, negat se umquam 
sensisse, senectutem suam imbecilliorem factam, quam adule- 

5 scentia fuisset. Ego L. Metellum memini puer, qui cum qua- 
driennio post alterum consulatum pontifex maximus factus esset, 
viginti et duos annos ei sacerdotio praefuit, ita bonis esse viribus 
extremo tempore aetatis, ut adulescentiam non requireret. Nihii 
necesse est mihi de me ipso dicere ; quamquam est id quidem se- 

10 nile aetatique nostrae conceditur. 

31. Videtisne, ut apud Homerum saepissime Nestor de vir- 10 
tutibus suis praedicet? Tertiam enim iani aetatem hominum vi- 
debat; nec erat ei verendum, ne vera praedicans de se nimis vi- 
deretur aut insolens aut loquax. Etenim, ut ait Homerus, ex eius 

15 lingua melle dulcior fluebat oratio ; quam ad suavitatem nullis 
egebat corporis viribus. £t tamen dux ille [Graeciae] nusquam 
optat, ut Aiacis similes habeat decem, sed ut Nestoris; quod si 



Stellen qiiamquam, beschrankend 
(s. c. l, § 1). Zusammenhang^: 
Ueberdies haDgt die grossere oder 
geringere korperliche Hinfalligkeit, 
die im Gefolge des Alters ist, 
wesentlich von der grosseren oder 
geringeren Massigkeit ab, die wir 
in der Jugend gezeigt haben. 

2. Cyrus, der aitere C, Konig 
von Persien. 

apud Xenophontem , in einer 
Stelie seiner Gyropadie (Erziehungs- 
geschichte Gyrus des Aelteren) Vin, 
7, 6. 

3. admodum senex. Gic. de di- 
vinatione c. 23, § 46: ^d seplua- 
gesimum (annum) pervenit, 

negat se umquam sensisse, sene- 
ctutem — fuisset, Fast wortlich 
nach Xenophon: rovfiov yrj^e ov' 
Bs7t(O7t0T8 Tjad^ofiijv ii]S iurje veo- 
TfjToe aff&eveare^ov viyvofievov. 

5. L, (Gaeciiium) Metellum me- 
mini — esse, Er war wahrend des 
ersten punischen Krieges zweimal 
Gonsul, das erste Mal 251, das 
zweite Mal 247. — Esse vom Deut- 
schen abweichend der Inf. Praes., 
daraus zu erklaren, dass das We- 
sen der Erinnerung in der Ver- 



gegenwartigung des Vergange- 
nen beruht. 

9. id quidemy d. i. von sicU 
selbst zu sprechen. 

11. videtisne, ut — praedicet, 
Vgl. Homer 11, I, 260 ff. XI, 668 ff. 
— ne in der directen Frage deutet 
eine Bejahung an = du weisst ja, 
du siehst ja. Vgl. ad famil. V. 15, 
§ 2. Possumusne igitur esse una ? 

12. tertiam enim iam aetatem 
hominum videhat. S. Homer U. I, 
250 ff.:^ . 

rq^ S* fj8ij 8vo fiiv yeveal /ibqo- 

no>v av&Qconoiv 
ifd'iad'^, 01 oi nQoc&ev afia 

xoatpev rfi^ kyivovxo 
iv HvXc^ ^ya&BTj, /lera Si r^t' 

rdroKnv avaffffsv. 
14. ex eius lingua melle dulcior 
fluebat oratio. Homer 11. I, 249: 
rov xai dno yXciocrie /liXiroe 

. yXvxioiv qiev avorj. 
16. et tamen d. i. trotz seines 
Alters, bezieht sich auf das Vorher- 
gehende tertiam — aetatem — vi- 
debat, nicht auf den Satz Etenim — 
viribus, der nur zur Erklarung ein- 
geschaltet ist. Vgl. zu c. 6, § 16. 
dux ille — Nestoris. Vgl. Aga- 



44 



CATO MAIOR. c. 10, § 31. 32. 



sibi acciderit, non dubitat, quin brevi sit Troia peritura. 32. Sed 
redeo ad me. Quartum ago annum et octogesimum ; vellem equi- 
dem idem possem gloriari, quod Cyrus; sed tamen hoc queo 
diccre , non me quidem eis esse viribus , quibus aut miles bello 
Punico aut quaestor eodem bello aut consul in Hispania fuerim, 5 
aut quadriennio post, cum tribunus militaris depugnavi apud 
Thermopylas M*. Glabrione consule; sed tamen, ut vos videtis, 
non plane me enervant nec adflixit senectus; non curia vires 
meas desiderat, non rostra, non amici, non clientes, non hospites. 
Nec enim umquam sum assensus veteri illi laudatoque proverbio, 10 
quod monet mature fieri senem, si diu velis senex esse. Ego 



memnoD's Worte zu Nestor. Homer 
n. U, 371. 

misquam optat, ut — Nestoris, 
Homer H. H. 371 ff.: 

at ya^f Zsv re naxeq xai Id&rj' 

vairj xal "ATiokXov, 
Toiovroi 8ixa fiot avfifpQaSfiO' 

vee etev ^Axaiiov* 
rqf xe xa% rjfivaeie noXie IIqm- 

fioto avaxTOS 
XeQolv v(p rjfiereqi^aiv aXovaa 

re TtBQ&ofievrj te. 
2. quartum ago annum et octo- 
gesimum, vgl. c. 5, § 14. 
vellem, vgl. c. 8, § 26. 

4. me quidem, Ueber die Stel- 
lung von quidem s. c. 18, § 65. 

miles bello Punico, vgl. c. 4, § 10. 
c. 6, § 18. 

5. quaestor eodem bello, vgl. c. 
4, § 10. 

consul, vgl. c. 6, § 18. 

in Hispaniay im diesseitigen Spa- 
nien. Er musste seine Provinz, 
deren Bevolkerung in vollem Auf- 
stande war, sich erobern und war 
in seinen Unternehmungen so gliick- 
lich, dass der Senat ihm zu Ehren 
ein Dankfest von drei Tagen veran- 
staltete. £r selbst ruhmt sich mehr 
Stadte in Spanien erobert zu haben, 
als er dort Tage verlebte. 

6. cum trib. mil. depugnavi apud 
Thermopylas. Wahrscheinlicher ist 
es, dass er in diesem Feldzuge 
(191) nicht Kriegstribun, sondern 
Legat war. Vgl. c. 6, § 18. 

8. non curia vires meas deside- 



ratf non rostra — hospites, d. L im 
Senat, auf der Rednerbuhne, fQr die 
Freuude u. s. w. bin ich noch thatig. 
Ueber seine Wirksamkeit im Senat 
vgL c. 6, § 18. Vor dem Volke 
sprach er noch in seinem letzten 
Lebensjahre Gic. Brut. c. 20, § 80 : 
Cato annos quinque et octoginta 
natus excessit e vita, cum quidem 
eo ipso anno contra Serv. Galbam 
ad populum summa contenUone 
diodsset. In dieser Rede, von der 
noch einige BruchstQcke erhalten 
sind, nahm er sich seiner Glienten, 
der Lusitanier, gegen den vom Pro- 
prator Serv. Gaiba an ihnen ver- 
tibten Verrath an. Oros. IV, 21: 
Simulans (Galba) de commoiUs eo- 
rum se acturum fore circumpositis 
militibus cunctos (7000) inermes 
incautosque prostravit. 

11. monet mature fieri senem, 
Monere in der Bedeutung „erinnern, 
auffordern*^ gewdhnlicher mit ut\ 
die Gonstruction mit dem blossen 
Infin. in weiterer Ausbreitung erst 
bei den spaleren Schriftstellern. 
Der Sinn des Sprichworts ist: 
Wenn du ein hohes Alter erreichen 
willst, so fange zeitig an, das We- 
sen eines Greises anzunehmen, d. L 
die dem Aiter zukommende Beson- 
nenheit und Massigkeit zu bewei- 
sen (ahnlich die Bedeutung von 
senile c. 11, § 38). G. fasst es 
hier anders ; er nimmt senex beide 
Male in demselben Sinne' „ein alter 
Mann'' und legt den Sinn hinein, 



>^ 



CATO MAIOR. c. 10, § 32—34 



vero me minus diu senem esse mallem, quam esse senem ante, 
quam essem. Itaque nemo adhuc convenire me voluit, cui fue- 
rim oGcupatus. 33. Atminus habeo virium, quam vestrum uter- 
vis. Ne vos quidem T. Pontii centurionis vires habetis; num id- 

5 circoestille praestantior? Moderatio modo virium adsit, et tantum, 
quantum potest quisque, nitatur: ne ille non magno desiderio 
tenebitur virium. Olympiae per stadium ingressus esse Milo di- 
citur, cum umeris sustineret bovem. Utrum igitur has corporis 
an Pythagorae tibi malis vires ingenii dari? Denique isto bono 

10 utare, dum adsit; cum absit, ne requiras; nisi forte adulescentes 
pueritiam, paululum aetate progressi adulescentiam debent re- 
quirere. Cursus est certus aetatis et una via naturae eaque sim- 
plex, suaque cuique parti aetatis tempestivitas est data, ut et in- 
firmitas puerorum et ferocitas iuvenum et gravitas iam constantis 

ih aetatis et senectutis maturitas naturale quiddam habeat, quod suo 
tempore percipi debeat. 34. Audire te arbitror, Scipio, hospes 
tuus avitus Masinissa quae faciat hodie, nonaginta natus annos; 
cum ingressus iter pedibus sit, in equum omnino non adscendere; 
cum equo, ex equo non descendere; nullo imbri, nullo frigore 

20 adduci, ut capite operto sit; summam esse in eo corporis siccita- 
tem; itaque omnia exsequi regis officia et munera. Potest igitur 
exercitatio et temperantia etiam in senectute conservare aliquid 
pristini roboris. 



man solle friihzeitig di6 grossere 
Bequemlichkeit, zu welcher das 
Alter berechtigt, in Anspruch neh- 
meh, wenn man als Greis lange 
leben wolle. 

1. mallem, vgl. c. 8, § 26. 

2. eui /uerim occupatus, d. i. dem 
ich meine Dienste verweigert balte, 
xknier dem Vorgeben, mit Arbeiten 
berjdts uberhauft zu sein ; der Dativ, 
wiewirsagen: furJemand nicht 
zu Hause sein. 

4. T. Pontius, ein Centurio, von 
welchem uns weiter nichts bekannt 
ist 

5. modo, S. zu c. 7, § 22. 

6. ne = vai oder vr] nur bei 
Pronominibus. 

8. cum uineris susHneret bo- 
vwn, Vgl. Quinct. 1, 9: Milo, quem 
vitulum assueverat ferre, taurum 
/erehat, 

9. Pythagorae, vgl. c. 7, § 23. 



10. uta7'e „man"; der Conjunc- 
tiv, weil nicht von einer bestimm- 
ten Person die Rede ist, sonst 
wiirde der Imperativ gewohnlicher 
sein. 

cum^ „wann**, nicht „da". Vgl. 
zu c. 2, § 4 und Zumpt § 547. 

nisi fortej wie c. 6, §. 18. 

16. hospes tuus avitus, vom Va- 
ter seines Adoptivvaters, Scipio 
Africanus maior. 

17. Masinissa, Konig der Numider, 
im zweiten punischen Kriege anfangs 
Bundesgenosse der Garthaginienser, 
spater, vom Jahr 206 an, treuer 
Verbiindeter der Romer. Er soll 
uber 60 Jahre Konig gewesen sein. 

\S,pedibus, Wir selzen den Sin- 
gular. Vgl. aures praebere. 

20. siccitaiem im Gegensatz zu 
Katarrh, Wassersucht u. s. w. der 
Zustand fester Gesundheit. Vgl. 
Cic. Tusc. V. c. 34, § 99. Adde 



4 



46 



€ATO MAIOR. c. 11, § 34—36. 



11 Ne sint in senectute vires. Ne postulantiir equidem vires a 

senectute. Ergo et legibus et institutis vacat aetas nostra mune- 
ribus eis, quae non possunt sine viribus sustineri. Itaqne tfon 
raodo quod non possumus, sed ne quantum possumus quideill 
cogimur. 35. At multi ita sunt imbecilli senes , ut nullum officii 5 
aut omnino vitae munus exsequi possint. At id quidem non pro- 
prium senectutis vitium est, sed commune valetudinis. Quam fuit 
imbecillus P. Africani filius, is qui te adoptavitl quam tenui aut 
nuUa potius valetudine I Quod ni ita fuisset, alterum illud exti- 
tisset lumen civitatis; ad paternam enim magnitudinem animi l^ 
doctrina uberior accesserat. Quid mirum igitur in senibus, si iii- 
firmi sunt aliquando, cum id ne adulescentes quidem effugere 
possint? Resistendum, Laeli et Scipio, senectuti est, eiusque vitiA 
diligentia compensanda sunt; pugnandum tamquam contra mor- 
borum sic contra senectutis vim; 36. habenda ratio valetudinis; 15 
utendum exercitationibus modicis; tantum cibi et potionis adhi- 
bendum, ut reficiantur vires, non opprimantur. Nec vero corpori 
solum subveniendum est, sed menti atque animo multo magis. 
Nam haec quoque, nisi tamquam lumini oleum instiiles, exstin- 
guuntur senectute. Et corpora quidem exercitationum defetiga- 2^ 
tione ingravescunt, animi autem exercendo levantur. Nam quos 
ait Caecilius 

comicos stultos senes, 



siccitatem, quae consequitur hanc 
continenUam in victn, 

Ih Selbst zugegeben, dass es 
dem hoben Alter an Kraften ge- 
bricht, — es werden von ihm Kor- 
perkrafte nicht verlangt. 

3. non modoy quod non possu- 
muSf sed ne quantum possumus 
quidem, Quod non possumus hangt 
von cogimur ab; cog^i aliquid = 
zu etwas gezwungen werden. Die 
in ne quantumpossumus quidem 
enthaltene Negation bezieht sich 
auch auf das erste Glied non modo, 
^nicht nur nicht, sondern auch 
nicht**, ein Gebrauch, der nur dann 
stattfindet, wenn beide Satze ein ge- 
meinschaftlichesPradicat haben und 
dieses im zweiten Gliede steht. 

5. at multi . . . neue Einwendung 
der Gegner. Die Antwort darauf 
giebt das Folgende : At id quidem 
non proprium senectutis vitium est. 



8. P* Africani filius, is qui te 
adoptavit Er hiess auch P. Gorne- 
Hus Scipio Africanus. Vgl. c. 6, 

§. 19. 

9. nulla potius valetudiney s. c 3, 
§ 7 : sine quibus (voluptatibtu) m- 
tam nuUam putarent, 

alterum illud exstitisset lumen 
civitatis, „es ware in ihm eine 
zweite Zierde des Staates erschie- 
nen'^ Alterum in Beziehung .aQf 
seinen Vater P. Africanus. 

22. Caeciltus^ der obenerwahnte 
Statius. Die Stelle ist aus der Ko- 
modie Epikleros CJShttxlrj^oe, die 
Erbtochter) ; voUstandiger de amic 
c, 26, § 99: 

Ut me hddie ante omnis cothieos 

stultds senes 
f^orsdris atque emunxeris /at£<£r- 

sume, 

23. comicos, „wie sie in der Ko^ 
modie vorkommen". 



CATO MAIOR. c. 11, § 36—38. 



47 



hos significat credulos, obliviosos, dissolutos ; quae vitia sunt non 
sencctutis, sed inertis, ignavae, somniculosae senectutis. Ut petu- 
lantia, ut libido magis est adulescentium, quam senum, nec tamen 
omnium adulescentium, sed non proborum, sic ista senilis stulti- 

5 tia, (juae deliratio appellari solet, senum leviurif est, non omnium. 
87. Quattuor robustos filios, quinque filias, tantam domum, tantas 
clientelas Appius regebat et caecus et senex; intentum enim ani- 
mum, tamquam arcum, habebat, nec languescens succumbebat 
senectuti. Tenebat non modo auctoritatem , sed etiam imperium 
in suos; metuebant servi, verebantur liberi, carum omnes habe- 
bant; vigebat in ilia domo patrii moris disciplina. 38. Ita enim 
senectus honesta est, si se ipsa defendit, si ius suum retinet, si 
nemini emancipata est, si usque ad ultimum spiritum dominatur 
in suos. Ut enim adulescentem, in quo est senile aliquid, sic se- 

15 nem , in quo est aliquid adulescentis , probo ; quod qui sequitur^ 
corpore senex esse poterit, animo numquam erit. Septimus nfihi 
liber Originum est in manibus ; omnia antiquitatis monumenta 



10 



1. hos significat credulos, mit 
diesen bezeichnet, unter ihnen ver- 
steht er die senes credulos oblivio- 
sos . . . Significare, wie die Verba 
fur etwas halten, zu etwas ernennen 
n. dgl. mit dem doppelten AccusatiT. 

7. Appius, s. c. 6, § 16. 

\\, patrii moris disciplina, Vgt. 
c. 16, § 55 temporum disciplina, 

12. si nemini emancipata est, 
,,wenn sie (senectus) an Niemand 
sich verkauft''. emancipare heisst 
ursprunglich, Jemand aus der 
Gewalt geben, sei es, dass 
dafur ein anderes Abhangig- 
keitsverhaltniss oder die 
Freiheit eintritt. In dem ersten 
Falle bedeutet es wie hier: Jemand 
einem zu eigen geben. Vgl. Gic. de 
fin. I, 7, 24 fiUo adhibito, quem in 
adoptionem D. Silano emancipa- 
verat, Erst in der Kaiserzeit traf diese 
Bedeutung zuruck hinter diejetzt 
allgemein geiaufige: ^Jemand aus 
einem Abhangigkeitsverhaltniss ent- 
lassen und ihm die Freiheit ge- 
ben". Durch die mancipatio wurde 
vor wenigstens funf Zeugen und 
einem Wager (libripens) auf feier- 
liche Weise eine Sache in den Be- 
sitz (manus) eines Andern uber- 



tragen. Auch freie Personen konn- 
ten einem anderen Freien ins man- 
cipium gegeben werden, so jedoch,. 
dass dieser Andere nicht Herr der 
Person, sondern nur seines Er- 
werbes wurde. 

14. senile aliquid, etwas von der 
Besonnenheit des hoheren Alters. 

15. quod qui sequitur, „wer die- 
semGrundsatze sich anschliesst,wer 
danach lebt*, d. i. wer als Greis 
Jugendlichkeit zu hewahren strebt.. 

16 f. septimus — liber Originum,. 
Origines ist der Titel eines ge- 
schichtlichen Werkes, welches mit 
der Grundung der Stadt Rom be- 
ginnt und bis auf die letzten Lebens- 
jahre des Gato fortgefiihrt ist. Das 
siebente ist das letzte Buch. Den 
Inhalt der einzelnen Bucher giebt 
Gornel. Nep. Gato c. 3 an : Primti^ 
continet res gestas regum populi 
Romanif secundus et tertius, unde 
quaeque civitas orta sit Italica ; ob 
quam rem omnes Origines videtur 
appellasse. In quarto autem bellum 
Poenicum est primum, in quinto 
secundum, Atque haec omnia capi- 
tulatim sunt dicta, ReHqua bella 
pari modo persecutzis est usque ad 
praeturam Servii Galbae, qui diri- 



48 



CATO MAIOR. c. 11, 5 38. 



colligo ; caiisarum illustrium, quascunque defeudi, nunc cum ma- 
xime conficio orationes; ius augurium, pontificium, civile tracto; 
multum etiam Graecis litteris utor, Pythagoreoriunque more exer- 
cendae memoriae gratia, quid quoque die dixerim, audierim, 
egerim, commem^o vesperi. Hae sunt exercitationes ingenii, 5 
haec curricula mentis; in his desudans atque elaborans corporis 
vires non magno opere desidero. Adsum amicis; venio in sena- 
tum frequens, ultroque adfero res multum et diu cogitatas, easque 
tueor animi, non corporis viribus. Quae si exsequi nequirem, 
tamen me lectulus meus oblectaret ea ipsa cogitantem , quae iam IC 
agerem [; sedut possim facit acta vita]. Semper enim in his studiis 
laboribusque viventi non intellegitur , quando bbrepat seaectus; 
ita sensim sine sensu aetas senescit, nec subito frangitur, sed diu- 
turnitate exstinguitur. 



puit Lnsitanos .... In quibus 
multa industria et diligentia cam- 
paret, nulla doctrina. Es war das 
erste idmische Geschichtswerk in 
Rom, Q. Fabius Pictor u. L. Gincius 
Alimentus, wenige Jahrzehnte vor 
ihm, hatten ihre Annalen in griechi- 
scher Sprache geschrieben. Ueber 
Ennius s. zu c. 1, § 1. 

est in 7nanibus, „ich arbeite dar- 
uber«. Anders c. 4, § 12. 

omnia — colligo, fur das vor- 
hererwahnte Buch. 

1. quascunque defendi, „in wel- 
chen ich als Vertheidiger aufgetre- 
ten bin". Vgi. Cicero de oratore I, 
c. 2, § 5 causas dicere. 

nunc cum maxime , „gerade 
jetzt«. 

2. orationes. Gicerokannte deren 
mehr als 150. 

ius augurium, s. c. 4, § 12. 
ius pontificium (so auch bei Gato» 
mchi poniificum), das Rechl der 
Pontifices, denen die Oberaufsicht 
flber die kirchliche Verfassung uber- 
tragen war. 

3. Graecis litteris utor, „ich be- 
schaftige mich mit griech. Litte- 
ratur". 

4. quid quoque die dixerim — 
commem,oro vesperi. So heisst es in 
den dem Stifter der Schule uoter- 
geschobenen x^^^ ^^V ^. 40—42 : 



firiS^ vTtvov fiaXaxoXffiv in^ o/i- 
fiact 7tqoa8i^aa&ai, 

n^iv TMV 7J/X8QiVci»V MqyttV TfJ6 

Sxaarov ineX^slv 

Tt^ Tta^ejSrjv f tIS^ ^QS^a^ ri fioi 
Seov OV9C ireAead^; 

7. adsum amicis, mit Rath und 
Beistand vor Gericht. 

10. cogitantem, Gegensatz zu 
agere. 

ea ipsa^ bezieht sich auf das 
vorhergehendc quae. 

quae iam agerem, „in der Ab- 
sicht; es bald auszufCihren". Simi: 
Wenn derGreis nichts defgleichen 
ausfiihren kann, so beschaftigt ihn 
doch genussreich das blosse Ent- 
werfen von Planen, die er immer 
noch bald zu verwirklichen h<offt 
(qtiae iam agerem): eriaulert d[urcb 
c. 7, § 24 nemo enim tam est 
senex, qui se annum non 
putet vivere posse. Je lapger 
man lebt, desto langer hofft man 
noch leben und thatig sein zu kon- 
nen. Freilich gilt das nur von dem 
rAstigen und geistigregsamen Greise, 
wie die folgenden Worte: semper 
enim — senectus zeigen. Ih dem- 
selben Sinne charakterisirt Horatius 
ars poet. 172 den Greis als spe 
longus. 

1 3. sensim sine sensu aetiu sene- 
scit. Die Aliitteralion (ss, s, ss, s, ss) 



CATO MAIOR c. 12, § 39—41. 49 

89. Sequitur tertia vitupcratio senectutis, quod 12 
eam carere dicunt voluptatibus. praeclarum munus 
aetatis, si quidem id aufert a nobis, quod est in adulescentia vi- 
tiosissimum I Accipite enim, optimi adulescentes, veterem oratio- 

5 nem Archytae Tarentini, magni in primis et praeclari viri, quae 
mihi tradita est, cum essem adulescens Tarenti cum Q. Maximo. 
Nullam capitaliorem pestem quam voluptatem corporis hominibus 
dicebat a natura datam , cuius voluptatis avidae libidines temere 
et efTrenate ad potiendum incitarentur. iO. Hinc patriae prodi- 

LO tiones, hinc rerum publicarum evefsiones, hinc cum hostibus 
clandestina coUoquia nasci; nullum denique scelus, nuUum malum 
facinus esse, ad quod suscipiendum non libido voluptatis impel- 
leret; stupra vero et adulteria et omne tale flagitium nuUis ex- 
citari aliis illecebris nisi voluptatis. Cumque homini sive natura 

L5 sive quis deus nihil mente praestabilius dedisset, huic divino mu- 
neri ac dono nihil tam esse inimicum quam voluptatem. 41. Nec 
enim libidine dominante temperantiae locum esse, neque omnino 
in voluptatis regno virtutem posse consistere. Quod quo magis 
intellegi posset, fingere animo iubebat tanta incitatum aliquem 

20 voluptate corporis, quanta percipi posset maxima; nemini cense- 
bat fore dubium, quin tanodiu, dum ita gauderet, nihil agitare 
mente, nihil ratione, nihil cogitatione consequi posset. Quocirca 
nihil esse tam detestabile tamque pestiferum quam voluptatem, 
si quidem ea, cum maior esset atque longinquior, omne animi lu- 

entspricht schon dem allmahlichen, 1 0. cum host. clandestina collo- 

sanften Hinschwinden des Greises. quia, Die im Ganzen ungewohnliche 

§ 39. Dritter Haupttheil. Verbindung von Substantiven unter 

Das Greisenalter bietet keine Ver- einander durch die blosse Praposi- 

gnngungen und Gentisse. Erwide- tion ist bei Yerbalsubstantiven (wie 

rung: Wenn es uns von derKnecht- hierco//ogMiwm)wenigerhart. Clan- 

schaft der Sinnlichkeit befreit, desto destina colloquia, heimliches Zwie- 

besser! gesprach, d. i. verratherische Unter- 

5. Archytae Tarentini. Archy- handlungen, verratherisches Einver- 
t](s von Tarent in TJnteritalien, em standniss. 

Zeitgenosse des Plato, Philosoph \2, libido voluptatis, Libido, d\e 

ans der Schule des Pythagoras (um Lust (UbeC), das blinde Yerlangen 
400 V. Chr.). Vgl. Hor. carm. I, 28. \^ im Gegensatze zum vernunftigen 

quae mihi tradita est, s. c. t2, Willen, voluntas. Fobiptas steht 

§ 41. im Verlauf der Rede bald im wei- 

6. cum essem adulescens Tarenti teren Sinne ^Vergnugen, Genuss** 
eum Q, Maximo, s. c. 4, | tO. (namentlich § 46), bald im engeren 

8. cuius voluptatis ist abhangig ^WoUust**. 

Ton avidae,yvdiszu libidines ^elioTi. 21. dum => quamdiu, quam. 

— ad potiendum ; 9\s Ohjeci \si VO' nihil agitare mente. Vgl. c. 7, 

Juptate aus vobiptatis zu erganzen. § 23 : studiorum agitatio, 

Cato Maior. 9. Aufl. 4 



50 



CATO MAIOR. c. 12, § 41. 42. 



men exstingueret. Haec cum C. Pontio Samnite, patre eius, a 
quo Caudino proelio Sp. Postumius, T. Veturius consule supe- 
rati sunt, locutum Archytam, Nearchus Tarentinus, hospes noster, 
qui in amicitia populi Romani permanserat, se a maiorihus natu 
accepisse dicehat, cum quidem ei sermoni interfuisset Plato 5 
Atheniensis; quem Tarentum venisse L. Camillo, Appio Claudio 
consulihus reperio. 42. Quorsus hoc? ut inlellegeretis, si volu- 
ptatem aspernari ratione et sapientia non possemus^ magnam ha- 
hendam esse senectuti gratiam, quae efficeret, ut id non liberet, 
quod non oporteret. Impedit enim consilium voluptas, rationi 10 
inimica est, mentis, ut ita dicam, praestringit oculos, nec habet 
uUum cum virtute conunercium. Invitusfeci, ut fortissimi viri 
T. Flaminini fratrem L. Flamininum e senatu eicerem, septem 
annis post quam consul fuisset; sed notandam putavi iihidinem. 
Ille enim, cum esset consul, in Gallia exoratus in convirio a scorto 15 



1. eiusy d. i. des G. Pontius, 
welcher . . . Der Sohn hiess wie der 
Vater, hatte aber den Beinamen 
Telesinus. 

2. Caudino proelio. Gaudium, eine 
Stadt der Samniter zwischen Gala- 
tia und Beneventum. Die Schlacht 
fand in den Engpassen bei dieser 
Stadt wahrend des zweiten samni- 
tischen Krieges 32 1 y. Ghr. statt. 

superaU sunt, Die in den Eng- 
passen eingeschlossenen Gonsuln 
mussten einen schimpflichen Frie- 
den eingehen. 

3. Nearchus Tarentinus, ein Py- 
thagoreer, den Gato auf seineni Zuge 
nach Tarent (209) kennen lernte 
und dessen auf Enthaltsamkeit und 
Sittenstrenge hinweisende Lehren 
er mit Eifer anhorte. S. Plut. Gato 
c. 2. 

4. qui — permanserat, wahrend 
Tarent in den Handen der Gartha- 
ginienser gewesen war. 

5. cum quidem schliesst sich an 
das locutum Archytam, nicht an 
das se a maioribus naiu accepisse 
dicebat an; Archytas hahe diese 
Unterhaltung in Gegenwart des 
Plato gefuhrt. Der Hauptsatz ist 
Nearchus dicebat se accepisse . . . , 
von diesem abhangig Archytam 
haec locutum, cum quidem — in- 



terfuisset Flato, Ueber quidem 8. 
c. 4, § 10. 

6. quem Tarentum venisse L. Ca- 
millo, Appio Claudio consuUbus 
reperio, Nach dieser Angabe fiel 
die erwahnte Unterhaltung in das 
Jahr 349, also ein Jahr vor Plato'8 
Tode, was sehr unwahrscheinlich 
ist. Plato's dritte Reise nach Sid- 
lien, wenn sie uberhaupt stattge- 
funden hat, fallt etwa 361. Von 
einem noch spateru Aufenthalte in 
Siciiien oder Unteritalien findet sich 
sonst nirgends eine Spur. 

13. T, Flaminini, s. c. I, § 1. 
e senatu eicerem, als Gato Gen- 

sor war im J. 184. 

septem annis post quam consui 
fuisset, L. Flamininus war im J. 192 
Gonsnl gewesen; es ist also hier 
ein Versehen in der Berechnung. 

14. notandam, Notare der fest- 
stehende Ausdruck fur die Rfigen 
und Strafen des Gensors. 

15. ille enim — rei capitaUs. 
Anders^rzahlt Livius XXXIX, c. 42 
den Vorfall. Nach ihm sagt Gato in 
der Rede, mit welcher er die Ruge 
begleitete, L. Flamininus habe nicht 
einen zum Tode Verurtheilten, son- 
dern einen edlen Boier (nobilem 
Boium cum liberis transfugam ve- 
nisse; convenire consulem velle, ut 



CATO MAIOR. c. 12, § 42 — c. ;3, § 44. 



51 



est, ut securi feriret aliquem eorum , qui in vinculis essent dam- 
nati rei capitalis. Hic Tito , fratre suo , censore , qui proximus 
ante me fuerat, elapsus est, mihi vero et Flacco neutiquam pro- 
bari potuit tam flagitiosa et tam perdita libido , quae cum probro 

5 privato coniungeret imperii dedecus. 

48. Saepe audivi ex maioribus natu , qui se porro pueros a 13 
senibus audisse dicebant, mirari solitum G. Fabricium, quod, cum 
apud regem Pyrrhum legatus esset, audisset a Thessalo Cinea, 
esse quendam Athenis, qui se sapientem profiteretur, eumque 

10 dicere, omnia, quae faceremus, ad voluptatem esse referenda. 
Quod ex eo audientes M'. Curium et Ti. Coruncanium optare so- 
htos, ut id Samnitibus ipsique Pyrrho persuaderetur, quo facitius 
vinci possent, cum se voluptatibus dedissent. Vixerat M'. Curius 
cum P.- Decio , qui quinquennio ante eum consulem se pro re- 

15 publica quarto consulatu devoverat; norat eundem Fabricius, 
norat Coruncanius; qui cum ex sua vita, tum ex eius, quem dico, 
Decii facto iudicabant, esse profecto aliquid natura pulchrum 
atque praeclarum, quod sua sponte peteretur, quodque spreta et 
contempta voluptate optimus quisque sequeretur. 44. Quorsum 

20 igitur tam multa de voluptate ? Quia non modo vituperatio nuila, 
sed etiam summa laus senectutis est , quod ea voluptates nuUas 
magno opere desiderat. Caret epulis exstructisque mensis et fre- 



ab eo fidem praesens acciperet) 
und zwar mit eigner Hand getodtet. 
Plutarch Cato c. 17 nennt dies IJeber- 
treibung und beruft sich dabei auT 
das Zeugniss Gicero's an unserer 
SteUe. 

in Gallia, Nach seinem Gonsulate 
war ihm die Verwaltung dieser Pro- 
vinz zugefallen. 

2. Tito, fratre suo, censore: 189. 

3. elapsus est, er entging der 
Strafe. 

Flacco, Valerius Flaccus, der 
Amtsgenosse des Gato in der Gen- 
sur, wie fruher im Gonsulat 195. 

5. imperii dedecus, weil er im 
Namen des romischen Senats und 
Volkes die Provinz verwaltete. 

6. porro, nicht nur von der Zu- 
kunft, sondern auch, wenngleich 
seltener, von der Vergangenheit ge- 
braucht 

7. C Fabricium, s. c. 6, § 15. 
S. a Thessalo Cinea, Gineas ein 



Schtiler des Demosthenes und selbst 
Redner, bei Pyrrhus in Ansehen und 
von ihm zu einer Gesandtschaft nach 
Rom benutzt. 

9. esse quendam Athenis. Epi- 
kur, Stifter der nach ihm genannten 
Schule, geb. 342, t 270 v. Ghr. 

11. 3f. Curium et Ti, Corunca- 
nium, s. c. 6, § 15. 

14. cum P.Decio, P. Decius Mus, 
Sohn des gleichnamigen Vaters. Er 
entschied im J. 295 den Sieg uber 
die Gallier und Samniter in der 
Schlacht bei Sentinum zu Gunsten 
der Romer, indem er sich, wie sein 
Vater in der Schlacht bei Veseris 
(340 v. Ghr.) gethan hatte, dem 
Tode weihte. Liv. X, 28; qua con- 
fertissimam cemebat Gallorum 
aciem, conciiat equum ; inferensque 
se ipsis infestis telis interfectus est, 

20. vituperaHo, passivisch „Ge- 
genstand des Tadels". Vgl. offensio 
c. 18, § 65. 

4* 



52 



GATQ MAIOR. c. 13, § 44. 45. 



quentibus poculis. Caret ergo etiam vinulentia et cruditate et in- 
somniis. Sed si aliquid dandum est voluptati, quoniam eius blan- 
ditiis non facile obsistimus — divine enim Plato escam malorum 
appellat voluptatem , quod ea videlicet homines capiantur ut pi- 
sces — , quaroquam immoderatis epulis caret senectus , modicis 5 
tamen conviviis delectari potest. G. Duiilium, Marci filium, qui 
Poenos classe primus devicerat, redeuntem a cena senem saepe 
videbam puer; delectabatur cereo funali et tibicine, quae sibi 
nullo exemplo privatus sumpserat; tantum licentiae dabat gloria. 
45. Sed quid ego alios? ad me ipsum iam revertar. Primum ha- 10 
bui semper sodales. Sodalitates autem Magnae Matris me quae- 
store constitutae sunt sacris Idaeis acceptis. Epulabar igitur cum 
sodalibus, omnino modice, sed erat quidam fervor aetatis; qua 
progrediente omnia fiunt in dies mitiora. Neque enim ipsorum 
conviviorum delectationem voluptatibus corporis magis, quam 15 
coetu amicorum et sermonibus metiebar. Bene enim maiores 
accubitionem epularem amicorum , qui vitae coniunctionem ha- 
beret, convivium nominaverunt, melius quam Graeci, qui hoc idem 



\ 



1. caret — exstructis mensisy 
,volle, reichbesetzte Tische*. VoU- 
standiger Cic. Tuscnl. V, c. 21, § 62 : 
mensae conquisitissimis epuUs ex- 
struebantur, 

2. si aliquid dandum est volu- 
ptati, wenn wir dem Sinnengenusse 
wirklich etwas(so oberset^en wir 
das aliquid hinter m') einraumen 
mussen, d. i. wenn wir uns ihm 
nicht ganz entziehen durfen. 

3. Plato escam malorum appel- 
lat voluptatem, im Timaus p. 69. 
D : riBovrjv fiiyiaxov xaxov Se^a^, 

6. qui Poenos classe primus de- 
vieerai, 260 v. Chr. bei Myla an 
der Ostkuste von Siciiien. 

8. cereo funali et fe*6tcine, Wachs- 
fackein und Musikanten, von denen 
er sich Abends vom Schmause nach 
Hause begleiten liess. S. Valer. 
Maxim. III, c. 4. Duillius, qui pri- 
mus navalem triumphum ex Poenis 
rettulit, quotiescunque epulaturus 
erat, ad funalem cereum prae- 
eunte tibicine et tibiis a cena do- 
mum reverti solitus esi, 

9. nullo exemplo, „ohne dass es 
vorher Jemand gethan". 



1 l.sodaKtates, „Bruderschaften^. 
Die altesten sind die schon vor Nu- 
ma zur Erhaltung der sabinischen 
sacra eingesetzten sodales Titii, 
S. Tac. Hist. 11. c. 95. Ann. I. c. 53. 
Dergleichen Genossenschaften von 
Priestem pflegten die Feste ihres 
Gottes durch ein gemeinschaftliches 
Mahl zu feiern. — Magna Mater 
Deorum ist die Gottin Cybele (von 
dem griechischen Namen Mayahn 
heissen die ihr zu Ehren gefeierten 
Feste Megalesia oder Megalensia). 
sacris Idaeis: Idaea vom Berge Idia 
in Phrygien, von wo der Ursprung 
der Verehrung stammt. — Auf Ver- 
anlassung eines Spruches der sibyl- 
linischen Biicher wurde, um das 
Ungluck des Krieges von den Ro- 
mem abzuwenden, der Stein, wel- 
cher als Mater Idaea verehrt wurde, 
von Pessinus in Phrygien in feier- 
lichem Zuge nach Rom geholt S. 
Liv. XXIX, 14. 

13. fervor aetatis, „des Al- 
ters" ; welches Lebensaiter gemeint 
sei, zeigt der Zusammenhang {fer- 
vor aeiatis; qua progredien- 
te . . , .). 



CATO MAIOR. c. 13, § 45 — c. U, § 46. 



53 



tum compotationem tum concenatiooem vocant, ut, quod in eo 
genere minimum est, id maxime probare videantur. 

46. Ego vero propter s^rmonis delcctationem tempestivis 14 
quoque conviviis delector, nec cum aequalibus solum, qui pauci 

5 admodum restant, sed cum vestra etiam aetate atque vobiscum; 
habeoque senectuti magnam gratiam , quae mihi sermonis avidi- 
tatem auxit , potionis et cibi sustulit. Quod si quem etiam ista 
delectant (ne omnino bellum indixisse videar voluptati , cuius est 
fortasse quidam naturalis modus) , non intellego , ne in istis qui- 

10 dem ipsis voluptatibus, carere sensu senectutem. Me vero et ma- 
gisteria delectant a maioribus instituta et is sermo, qui more ma- 
iorum a summo adhibetur in poculo, et pocula, sicut in Symposio 
Xenophontis est, minuta atque rorantia, [et refrigeratio aestate et 
vieissim. aut sol aut ignis hibernus]. Quae quideln etiam in Sa- 



1. compoiationefn, av/inoatov, 
concenaHonem, cvvBsiTCvov, 
quod in eo genere („hierbei") 

minimum est, namlich £ssen und 
Trinken. 

2. tempesUva convivia sind Gast- 
maler, welche vor der gewohnlichen 
Zeit (etwa 3Uhr Nachmittags) be- 
ginnen (cenare de die) oder uber 
die gewohnliche Zeit bis tief in die 
Nacht, ja bis zum Morgen verlangert 
wefden (cenare in lucem), oder bei 
welchen Beides der Fall ist. 

4. qui pauci admodum restant, 
wir sagen minder genau; „deren 
wenige iibrig sind^. 

(}. quae — auxit — sustuUt, Nach 
Plato's Staat I, p. 328 D: w la&i, 
OTi fyoivSf oaov ai xara ro aoi/ia 
^Sovai anofia^alvovrat f roaovrov 
aviovrai ai Ttsgl rove ioyovs iTti- 
&vfiiai re xai rjSovai, 

8. voluptati, nicht ^WoUust'', 
sondern : ^Sinnengenuss"*. 

cuius est fortasse q, nai, modus, 
„Yon dem vielleicht die Natur ein 
gewisses Maass gestattef^, d. i. den 
man sich nach dem Willen der Na- 
tur nicht versagen darf. 

10. vero, affirmativ. 

tl. magisteria, Magister oder 
rex convivii {cvfinoalaqxoe) hiess 
der Prasident, welcher die Gesetze 
des Trinkens vorschrieb. Seine 



Wahl geschah ge^ohnlich durch 
die Wurfel. 

12. a summo, „von oben an". 
Das Triclinium bestand aus drei 
hufeisenformig aufgestellten Sophas 
{lecti)y die von links nach rechts 
gerechnet summus, meditis, imus 
hiessen, jedes Sopha zu 3 Platzen, 
ebenfalls summus, medius, imus 
genannt. An unserer Stelie ist der 
summus der ausserste Platz auf dem 
lectus summus, der zwar nicht der 
erste, aber der Eck- und Endplatz 
des ganzen Tricliniums ist, von 
welchem aus der Rundgesang be- 
gann. Der Ehrenplatz der ganzen 
Tafel war der imus auf dem lectus 
medius, 

in poculo, wir „beim Glase". 

pocula — rorantia, wortlich 
^thautraufelnde^, d. i. nicht 
„ schaumende Becher " , sondern 
«tropfenweise getrunkene Becher", 
im. Gegensatze zu dem in vollen 
Zugen getrunkenen Weine. 

sicut in Symposio Xenopfumtis 
est, n, 26: Ovro} 8i xal rjfiaXs 
^ fisv a&QooiS ro norov iy- 
X8(6fie&a (dies ist derGegensatz 
zu den pocula rorantia), ra^v rifuv 
xai ra coifiara xai ai yvdSfuu 
ayaXovvrai x. r. X,, tjv 9i rjfiiv oi 
9fdi9ee fitxQaXs xvXiSi (unsere 
minuta potula) nvxva iytitpexa' 



54 



CATO MAIOR. c. 14, § 46-48. 



binis persequi soleo, convi>iumque vicinorum cotidie compleo, 
quod ad multam noctem quam maxime possumus vario sermone 
producimu^. 47. At non est voluptatum tanta quasi titillatio in 
senibus. Credo; sed ne desideratio quidem. Nihil autem est mo- 
lestum, quod non desideres. Bene Sophocles, cum ex eo quidam 5 
iam adfecto aetate quaereret, utereturne rebus veneriis: ,Di me- 
liora! inquit; ego vero libenter istinc sicut a domino agresti ac 
furioso profugi^ Cupidis enim rerum talium odiosum fortasse 
et molestum est carere; satiatis vero et expletis iucundius est ca- 
rere quam frui. Quamquam non caret is, qui non desiderat; ergo IC 
hoc non desiderare dico esse iucundius. 48. Quod si istis ipsis 
voluptatibus bona aetas fruitur libentius, primum parvulis fruitur 
rebus, ut diximus, deinde eis, quibus senectus, etiam si non ab- 
unde potitur, non omnino caret. Ut Turpione Ambivio magis 
delectatur, qui in prima cavea spectat, delectatur tamen etiam, U 
qui in ultima, sic adulescentia voluptates propter intuens magis 




^offiv (hieT rorantia poeula), ov- 
T(06 ov fiia^ofiavoi vno lov oXvov 
fiB&veiVy aXX* itvaTtBi&ouevoi, Ttooe 
ro TtajVviafS^ara^ov aft^ofis&a, 
— Die Titel der griechischen Schrif- 
ten werden wo moglich latinisirt, 
nicht ubersetzt. So hier Sympo- 
sium und c. 17, § 59 Oeconomi- 
eus, 

L. in Sabinis, auf meinem sabi- 
nischen Landgute. 

convivium — compleo: ich mache 
den Tisch voUzahlig, indem ich 
meine Nachbarn vom Lande einlade; 
complere wie plenus mit dem Ge- 
netiv anstatt des gewohnlicheren 
Ablativs. 

3. ai non . . . Einwand der Geg- 
ner des Greisenalters. 

4. desideratio, nur der Goncin- 
nitat wegen (da titillatio vorher- 
geht), anstatt desiderium, 

nihil autem est molestum, nam- 
lich zu entbehren. 

5. Sophocles, s. c. 7, § 22. 

6. affecte aetate, als er alters- 
«chwach war. 

7. dii meliora {duint) Gott ver- 
hute es! Bei Plato: evtprjfiet, 

a domino agresti. AgresUs 
ifiy^ios) ist, wer auf dem freien 



Felde aufwachst, wild, roh, zuun- 
terscheiden von rusticus (Ddrper 
bei Nithart, woraus T61pel), der 
auf dem Lande, in landlichen Ver- 
haltnissen lebt und der feineren 
Bildung der Stadt (urbanus) ent- 
behrt. Vgl. zu c. 20, § 75. Die 
Stelie ist fast wortlich nach Plato'8 
Staat I, p. 329 G: ourfuvairara 
(libenter) fi^vroi avro (bei Gicero 
istinc). arc^pvyovj SffneQ hytro^vra 
riva xal ayQiov Saanonjv anofpV' 
ycov. 

10. auamquam non caret . . . VgL 
c. 1, § 1. 

12. bona aetas, die Jugend. 

14. Turpione Ambivio, L. Ambi- 
vius Turpio, ein berfihmter Schau- 
spieler und Theaterdirector {domi- 
nus gregis), zur Zeit des Gato von 
Terenz zur AuffQhrung seiner Ko- 
modien haufig benutzt. 

15. magis deleetatur, qui — 
spectat, weit er besser im Stande 
ist, die einzelnen Bewegungen der 
Schauspieler zu beobachten. 

in prima cavea. Cavea, der den 
Zuschauem angewiesene Raum im 
Theater. Prima eavea ist die erste, 
der Buhne zunachst gelegene Sitz- 
reihe. 



CATO MAIOR. c. 14, § 48-50. 



55 



fortasse laetatur , sed delectatur etiam senectus procul eas spe- 
ctans tantum, quantum sat est. 49. At illa quanti sunt, animum, 
tanquam emeritis stipendiis libidinis, ambitionis, contentionum, 
inimicitiarum, cupiditatum omnium, seciun esse secumque, ut di- 

5 citur, viverel Si vero habet aliquod tamquam pabulum studii at- 
que doctrinae, nihil est otiosa senectute iucundius. Mori vide- 
bamus in studio dimetiendi paene caeli atque terrae G. Gaium, 
familiarem patris tui, Scipio. Quotiens illum iux noctu aliquid 
describere ingressum, quotiens nox oppressit, ciun mane coe- 

10 pissetl Quam delectabat eum, defectiones solis et lunae multo 
ante nobis praedicere! 50. Quid in levioribus studiis, sed tamen 
acutis? Quam gaudebat bello suo Punico Naevius! quam Trucu- 



1. prop(i)ter, Adv., Gegensatz 
von procuL — tantum quantum 
sat est gehort zu delectaiur, 

§ 49. Das Leben im Geiste, wis- 
senschaftliche und kunstlerische 
Beschaftigungen bieten reinere Ge- 
nusse, als die Sinne zu gewahren 
im Stande sind. 

2. illa bezieht sich auf das fol- 
gende animum secum esse secum- 
que vivere, 

quanti sunt, Genetiv der Werth- 
bestimmung bei esse, 

3. stipendiis, die Kriegsdienste, 
hier ubertragen auf die libido, am- 
bitio u. ff., unter deren Gommando 
wir in der Juge^id stehen. 

5. ut dicitur, wie ut aiunt, um 
den spruchwortlichen Gebrauch an- 

« zuzeigen. 

6. otiosa, nicht ^mussig", son- 
dern „frei von Staatsgeschaften". 
Ygl. de offic. in, c. 1 den Ausspruch 
des Scipio Africanus maior: num- 
quam se minus otiosum esse, quam 
cum oUosus, necminussolum, quam 
eum solus esset, 

7. mori videbamus in siudio — 
terrae, d. i. wir sahen, wie er bis 
zu seinem Tode seinen astronomi- 
schen Studien oblag. Vgl. Horat. 
epist. I. 7. 85 Immoritur studiis. 

paene gehort zu caeli atque ter- 
rae, die zusammen das Weltall aus- 
machen. 

8. C, Galum, G. Sulpicius- Ga- 
lus, wegen seiner ausgezeichneten 



Kenntniss der griechischen Littera- 
tur und der Astronomie beruhmt. 
Als tribunus militum unter Aemi- 
lius Paullus gegen Perseus kam- 

Sfend, machte er sich dadurch ver- 
ient, dass er durch das Yorhersagen 
einer Mondfinsterniss die Soldaten 
von der Furcht wegen boser Vorbe- 
deutungen befreite Liv. XLIV, c.37. 
9. aUquid describere, von Erd- 
und Himmelskarten zu verstehen. 

11. multo ante, als sie eintraten. 
Vgl, c. 6, § 18: Carlhaffini male 
iam diu cogitanti bellum ante de- 
nunUo, 

in levioribus studiis, hier auf 
die Poesie, sonst auch auf Malerei, 
Bildhauerkunst, uberhaupt auf alle 
Beschaftigungen , die nicht im nn- 
mittelbaren Dienste des Staates 
stehen, zu beziehen. 

sed tamen acutis, die aber doch 
Scharfe des Geistes verlangen. 

12. quam gaudebat beUo suo 
Punieo Naevius! Das belhim Pu- 
nicum ist ein episches Gedicht uber 
den ersten punischen Krieg, der 
erste Versuch, einen aus der ro- 
mischen Geschichte entlehnten Stoff 
zu behandeln. Ueber Navius s. c. 6, 
§ 20. 

quam TructUento Plautus ! Tru- 
culentus (Griesgram), der Titel ei- 
ner uns noch vhaltenen Komodie 
von Plautus. T. Maccius Plautus, 
der begabteste Lustspieldichter der 
Romer, von dessen etwa 130 Ko- 



56 



GATO MAIOR. c. 14, § 50. 



lenlo Plautusl quam Pseudolol Yidi etiam senem Livium; qui cum 
sex annis ante, quam ego natus sum , fabulam docuisset Centone 
Tuditanoque consulibus, usque ad adulesceutiam meam pro- 
cessit aetate. Quid de P. Licinii Grassi et pontificii et civilis iuris 
studio loquar? aut de huius P. Scipionis, qui his paucis diebu^ 5 
pontifex maximus factus est? Atque eos omnes, quos conunemor 
ravi, his studiis flagrantes senes vidimus. M. vero Cethegiim, quem 
recle Suadae medullam dixit Ennius, quanto studio exerceri in 
dicendo videbamus etiam seneml Quae sunt igitur epularum aut 
ludorum aut scortorum voluptates cum his voluptatibus compa- 10 
randae? Atque haec quidem studia doctrinae; quae quidem pru- 
dentibus et bene institutis pariter cum aetate crescunt, ut hone- 

mddien uns noch 20 ubrig sind. 
£r war in dem umbrischen Flecken 
Sarsina geboren, ein alterer Zeit- 
genosse des Ennius, und starb um 
184 V. Chr. 

1. quam Pseiidolo! Pseudolus, 
eine uns ebenfalls noch erhaltene 
Komodie des Plautus. 

senem Livium, Livius Androni- 
cus, der Erste, welcher ein Schau- 
spiel zu Rom anf die Buhne brachte. 
Er war ein geborener Grieche aus 
Tarent, kam als Gefangener nach 
Rom, unterrichtete dort die Kinder 
eines vomehmen Roniers, Livius 
Salinator, und erhielt von diesem 
Namen und Freiheit. Seine la- 
teinische Odyssee hat sich bei 
den Romem lange Zeit als Schul- 
buch erhalten. 

2. sex annis ante sqq., also 240 
V. Ghr., unter dem Gonsulate des^ 
G. Glaudius Gento, des Sohnes von 
Appius Glaudius Gacus, und M. Sem- 
pronius Tuditanus. 

fabulam docere, ein Stuck den 
Schauspielern einstudiren (^«^a- 
oitsw) und auf die Biihne bringen, 
d. i, aufffihren. 

4. quid de P, Licinii Crassi — 
loquar? S. c. 9, § 27. 

5. de huius P, Scipionis, des 
jetztlebenden Sc Es ist P. 
Gorneiius Scipio, genannt Gorculum 
= Sapiens. Vgl. c. 5, § 14: hi 
eonsules, 

his paucis diebtis, Tor wenigen 



Tagen von heute an gerechnet, 
wie immer htc bei Zeitbestimmun- 
gen. 

7. M, vero Cethegum, VgL c 4, 
§ 10. Ueber ihn Gic. Brutus c. 15, 
§ 57: Quem vero exstet^ et de 
quo sit memoriae proditum, elO' 
quentem fuisse et ita esse habi- 
tum, primus est M, Comelius Ce- 
thegus, cuius eloquentiae estauctor 
et idoneus mea quidem sententia 
Ennius, 

8. Suadae med, Suada die Got- 
tin der Beredsamkeit, Jlei&ca. 

Ennius. Vgl c. 1, § l. Die Worte 
des Ennius uber Gethegus sind im 
Brutus c. 15, §§ 57—59 enthallen: 

— is dictust ollis popularibus 
olim, 

qui tum vivebant homines atque 
aevum agitabant, 

flos deUbatus populi Suadaeque 
meduua, 

1 li comparandae, Das Gerundi- 
vum in der Bedeutung Mkonnen" 
nur in negativen Satzen ; hier, weil 
in dem Fragesatze die Negatiou ent- 
halten ist (vgl. c. 18, § 64: quae 
sunl igitur voluptates corporis 
cum auctoriiatis praemiis compa- 
randae); sonst in der Bedeutung 
„mussen, sollen**. 

atque haee quidem studia do- 
ctrinae, Hiermit geht er von den 
wissenschaftlichen und kunstleri- 
schen Studien zu anderen Beschaf- 
tigungen, dem Ackerbau, Weinbau 



CATO MAIOR. c. 14, § 50 — c. 15, § 51. 52. 



57 



stum illud Solouis sit, quod ait versiculo quodam, ut ante dixi, 
senescere se mulla in dies addiscentem ; qua voluptate animi nulla 
certe potest esse maior. 

51. Venio nunc ad voluptates agricolarum , quibus ego in- 15 

5 credibiliter delector ; quae nec ulla impediuntur senectutc et mibi 
ad sapientis vitam proxime videntur accedere. Habent enim ra- 
tionem cum terra, quae numquam recusat imperium, nec um- 
quam sine usura reddit, quod accepit, sed alias minore, plerumque 
maiore cum faenore. Quamquam me quidem non fructus modo, 

10 sed etiam ipsius terrae vis ac natura delectat. Quae cum gremio 
mollito ac subacto sparsum semen excepit, primum id occaecatum 
cobibet, ex quo occatio, quae boc efQcit, nominata est; deinde 
tepefactum vapore et compressu suo diffundit, et elicit herbe- 
scentem ex eo vinditatem ; quae nixa fibris stirpium ^ensim adu- 

15 lescit, cuhnoque erecta geniculato vaginis iam quasi pubescens 
includitur; e quibus cum emersit, fundit frugem spici ordine 
structam, et conti*a avium minorum morsus munitur vallo arista- 
rum. 52. Quid ego vitium ortus, satus, incrementa commemo- 
rem? Satiari delectatione non possum, ut meae senectutis re- 

20 quiem oblectamentumque noscatis. Omitto enim vim ipsam om- 



u. s. w., uber, die, wie er sagt, 
dem Greise nicht minder reinen Ge- 
nus8 zufuhren. 

I. iUud Solonis , iener Ausspruch . 
des Solon'', s. c. 8, § 26. 

4. quibus ego — delector, Gato 
hatte selhst ein Buch de re rustica 
geschrieben. S. die Einleitung und 
zu c. 15, § 54. 

6. nec — et, s. zu c. 15, § 53. 

6. habent enim rationem cum 
terra, das Yerhaltniss des creditor 
(agricola) zum debitor (terra), wie 
sich aus den folgenden Worten nec 
umquam sine usura reddit, quod 
accepit ergiebt. 

7. recusat imperium, Ygl. Tacit. 
Germ. c. -26. sola terrae seges im- 
peratur. 

6. plerumque entspricht dem 
Torhergehenden aUas, 

9. quamquam me quidem — 
delectat, Vgl. c. l^ § 1. 

II. occaecatum, unsichtbar ge- 
macht. 

12. ex quo occaHo — nominata 



est, Falsche Etymologie. Occatio 
kommt von oceare eggen her, was 
gar nichts mit caecus, wovon oc- 
caecatuSy gemein hat. 

14. quae nixa fibris — adulescit, 
j^aenicht wie das vorhergehende 
qtiae cum gremio sqq. auf terra 
zu beziehen, sondern auf viriditas: 
das aus dem Samenkorn aufspries- 
sende Grun wachst, durch Wurzel- 
faden in der Erde festgehalten, all- 
mahlich heran. 

16. spici ordine structam, „Kai' 
gebaut in der Ordnung der Aehre*", 
d. i. in regelmassiger Aehrenform 
aufgereiht. 

19. ut meae senectulis requiem 
— noscatis, nicht abhangig von 
satiari non possum, sondern von 
einem hinzu zu denkenden Satze: 
„das sage ich euch*", eine Ellipse, 
die auch unserer Sprache nicht 
fremd ist. «Nicht genug kann ich 
mich daruber freuen, ( ), damit ihr 
wisst, worin die Erholung und der 
Genuss meines Alters besteht^. 



58 



GATO MAIOR. c. 15, § 52. 53. 



nium, quae geDerantur e terra, quae ex fici tantulo grano aut ex 
acini vinaceo aut ex ceterarum frugum ac stirpium minutissimis 
seminibus tantos truncos ramosque procreet; malleoli, plantae, 
sarmenta, viviradices, propagines, nonne ea efficiunt, ut quemvis 
cum admiratione delectent? Vitis quideni, quae natura caduca 5 
est, et, nisi fulta est, ad terram fertur, eadem, ut se erigat, clavi- 
culis suis quasi manibus, quidquid est nacta, complectitur; quam 
serpentem multiplici lapsu et erratico ferro amputans coercet 
ars agricolarum , ne silvescat sarmentis et in omnes partes nimia 
fundatur. 53. Itaque ineunte vere in eis, quae relicta sunt, exsistit 10 
tanquam ad articulos sarmentorum ea^ quae gemma dicitnr; a qua 
oriens uva se ostendit, quae et suco terrae et calore solis auge- 
scens primo est peracerba gustatu, deinde maturata dulcescit, ve- 
stitaque pampinis nec modico tepore caret et nimios solis defen- 
dit ardores. Qua quid potest esse cum fructu laetius, tum ad- 15 
spectu pulchrius? Cuius quidem non utilitas me solum, ut ante 



3. malleoliy beim Weinbau die 
Fachser. Golumella III, 6: Malleo- 
lus autem novelhts estpaJmes, in- 
natus prioris anni flagello, cogno- 
minatusque a simiUtudine rei,quod 
in ea parte, quae deciditur ex 
vetere sarmento prominens utrim^ 
que, malleoli (Hammerchen) speciem 
praehet, 

plantaey Setzlinge. Verg. Georg. 
n, 23 : His plantas tenero absein- 
dms de corpore matrum (vom 
Mutterstamme) Deposuit sulcis. 
. 4.sarmenta,B^e\seT,iungeZyve\%e, 
welche vom Baume geschnitten und 
der Erde wieder anvertraut, d. h. 
anderwartsr gepflanzt werden; nur 
dadurch unterschieden von plantae, 
dass diese Ableger von dem schon 
herangewachsenen Baume,und nicht 
wie die plantae vom Stamme der 
Mutter, sondern von den Aesten 
oder Zweigen derselben genommen 
werden. 

viviradices, Ableger mit der 
Wurzel. Golumella III, 1 4 : Sationis 
autem duo sunt genera, matleoH 
vel viviradicis, quod utrumque ab 
agricolis usurpatur, et in provin- 
ciis magis malleoH, Neque\ enim 
seminariis student,* nec usum ha- 



bent faciendae viviradieis, 

propagines, Senker, die Art der 
Fortpflanzung, bei welcher der Mut- 
terstock nicht verletzt, sondern 
von dem Mutterstocke aus einzelne 
Zweige in die Erde geleitet wer- 
den, um in ihr selbststandig Wur- 
zel zu treiben. Drei Arten der- 
• selben giebt Golumella de arbori- 
bus c. Vn an. Vgl. Verg. Georg. 
II, 26 : Siharumque aUae pressos 
propaginis arcus ExspecUmt, 

8. quam {vit,) serpentem — lapsu 

— erratico, „und wenn er srch 
hinschlangelt in regellosem Laufe'*. 

9. ne silvescat sarmentis, -,,da- 
mit seine Reiser nlcht ins Holz 
gehen*. 

11. existit, „tritt hervor*, zu 
unterscheiden von exstat, Vgl. ewir 
sistere c. 12, § 41. c. 20, § 74. 

ad articulos, die Gelenke. Vgl. 
§ 51 : culmus geniculatus, 

ea, quae gemma dicitur, „das 
sogenannte Auge**. 

14. nec — et, einerseits nicbt 

— andererseits. 

15. fructu — adspectu, sonst 
auch die Praposition ad statt des 
Ablativs. Vgl. c. 16, § 57: me 
usu uberius nee specie omathis. 



CATO MAIOa c 16, § 54 — c. 16, § 55. 59 

dixi, et natura ipsa sed etiam cultura delectat, adminiculorum 
ordines, capitum iugatio, religatio et propagatio vitium, sarmen- 
torum ea, quam dixi, aliorum amputatio, aliorum immissio. Quid 
ego irrigationes, quid fossiones agri repastinationesque proferam^ 

5 quibus fit multo terra fecundior? 54. Quid de utilitate loquar 
stercorandi? Dixi in eo libro, quem de rebus rusticis scripsi. De 
qua doctus Hesiodus ne verbum quidem fecit , cum de cultura 
agri scriberet. At Homerus, qui multis, ut mihi videtur, ante sae- 
culis fuit , La^rtam lenientem desiderium , quod capiebat e filio, 

10 colentem agrura et eum stercorantem facit. Nec vero segetibus 
solum et pratis et vineis et arbustis res rusticae laetae sunt , sed 
hortis etiam et pomariis, tum pecudum pastu, apium examinibus, 
florum omnium varietate. Nec consitiones modo delectant , sed 
etiam insitiones, quibus nihil invenit agri cultura soUertius. 

15 55. Possum persequi permulta oblectamenta rerum rusti- 16 

carum ; sed haec ipsa , quae dixi , sentio fuisse longiora. Igno- 
scetis autem; nam et studio rerum rusticarum provectus sum, et 
senectus est natura loquacior, ne ab omnibus eam vitiis videar 
vindicare. Ergo in hac vita M'. Curius, cum de Samnitibus, de 

20 Sabinis, de Pyrrho triumphasset, consumpsit extremum tempus 

2.capitiimiugatio,d\eyeTb\iiduB^ xai 7](i4qai„ Ueber Hesiod vgl. c. 

der Pfahlkopfe durch Querlatten. 7, § 23. 

propagatio vitium, das Weiter- 9. Laertam lenientem — sterco- 

ziehen der Weinstocke an den rantem facit. Ueber facit s. zu c. 

Latten. I^ § 3; lenientem wie c. 4, § 10 

sarmentorum ea, quam dixi, dimdenti; zur Sache vgl. Homer 

aliorum amputaUo bezieht sich Od. XXIY, 224: 
auf die Worte $ 52 : quam ser- rov 9^ olov narig bvqsv ivxri- 

pentem - coercetars a^oolarum, fiiv^ iv dXanj 

ne silvescat sarmentis. XtarQsvovra fvrov 

aliorum immissio, das Wachsen- „me er die Gewachse umgrub^, 

lassen, geht auf § 53: . . en eis, womit wahrscheinlich das Dungen 

quae reUcta sunt, exisUt tamquam verbunden zu sein pflegte. 
ad articulos sarmentorum ea, quae 13. eonsitiones — insitionesy die 

gemma dicitur, mannigfachen Arten des Anpflan- 

4. repastinaiiones , das Wieder- zens und des Pfropfens. 
umgraben mit dem pastinum {ferra- 16. possum persequi. Wir setzen 

mentum, bifurcumy quo semina den Gonjunctiv. 
panguntur). 17. provectus sum, „ich bin fort- 

6. dixi in eo Ubro, quem de' geffihrt, fortgerissen worden**. Vgl. 
rehus rusticis scripsi. Die auf uns c. 9, § 28. 

wenn auch nicht ganz unverHilscht 18. ne ab omnibus eam vitiis 

gekommene Schrift fuhrt den Titel videar vindicare. Vgi. zu ut meae 

de re rustica. senectutis — noscatis § 52. — 

7. Hesiodus ne verbum quidem Fitiisvidearvindicare,^X^ietdii\Qiti. 
fecity cum de cvUura agri seri- Vgl. c. 11, § 88. 

beret, in seinem Lehrgedicbte ^Qya 19. 3f. Curius. s. c. 6, § 15. 



60 



GATO MAIOR. C 16, § 55. 56. 



aetatis. Cuius quidem ego villam contemplans — abest enim 
non longe a me — admirari satis non possum vel hominis ipsius 
continentiam vel temporum disciplinam. Curio ad focum sedenti 
magnum auri pondus Samnites cum attulissent, repudiati sunt. 
Non enim aurum habere praeclarum sibi videri dixit, sed eis, qui & 
haberent aurum, imperare. 56. Poteratne tantus animus non 
efficere iucundam senectutem? Sed venio ad agricolas, ne a me 
ipso recedam. In agris erant tum senatores, id cst senes; siqui- 
dem aranti L. Quinctio Cincinnato nuntiatum est, eum dictatorem 
esse factum; cuius dictatoris iussu magister equitum C. Servilius 10 
Ahala Sp. Maehum, regnum appetentem, occupatum interemit. 
A villa in senatum arcessebatur et Curius et ceteri senes; ex 
quo, qui eos arcessebant, viatores nominati sunt. Num igitur 
horum senectus miserabilis fuit, qui se agri cultione oblectabant? 
Mea quidem sententia haud scio, an nulla beatior possit esse; 15 
neque solum officio, quod hominum generi universo cultura agro- 
rum est salutaris, sed et delectatione , quam dixi, et saturitate 



I. cuitix quidem, s. zu c. 4, § tO. 
3. dCscipHnam, das (richtige) 

Verhaltniss der Unterordnung des 
Lernenden (discipulus) unter den 
Lehrer, des Zoglings unter den 
£rzieher, daher ^Zucht**, wie bei 
uns in der Bedeutung Mgute Zucht". 

ad focum sedendi, Bei Plutarch 
Gato c. 2 wird noch hinzugeffigt, 
dass er Ruben gekocht habe. 

poteratne — non efjficere. Non 
potest non a» necesse- est, «musste 
nicht eine so erhabene Denkungs- 
art das Alter erfeulich machen?'' 

9. L, Quinctius Cincinnatus, 
zum Dictator gewahlt, um dem 
von den Aec[uern hart bedrangten 
Gonsul L. Minucius Angurinus 458 
H^fe zu bringen, befreit das um- 
zingelte Heer, entsetzt ihn aber 
seiner Wurde. S. Liv. ffl, 26—29. 

10. C, Servilius Ahala . . . Das 
hier erzahlte Ereigniss ^llt spater, 
439, als L. Quinctius Gincinnatus 
zum zweiten Male Dictator war. 

II. Sp. MaeHum, Zur Zeit einer 
Hungersnoth (440) hatte Sp. Mae- 
lius, von welchem viel Getreide 
aufgekauft worden war, durch un- 
entgeltliche Vertheilung desselben 



einen grossen Anhang sich ver- 
schafft. Als er vor Gincinnatus zur 
Rechtfertigung geladen nicht er- 
schien, wurde er vom Magister 
Equitum Ahala getodtet Liv. IV, 
13—16. 

regnum^ die Kdnigswurde. 

occupatum interemit, „£r kam 
ihm zuvor und tddtete ihn.*'. 

13. viatores, „Landboten% 
gewisse Amtsdiener der Magistrats- 
personen, so genannt, wie G. meint, 
von dem Wege (via), den sie M 
ihren Bestellungen zuruckzulegen 
hatten. 

15. kaud scio, an nulla, ^ich 
weiss nicht, ob irgend eine 
(senectus) gluckseliger sein kann''. 
Dagegen c. 20, § 73: Sed haud 
scio, an melius Ennim, ^oh 
nicht besser Ennius sidi aus- 
spricht". c. 20, §74: Moriendum 
enim certe est, et id incertum, an 
hoc ipso die, „ob nicht noch 
heute". 

16. neque solum offieio, „iind 
nicht nur in Bezug auf ihren Wir- 
kungskreis*". 

17. saturitate copiaque «flittte*, 
d. i. „reiche Fulle". 



CATO MAIOR. c. 16, § 56—58 — c. 17, § 59. 



61 



copiaqiie rerum omnium, quae ad victum hominum, ad cultum 
etiam deorum pertinent, ut, quoniam haec quidam desiderant, in 
gratiam iam cum voluptate redeamus. Semper enim boni assi- 
duique domini referta cella vinaria, olearia, etiam penaria est, 

5 villaque tota locuples est ; abundat porco , haedo , agno , gallina, 
lacte , caseo, melle. lam hortum ipsi agricolae succidiam alteram 
appellant. Conditiora facit haec supervacaneis etiam operis aucu- 
pium atque venatio. 57. Quid de pratorum viriditate aut arborum 
ordinibus aut vinearum olivetorumve specie plura dicam? Brevi 

10 praecidam: agro bene culto nihil potest esse nec usu uberius 
nec specie ornatius; ad quem fruendum non modo non retardat, 
verum etiam invitat atque allectat senectus. Ubi enim potest 
illa aetas aut calescere vel apricatione melius vel igni, aut vi- 
cissim umbris aquisve refrigerari salubrius? B8. [Sibi habeant 

15 igitur arma, sibi equos, sibi hastas, sibi clavam et pilam, sibi na- 
tationes atque cursus; nobis scnibus ex lusionibus multis talos 
relinquant et tesseras ; id ipsum utcumque lubebit, quoniam sine 
eis beata esse sencctus potest.] 

59« Multas ad res perutiles Xenophontis libri sunt, quos 17 

20 legite, quaeso, sludiose, ut facitis. Quam copiose ab eo agricul- 
tura laudatur in eo libro, qui est de tuenda re familiari, qui 



2. ut — redeamus. Vgl. zu 
c. 15, § 52. 

6. iam hortum sqq. lam druckt 
den Uebergang zu etwas Neuenx 
aus, „ferner**. 

succidiam alteram appellant, 
'eine zweite Speckseite*, wegen des 
yielseitigen Nutzens, den beide ge- 
wahren. Wie unentbehrlich die 
Schweinezucht, zeigt Varro de re 
rustica III, 4: Quis fundum coUt, 
quin sues.habeat et qui non audie- 
rit patres nostros dicere, ignarrum 
et sumptuosum esse, qui succidiam 
in camario (Fleischkammer) sus- 
penderit potius ab lanario (Fiei- 
scher) quam ex domestico fundo ? 

7. conditiora facit haec — ve- 
natio. Sinn: Alle diese mit der 
Landwirthschaft nothwendig ver- 
bundenen Arbeiten {haec) erhalten 
noch eine Wurze durch die nicht 
nothwendigen (supervacaneae), aber 
angenehmen Beschaftigungen (ope- 
rae)y zu welchen den Landleben 



einladet. Vogelfang und Jagd. 
8. arbor. ordin., s. c. 17, § 59. 

10. usu, „'m Bezug auf den 
i n n e r e n Werth" . Species dagegen 
der aussere Anblick. S. zu c. 15, 
§ 53. 

11. ad quem fruendum, Zumpt 
§ 657. 

14. sibi habeant igitur, namlich 
die jungen Leute. 

15. clavam. ^ Veget. de re milit. 
2, 1 1 : Clavas ligneas pro gladiis 
tironibus dabant: eoque modo exer- 
cebantur ad palos. 

16. talos — et tesseras. Tali 
{affTQayaXoi) , ursprunglich aus 
Thierknocheln, spater aus verschie- 
denem Metall gefertjgt, hatten nur 
vier ebene Flachen, zwei einan- 
der gegeniiberstehende waren un- 
eben oder gerundet. Tesserae 
(xvfioi) ganz wie die bei uns ge- 
brauchlichen Wurfel. 

2\. de tuenda re famiKari, oixo- 
vo/itxos, vom guten Hauswesen. 



G2 



CATO MAIOR c 17, § 59. 



'OecoDomicus' inscribitur! Atque ut intellegatis, nihil ei tam . 
regale videri, qnam studium agri colendi, Socrates in eo libro 
loquitur cum Critobulo, Cyrum minorem, Persarum regem, prae- 
stantem ingenio atque imperii gloria, cum Lysander Lacedaemo- 
nius, yir summae virtutis, venisset ad eum Sardis eique dona a 5 
sociis attulisset, et ceteris in rebus communem erga Lysandrum 
atque humanum fuisse et ei quendam consaeptum agrum dili- 
genter consitum ostendisse. Cum autem admiraretur Lysander 
et proceritates arborum et directos in quincuncem ordines et 
humum subactam atque puram et suayitatem odorum, qui adfla- 10 
rentur e floribus, tum eum dixisse, mirari se non modo diligen- 
tiam, sed etiam sollertiam eius, a quo essent illa dimensa atque 
discripta; et Cyrum respondisse: Atqui ego ista sum omnia 



Die hier beruhrte Steiie steht c. IV, 
20 — 25. Cicero'8 Uebersetzung 
halt sich nicht streng an den Text. 

2. regale, ^eines Fursten wtir- 
dig", zu unterscheiden von re- 
gium. 

Socrates in eo tibro loquitur. 
Eilipse, ahnlich der c. 15, § 52 
angezeigten. Einzuschalten ist in 
Gedanken: so wisset, dass So- 
krates . . . 

3. Cyrum minorem, der ein 
Sohn des Darius II, mit Hulfe der 
Griechen (Xenophon) seine An- 
spruche auf den Thron gegen sei- 
nen Bruder Artaxerxes II Mnemon 
geltend zu machen suchte, aber in 
dem ungliicklichen Treffen bei Ku- 
naxa 401 seinen Tod fand. 

Persarum regem, nicht K o n i g , 
sondern Ffirst, aus koniglicher 
Familie, fiaffiXsve Xenophon. Oec. 
IV, 16. Vgl. Cic. Verr. IV, 27; 
Reges Syriae, regis Antiochi fiUos 
pueros, scitis Romae nuper fuisse, 

4. Lysander Lacedaemonius, der 
Sieger von Aegospotamos 405. 

6. communem, wie xoivds der 
nicht von Andern sich absondert, 
sondern mit ihnen in gemeinschaft- 
Hchem Verkehr lebt, daher von 
hoher Stehenden leutselig. Vgl. 
Cic. ad famil. IV, § 2. An qui in 
heUo, cum omnium nostrum con- 
iunctum esset periculum, suo et 



certorum hominum minime pru- 
dentium consilio uteretur, eum 
magis communem (npopularer**) 
censemus in victoria ftiturum 
fuisscy quam incertis in rebus 
ftnsset? Erga wie in bei aequa- 
bilis. Tac. Ann. VI, c. 31: aequa- 
bilis in suos, 

7. consaeptum agrum « na^" 
Setaov, 

9. directos in quincuncem or- 
dines, in Gestalt der romischen 
Funf, so dass je 3 immer dem Zahl- 
zeichen V gleichen. Im Original 
rV, 21 : i&av/Lta^ev atnov 6 jiv" 
ffav8M>e^ (oe xaXa uiv ta 8ev8^ 
sXri^ 01 Xaov 8i tu Ttaqyurevuiva, 
oq&oi 8i oi aTlxo^^rav 8evooofv, 
svytovia (geradwinklig) 8i Ttavra 
xaXwe eXij. 

humum subactam atque puram, 
Davon steht bei Xenophon nichts. 

10. et suaviiateni odorum — e 

floribus. Im Original (6e 

offfiai 8i TtoXXai xai ^8auu avfi' 
na^o/ia^olev avroTe Tta^iytarovai* 

11. mirari se sqq. Xenoph.: oJU' 
iyto roi, a) Kv^e, Ttavra fikv 
ravra d^avfia^a) ini r^ xaXXe&f 
TtoXv 8i fiaXXov ayafiai rov xceta- 
fAsr^aavroe aoi xai 8uiraSavroe 
ixaara ravra. 

12. dimensa, passivisch, wie 
adeptam c. 2, § 4. 

13. discripta, Discribere «= 8&a- 



GATO MAIOR. c. 17, § 59. ^. 



63 



dimensus; mei sunt ordines, mea discriptio; multae etiam istarum 
arborum mea manu sunt satae^ Tum Lysandrum, intuentem 
putpuram eius et nitorem corporis ornatumque Persicum multo 
auro multisque gemmis, dixisse: 'Rite vero te, Cyre, beatum fe- 
S runt, quoniam virtuti tuae fortuna coniuncta esf . 60. Hac igi- 
tur fortuna frui licet senibus, nec aetas impedit, quo minus et 
ceterarum rerum et in primis agri colendi studia teneamus usque 
ad ultimum tempus senectutis. M. quidem Valerium Corvinum 
accepimus ad centesimum annum perduxisse, cum esset acta iam 
10 aetale in agris eosque coleret ; cuius inter primum et sextum 
consulatum sex et quadraginta anni interfuerunt. Ita, quantum 



taaaeiv. Verschieden c. 2, § 5 de- 
scribere, 

1. atqui^ ,nua\ Bei Xenophon 
roiwv, 

2. tum Lysandrum sqq. Bei 
Xenophon ausfuhrlicher : xai 6 
AvaavBqos iwrif aTtXofikdwas sis 
avrov xai idofv rcav rs i/iariatv 
ro xdXlos (vv elxs xai rrjs oa/irjs 
aia&o/isvos xal rStv axqsitxmv 
xai latv ipsXkioiv ro xdXXos, xai 
rov dXXov xoa/iov ov elxevy siTtsXv, 
ri Xiysts ; ydvaif af Kv^e' rj ydq 
av rais x^Q*'^ rovrojv n itpvrevaas; 
xai rov Kvqov dnox^ivaa&aij 
d^avfidl^sisrovro; itptjyOiJivaavdqs, 
^OfjLwui aot rov Mi&^ijv, orav 
Tteg vyiaivaf, firj nconore SeiTtvjj' 
aai Tt^iv ISocaaai ^ rcov itoXsfii- 
xc5v T« ^ rcov yswQyixm^ H^oiv 
fisXsroav, dsi ovv yi rt ^iXortfiov' 
fisvos' xai avros fjidvroi, itpri 6 
A.f dxovaas ravra, Ss^Koaaad^ai 
rs avrov xai stTtsXv, Sixaicas (bei 
Gic. rite) fiot SoxsXs, il^r], i Kvos, 
svSaifuov stvar dya&os ydq mv 
svSatfiovsXs. 

5. quoniam virtuti tuae fortuna 
coniuncta est, »weil sich zu deiner 
Tugend das Gluck geselit". Gicero 
andert den Sinn des Originals, in- 
dem er, wie aus dem folgenden 
Hac igitur fortuna ersichtiich ist, 
fortuna betont, wahrend im Grie- 
chischen, wie der Zusammenhang 
zeigt, auf virtus der Nachdruck 
liegt, «weil deine hohe Stellung 
(als Furst) mit virtus verbunden 



isf*. Gicero hat offenbar, wie eine 
Yergleichung mit dem Texte zeigt, 
die ganze Stelle nur fluchtig uber- 
tragen, yielleicht gar aus der Er- 
innerung angefuhrt. Vgl. die Ein- 
leitung S. 12. 13. 

8. M. quidemFalerium Corvinum. 
Er zeichnete sich zuerst im Kriege 
mit den Galliern (349) als tribun. 
milit. aus, indem er gegen einen 
Gallier siegreich im Zweikampfe 
war. Der Umstand, dass in dem- 
selben ein Rabe auf seinen Helm 
geflogen und ihm geholfen, ver- 
schaffte ihm den Beinamen Gorvi- 
nus. Liv. VII, 25. 26. Spater that 
er sich im ersten samnitischen 
Kriege hervor. 

9. perduxisse, namlich agri co^ 
lendi studia. 

acta iam aetate, „als er die 
besten Lebensjahre schon zuruck- 
gelegt hatte"; acta iam aetas wie 
exacta aetas = seneclus, so dass 
^aetas*^ „Zeit der Kraft" bedeutet. 
Vgl. Gic. ad familiares VI, 4, § 4. 
Adiuvat etiam aetas et acta iam 
aetas. 

10. cuiu>s inter primum et sex- 
tum consulatum. Zum ersten Male 
wurde er wegcn des vorher er- 
wahnten Zweikampfes schon in 
seinem 24. Jahre Gonsul 348. Liv. 
Vn, 26. Das sechste Mal war er 
es 299. Liv. X, 11. 

1 1 . sex et quadraginta anni in- 
terfuerunt. Nach der vorstehenden 
Angabe kommen nicht 46^ sondern 



\ 



64 



CATO MAIOR. c. 17, § 60. 61. 



spatium aetatis maiores ad senectutis initium esse voluerunt, 
tantus illi cursus honorum liiit. Atque huius extreraa aetas hoc 
beatior, quam media, quod auctoritatis habebat plus, laboris mi- 
nus. Apex est autem senectutis auctoritas. 61. Quanta fuit in 
L. Caecilio Metellol quanta in A. Atilio Calatinol in quem illud 5 
elogium : 

Hunc anum plurimae co | sentiunt gintes 
Popli primariiim fu \ ise virum \ y^-^-^ 
Notum est id totum carmen , incisum in sepulcro. lure igitur 
gravis, cuius de laudibus omnium esset fama consentiens. Quem 10 
virum nuper P. Crassum, pontiticem maximum, quem postea 
M. Lepidum, eodem sacerdotio praeditum, vidimusl Quid de 



49 Jahre heraus. Gicero folgt der 
Aera des Cato, welcher die Jahre 
vor Chr. Geb. 324, 309, 301 den 
nachst vorhergehenden Jahren hin- 
zufiigt, in der Meinung, dass die 
Dictatoren (324 L. Papirius Cursor, 
309 L. Papirius Cursor zum zwei- 
ten Ma]e, 301 Q. Fabius Max. 
RuUianus zum zweiten Male, M. 
Valerius Corvus zum zweiten Male) 
nicht uber das Jahr der Magistrate, 
von denen sie ernannt worden, 
hinaus ihr Amt verwalten konnten. 
quantum spatium — voluerunt^ 
iantiis — fuit Er hat so viele Jahre 
hindurch Aeroter im Staate beklei- 
det, ais unsere Vorfahren von der 
Oeburt des Menschen bis zum Be- 
ginn der senectus zu zahlen pfleg- 
ten, d. i. 45 J. Mit dem 40. Jahre 
hSrte die Verpflichtung zum Kriegs- 
dienste ausserhaib der Mauern auf 
und man trat in die Centuriae Se- 
niorum. 

3. media, das Alter zwischen der 
adulescentia und der senectus, S. 
c. 20, § 76. 

4. apex, poet. Wort, die Spitze, 
das Hochste ; ursprunglich das spitz- 
zuiaufende Filzbarett der Priester. 

in L, Caec, Metelloy s. c. 9, § 30. 

5. in A. AUlio Calatino, im 
ersten punischen Kriege zweimal 
Consul, 249 Dictator. 

elogium, Inschrift auf eroem Grab- 
denkmale, wie sich aus Cic. de fin. 
n, c. 35, § 116 ergiebt, wo dieselbe 



Inschrift mit folgenden Worten ein- 
geleitet wird: Non [elogia monu- 
mentorum id signifieant, vetut hoc 
ad portam: Hunc unufH saq,; 
und in unserer Stelle aus den ^pr- 
ten incisum in sepulcro, 
S. ftiise, alte Form fur fuisse, 

9. id totum carmen, earmen 
dasselbe, was oben elogium ge- 
nannt ist ; wahrscheinlich hatte die 
Grabschrift wie zwei ahnliche uns 
erhaltene Scipionen - Grabschriften 
sechs Verse, von denen hier nur 
zwei angefuhrt sind. Das Vers- 
maass ist das Satumische, dessen 
Grundform folgende ist: 

die aber haufig verk&rzt erscbeint. 
So fehlt hier im ersten der beiden 
Verse die vorletzte Thesis. Auf- 
losungen der Arsen sind gestattet. 

10. cuius de laudibus — essel 
fama consentiens &» cum de eius 
Imidihus — essetfama consentiens, 

quem virum nuper P, Crassum 
— vidimus, „Wa8 fiir einen Mann 
haben wir in . . . gesehen ?" Fidere 
mit dem doppelten Accus., wie die 
Verba „fur etwas halten*', „zu et- 
was roachen*' u. a. 

11. P, (Licinium) Crassum, s. 
c. 9, § 27. 

12. M,(Aemilium) Lepidum, 180 
Pontifex roaximus; 179 zum Gensor 
erwahlt, versohnte er sich mit sei- 
nem Collegen M. Fulvius Nobilior, 
mit welchem er lange in Feind- 



CATO MAIOa c. 17, § 61 — c. 18, § 62. 63. 



65 



Paullo aut Africano loquar? aut, ut iam ante, de Maximo? qup- 
rum non in sententia solum , sed etiam in nutu residebat aucto- 
ritas. Habet senectus honorata praesertim tantam auctoritatem, 
ut ea pluris sit, quam omnes adulescentiae voluptates. 

5 62. Sed in omni oratione mementote, eam me senectutem 18 

laudare, quae fundamentis adulescentiae constituta sit. Ex quo 
efficitur id, quod ego magno quondam cum assensu omnium 
dixi, miseram esse senectutem, quae se oratione defenderet. 
Non cani nec rugae repente auctoritatem arripere possunt, sed 

10 honeste acta superior aetas fructus capit auctoritatis 
extremos. 

63. Haec enim ipsa sunt honorabilia , quae videntur levia 
atque communia, salutari, appeti, decedi, assurgi, deduci, reduci, 
consuli, quae et apud nos et in aliis civitatibus, ut quaeque optime 

15 morata est, ita diligentissime observantur. Lysandrum Lacedae- 
monium, cuius modo feci mentionem, dicere aiunt solitum, Lace- 
daemonem esse honestissimum domicilium senectutis; nusquam 



schaft gelebt hatte, im Interesse 
des Gemeinwohls. Liy. epitome 
XLVUI sagt Yon ihm: princeps 
senatus ab sextis iam censoribus 
lectus, 

de Paullo, der c. 9, § 29 L. Ae- 
milius genannte. Ueber African, 
c. 6, § 19. '•Ueber Maximus c. 4. 

1. iam ante, S. c. 4, § 10. 

3. honorata praesertim; zumal 
wenn sie honorata ist. Ueber 
honorata s. zu c. 7, § 22. 

§ 62. Aber freilich nicht jedes 
Menschen Greisenalter preise icb, 
sondern nur das auf eine tuchtige 
Jugend begrundete. Fundamenta 
adulescentiae erklart durch honeste 
acta superior aetas am Ende des §. 

S.miseram esse senectutem, quae 
se defenderety weil, wenn die se- 
nectus ware, wie sie sein soilte, 
sie keiner Yertheidigung bedurfte. 
Der Gonjunct. impf. defenderet 
nach der Eigenthumlichkeit der La- 
teiner, die Zeit des Nebensatzes 
in die Zeitsphare des Hauptsatzes 
{dixi) hinQbecjEuziehen. S. Gatonis 
dicta memor, 71 ed. Jordan. 

9. cani, substant. meist nur bei 
Dichtern. 

Cato Malor. 9. Aufl. 



10. fructus capit auctoritatis 
extremos, Die auctoritas ist die 
letzte Frucht, welche einer honeste 
acta superior aetas zu Theil wird. 
Im Deutschen wurde also auctori- 
tas als Apposition zu exiremos 
fructus gesteilt werden. Vgl. de 
offic. II, c. 5 : Est Dicaearchi liber 
de interitu hominum, Peripatetici 
magni et copiosi: qui collectis 
ceteris causis eluvionis, pesti^ 
lentiae, vastitatis %(\(\.(„jmxi- 
lich Ueberschwemmung" u. s. w.) 
— deinde comparat, 

13. appeti, aufgesucht, besucht 
werden. 

decedi, Decedere alicui, auf der 
l^trasse Jemandem ausweichen, ihm 
Platz machen. 

deduci, Begleitung aus demHause, 
wie c. 13, § 44. 

14. consuU, Rath in Rechtsange- 
legenheiten. 

ut quaeque optime morata est, 
ita diligentissime observantur. 
Wir gebrauchen statt der Superia- 
tive Gomparative: je melir, desto 
mehr . . . 

15. Lysandrum L,, cuius modo 
feci menUonem, c. 17, § 59. 

5 



66 



CATO MAIOR. c. 18, § 63—65. 



enim taDtum tribuilur aetati, nusquam est senectus honoratior. 
Quin etiam memoriae proditum est, cum Athenis ludis quidam 
in theatrum grandis natu yenisset, magno consessu locum nus- 
quam ei datum a suis civibus: cum autem ad Lacedaemonios 
accessisset, qui, legati cum essent, certo in loco consederant, 5 
consurrexisse omnes illi dicuntur et senem sessum recepisse. 
64. Quibus cum a cuncto consessu plausus esset multiplex datus, 
dixisse ex eis quendam, Athenienses scire, quae recta essent, sed 
facere nolle. Multa in nostro coUegio praeclara, sed hoc, de quo 
agimus, in primis, quod, utquisque aetate antecedit, ita sententiae 16 
principatum tenet, neque solum honore antecedentibus, sed eis 
etiam, qui cum imperio sunt, maiores natu augures anteponuntur. 
Quae sunt igitur voluptates corporis cum auctoritatis praemiis 
comparandae? quibus qui splendide usi sunt, ii mihi videntur 
fabulam aetatis peregisse nec tamquam inexercitati histriones in 15 
extremo actu corruisse. 65. At sunt morosi et anxii et iracundi 



2. ludis^ Ablativ der Zeit, wie 
gladiatoribus zur Zeit der festli- 
chen Gladiatorenkampfe u. a. 

3. tnagno consessu, Ablat. absoi. 

5. certo in loco consederant, Die 
in der Anweisyung besonderer Ehren- 
platze im Theater bestehende Aus- 
zeicbnung heisst Proedria. 

6. senem sessum recepisse, Reci- 
pere mit dem Supinum in der Be- 
deutung eines Yerbums der Bewe- 
gung, Platz machen, dass er kom- 
men und sich setzen konnte. 

9. in nostro collegio, das Auguren- 
collegium. 

10. ^2/0«? bestimmt naher das vor- 
hergehende hoc, de quo a^mus, 
„namiich dass*" . . . 

ut quisque aetate antecedit, ita 
sententiae principatum tenet. Die 
in dieser Gonstruction ut quisque 
— ita gewohnlichen Superlative 
(wie c. 18, § 63: ut quaeque op- 
time morata est, ita diligen- 
tissime ohservantur) sind hier 
in den Verben mit superlativ. Be- 
griffe antecedit und principa- 
tum tenet enthalten. Sententiae 
prindpatum tenere heisst: zuerst 
die Stimme abgeben. 

11. honore antecedentibus, Ho- 
nores sind hier alle obrigkeitlichen 



und priesterlichen Aemter ansser 
den mit dem imperium ausgestat- 
teten militarischen und richterlichen 
Wurden (Gonsulat, Pratur). 

12. qui cum imperio sunL In der 
Formel cum imperio esse bedeutet 
imperium die militarische Gewalt 
(imperium miliiare), die den Gon- 
suln, Pratoren und den roit dem 
Oberbefebl beauftragten Stattfial- 
tern der Provinzen durch eine be- 
sondere lex curiata ertheilt wnrde. 
Dagegen bezieht sich in imperio 
esse auf die mit dem Amte des 
Gonsuls und Prators unmittelbar 
verbundene richterliche Gewalt {im- 
perium civile). 

13. quae sunt — comparandae,, 
S. c. 14, § 50. 

15. fabulam aetatis peregisse 
„das Lebensdrama bis zu Ende spie- 
len«. S. c. 19, § 70. 

16. corruisse. Corruere aus Man- 
gel an Kraft zusanunensinken. Der 
Sinn des Ganzen ist : Wer mit allen 
Ehren, welche dem verdienten Al- 
ter zu Theil werden, ausgezeichnet 
stirbt, der hat Alles erreicht, was 
im Leben zu erreichjen ist, also das 
Lebensdrama bis zu Ende gespielt. 
Wer aber friiher stirbt, ehe er noch 
den Ruhm und die Anerkennmig 



CATO MAIOR. c. 18, § 65. 



>m 



et difiiciles senes. Si quaerimus, etiam avari. Sed haec morum 
vitia sunt, non senectutis. Ac morositas tamen et ea vitia, (^ae 
dixi, habent aliquid excusationis , non illius quidem iustae, i^ 
quae probari posse videatur: contemni se putant, despici, illutfi; 
5 praeterea in fragili corpore odiosa omnis offensio est. Qll|ie 
tamen omnia dulciora fiunt et moribus bonis et artibus; idque61 
cum in vita, tum in scaena intellegi potest ex eis fratribus, qui^ki 
Adelphis sunt. Quanta in altero diritas, in altero comitasl Sic'4e 
reshabet; utenimnonomne vinum, sic non omnis naturavetustale 

r 

das Pradicat hervor, welches difese 
Beschrankung aussagt, der LatdUfer 
dagegen das durch das Pronomen 
(hier ilUm) wieder aufgenomme^e 



seiner Thaten hat geniessen konnen, 
der sinkt vor der Zeit dahin, wie 
der Schauspieler, dem im letzten 
Acte die Krafte versagen, dass er 
nicht bis zu Ende zu spielen im 
Stande ist. 

at sunt morpsi . . . Neuer Ein- 
wand der Gegner, dessen Wider- 
legung mit: Sed haec morum vitia 
sunt beginnt. Er gehort insofern 
unter den dritten Anklagepunkt 
(qiwd privet omnibus fere votupta- 
tibus)j als die morositas u. s. w. 
aus einem eingebildeten oder wirk- 
lichen Mangel an voluptates und 
an der aus diesen hervorgehenden 
Befriedigung herruhrt. 

1. difjficiles, denen man es nicht 
recht machen (facere) kann, schwer 
zu befriedigen, unleidlich. 

si quaerimus, wenn wir der 
Sache nachforschen, d. i. wenn wir 
die Sache genau ansehen, wenn 
wir aufrichtig sein woUen.* Oft 
steht verum dabei : si verum quae- 
rimus, Gato raumt nicht nur selbst 
den Vorwurf ein, sondern geht noch 
weiter als die Gegner : es giebt so- 
gar geizige Greise. 

sed haec morum vitia sunt, non 
senectutis, ygl. c. 3, § 7 : omnium 
istiusmodi querelarum in moribus 
est culpa, non in aetate, 

3. non illius quidem iustae, „die 
freilich nicht ausreichend ge- 
grundet ist". Wir heben bei einer 
solchen Beschrankung einer Aus- 
sage (hier : diese Fehler finden eini- 
germaassen Entschuldigung; Be- 
schrankung: diese Entschuldigung 
ist freilich nicht ausreichend) 



Subject oder Object, auf welcfi^s 
die Beschrankung sich bezieht.' Dk- 
her quidem nach ilHtis, nicht Mth. 
iustae, Vgl. § 32. .'!*'> 

4. contemni, despici, illudi, j^tii- 
gerung: contemnere, mit Gleicn- 
gultigkeit ansehen; despicere^ Q^^tt' 
gensatz yon suspicere; illude¥e, 
sein Spiel mit Jemandem treiben. 

5. offensio, passivisch, das^P^- 
leidigtwerden. Vgl. pro Murena 40, 
87: misericordiam spoliatio (der 
Verlust) consulatus magnam^Hu- 
bere debet, 

7. in Adelphis, Der Titel eines 
uns noch erhaltenen Lustspieles vOn 
Terenz. li Terentius aus Karthago, 
Sklaye und spater Freigelassener 
des Senators Terentius LucakWte, 
yon dem er seinen Namen erhielt, 
lebte zwischen der Zeit yom Eiide 
des zweiten bis zum Anfange-^s 
dritten punischen Krieges. Wir be- 
sitzen yon ihm nur noch sechs Ko- 
modien, Nachbildungen der neu^n 
griechischen Komodie. v 

8. in altero diritas, bei dem 
einen der Brdder, und zwar bei 
Demea. '^ 

in altero comitas, bei Micio.''- 
sic se res hahet, Sic bezieht 
sich auf das Vorhergehende. 'So 
ist es. Die Naturen sind yersch^- 
den, wie in den beiden Brudem 
fiei Terenz. Wie nicht jeder Wein 
durch das Alter sauer wird, so au>ch 
nicht jeder Mensch. 

5* 



i r 



68 



CATO MAIOR. c. 18, § 65. 66. — c. 19, § 67. 68. 



eoacescit. Severitatem in senectute probo, et eam, si- 
cut alia, modicam; acerbitatem nullo modo. 66. Ava- 
ritia vero senilis quid sibi velit, non intellego. Potest enim quic- 
quam esse absurdius, quam, quo viae minus restat, eo plus viatici 
quaerere? 5 

19 Quarta restat causa, quae maxime angere atque solli- 

citamhabere nostram aetatem videtur, appropinquatio mor- 
tis, quae certe a senectute non potest esse longe. miserum 
senem, qui mortem contemnendam esse in tam longa aetate non 
viderit; quae aut plane neglegenda est, si omnino exstinguit ani- 10 
mum, aut etiam optanda, si aliquo eum deducit, ubi sit futurus 
aeternus. Atqui tertium certe nihil inveniri potest. 67. Quid 
igitur timeam, si aut non miser post mortem aut beatus etiam 
futurus sum? Quamquam quis est tam stultus, quamvis sit adule- 
scens, cui sit exploratum, se ad vesperum esse victurum? Quiu 15 
etiam aetas iila multo plures, quam nostra , mortis casus habet. 
Facilius in morbos incidunt adulescentes ; gravius aegrotant; 
tristius curantur. Itaque pauci veniunt ad senectutem ; quod ni 
ita accideret, melius et prudentius viveretur. Mens enim et ratio 
et consilium in senibus est; qui si nulli fuissent, nullae omnino 20 
civitates fuissent. Sed redeo ad mortem impendentem. Quod 
est istud crimen senectutis, cum id ei videatis cum adulescentia 
esse commune? 6$. Sensi ego in optimo fiho, tu in exspectatis 



1. severitatem, die auf das Wahre 
und Rechte bedachte Sitten- 
strenge; acerbitas, die herbe, 
rauhe Form, in welcher wir mit 
den Menschen verkehren. 

2. avaritia — non intellego be- 
zieht sich auf die kurz vorher- 
gehenden Worte at sunt — etiam 
avari, 

6. quarta restat eausa, Vier- 
terHaupttheil. (Vgl.c.5,§ 15: 
quartam, quod haut procul absit 
a morte), 

solUdtam habere, in Unruhe ver- 
setzen und darin erhalten. Vgl. ad 
familiares XIV, 7 : omnes molestias 
— quibus te miserrimam ^abui 
(durch die ich dich so unglucklich 
gemacht und in diesem Zustande 
erhalten habe) — deposui, 

14. quamquam, s. c. 1, § 1. Er 
stcUt, sich selbst verbessernd, die 
fruherstillschweigend zugestandene 



Behauptung, dass das Greisenalter 
vorzugsweise dem Tode nahe stehe, 
in Abrede. 

15. oui sit exploratum, „der es 
sicher wusste*" 

18. tristius curantur, Ihre Hei- 
lung ist mit mehr Bekummeniiss 
verbunden, weil sie schwieriger ist. 

quod ni ita accideret, wenn 
nicht so yiele jung sturben, wenn 
es mehr alte Leute gabe, so wurde 
mehr Besonnenheit in der Welt 
sein. 

20. nullae omnino civitaies tuU" 
sent, Aehnlich der c. 6, § 20 aus- 
gesprochene Gedanke. 

23. in optimo fiUo, Er starb als 
praetor designatus 1 52, also zwei 
Jahre vor der Zeit, in welche der 
Dialog fallt. 

tu in exspectatis ad ampUssi- 
mam dignitatem fratribus, zwei 
jungere Bruder, von denen der eme, 



CATO MAIOR. c. 19, § 68—70. 



60 



ad amplissimam dignitatem fratribus, Scipio, mortem omni aetati 
esse commiUDem. At sperat adulesceDS , diu se victurum , quod 
sperare idem seuex dod potest. iDsipieDter sperat. Quid enim 
sttdtius, quam iucerta pro ccrtis habere, falsa pro veris ? At scDex 

5 De quod speret quidem habet. At est eo meliore coudicioDe, 
quam adulesceus, cum id, quod ille sperat, hic coDsecutus est. 
IUe volt diu vivere , hic diu vixit. V (^* Quamquam , o dii boui I 
quid est in hominis uatura diu ? Da euim supremum tempus; 
exspectemus Tartessiorum regis aetatem ; fuit euim, ut scriptum 

10 video, ArgauthoDius quidam Gadibus, qui octogiuta regDaverat 
aDDOs, ccDtum vigiuti vixerat; sed mihi oe diuturuum quid^n 
quicquam videtur, iu quo est aliquid extremum. Gum euim id 
adveoit, tum illud, quod praeteriit, effluxit; tautum remauet, q«KMi 
virtute et recte factis coDsecutus sis ; horae quidem ceduut et 

15 dies et meuses et aDDi ; dcc praeteritum tempus umquam rever- 
titur, Dec, quid sequatur, sciri potest. Quod cuique temporis ad 
viveudum datur, eo debet esse coDtentus. 70« Neque enim 
histrioui, ut placeat, perageuda fabula est, modo, in quocun^pie 
fuerit actu, probetur, neque sapientibus usque ad 'plaudite ve- 

20 niendum. Breve enim tempus aetatis satis longum es4 
ad beue hoDesteque viveadum; sin processerit longius, dod 
magis dolcDdum est, quam agricolae doleut, praeterita verDi 
temporis suavitate aestatem autumuumque vcDisse. Ver enim 



zwdlf Jahre alt, fanf Tage vor dem 
Triumphe des Vaters, L. Aemilius 
Paullus, uber den Perseus, der an- 
dere, 14 Jahre alt, drei Tage nach 
demselben starb. 

5. at.est eo meliore sqq. ist die 
Antwort auf den vorhergehenden 
Einwand: At senex ne quod spe- 
ret quidem habet. S. zu c. 11, 
§ 35. 

7. quamqtiam^ vgl. c. 1, § 1. 

8. supremum tempus, das hochste 
bei den Menschen vorkonmiende 
Lebensalter. 

9. Tartessiorum regis, Tartes- 
sus, ein Staat an der Sudkuste von 
Spanien, der Kuste von Afrlca ge- 
genuber. 

ut scriptum video, Herod.1, 163 : 
Arganthonius lebte zur Zeit des 
Cyrus, irv^avvevas $i, heisst es 
dort, Ta^rjcffov oydtoxovra IVca, 



iplwae $8 Ttdvra eucoai yeai ixarcv, 

13. tantum remanet, ^nur so 
viel bleibt". 

14. consecutus sis =» consecuH 
sumus, eonsecutus aliquis est, 

16. quod cuique — datur, eo 
debet esse contentus, Wir: Je- 
der muss mit dem zufrieden sein, 
was . . . Vgl. c. 10, § 33: tantum, 
quantum potest quisque, nitatur, 

18. peragenda est fabula, Vgl. 
c. 18, § 64. 

modo sa dummodo, 

19. usque ad ^plaudite d. i. 
bis zum Ende des Stucks, welcfies 
mit der Aufforderung an die Zu- 
scfiauer zu schliessenpflegte: PlaU' 
dite, 

22. vemi temporis suavitate, die 
anmuthige Fruhlingszeit. 
VgL c. 21, § 77: vitae modo atque 
constantia. 



lOi) 



CATO MMOR. c. 19, § 70. 71 — c. 20, § 72. 



20 



tamquam adulescentiam significat ostenditque fructus futuros; 
r^tttma tempora demetendis fructibus et percipiendis acconmio- 
datftisunt. 71. Fructus autem senectutis est, ut saepe dixi, ante 
partorum bonorum memoria et copia. Omnia autem, quae se- 
cundiim naturam fiunt, sunt habenda in bonis. Quid est autem 5 
tamssecundum naturam, quam senibus emori? quod idem con- 
tilngit adulescentibus adversante et repugnante natura. Itaque 
adulescentes mihi mori sic videntur, ut cum aquae multitudine 
flammae vis opprimitur, senes autem sic, ut cum sua sponte, nulla 
atiiibita vi, consumptus ignis exstinguitur; et quasi poma ex lo 
arb^bus, cruda si sunt, vix evelluntur, si matura et cocta, deci- 
dtiinti, sic vitam adulescentibus vis aufert, senibus maturitas; quae 
qUMem mihi tam iucunda est, ut, quo propius ad mortem acce- 
dam:^ quasi terram videre videar, aliquandoque in portum ex 
loftga navigatione esse venturus. 15 

'. '72. Senectutis autem nullus est certus terminus, recteque 
iaiea vivitur, quoad munus officii exsequi et tueri possis [mor- 
ton^e contemnere] ; ex quo fit, ut animosior etiam senectus sit, 
quamadulescentia, et fortior. Hoc illud est, quod Pisistrato ty- 
ranno a Solone responsum est, cum illi quaerenti, qua tandem 
refretus sibi tam audaciter obsisteret, respondisse dicitur 'se- 
niecl^te'. Sed vivendi est finis optimus, cum integra mente cer- 



•^mi quasi = quemadmodum, al- 
terthumlich. Vgl. Plaut. Aulul. 4, t, 
^\ qui amantt hero servit^ quasi 
e^Q servio, Gicero scheint mit 
Absicht hier und da in die- 
s-^er .Schrift Archaismen, die 
der Zeit des Gato angeho- 
r/e^n j, angewendet zu haben. 
Danfn zu rechnen sind die vielen 
passiivisch gebrauchten Deponentien 
(z.^,^. 2, § 4. c. 17, § 59. c. 20, § 74), 
^ie.{[^onstruct. quam viam — in- 
grediendum sit c. 2, § 6, die Form 
audaciter c. 20, § 72 u. a. 

11. vix evelluntur, „nur mit 
Muhe sich abreissen lassen*'. 

ttifura et cocta. Hendiadyoin 
(sVkuc. 6, § 25), „durch die Sonne 

gam»". 

'^vi» aUquando, „endlich einmal**, 

den Begriff des Er- 

Cluent. 18, 51: 

indo et ita con- 

agendum, 
ciif das Amt, das 



T«. aaquandOf „< 

_^^i||aie ofl den 

jM^BHbl. Gic. 

^^^^ ^M^i 

^^^ w esse 



Geschaft, dessen Besorgung die uns 
auferlegte Pflicht verlangt. 

19. quod Fisistrato tyranno a 
Solone responsum est. Bei Plu- 
tarch Solon c. 31 giebt Solon diese 
Antwort nichtdem jnsistratus selbst, 
sondern es heisst : noXX&v — nw- 
^avo/idvmv , rivi itinxevtov ovrats 
aTfovoeZrai (von Sinnen seih), r^ 
yfiqcL, elnev, Mit Gicero stimmt 
rlutarch's Schrift de repubL senl 
gerenda c. 21 uberein. 

21. audaciter, seltnere Form fur 
audacter, Quintil. instit. orat. I, 6, 
17 sagt daruber: Inhaerent qui- 
dam molestissima diHgentiae per- 
versitate, ut audaeiter potius 
dicanty quam audacter, Hcet 
omnes oratores aliud sequantur. 
Vgl. die Anm. zu qucui c. 19, § 71. 

22. Sed vivendi est finis — nec 
sine causa deserendum sit. Zu- 
sammenhang: Die Natur versteht 
es am besten das von ihr Zusam- 
mengefugte aufzulosen. Ferner : 



CATO MAIOR. c. 20, § 72—73. 



71 



tisque sensibus opus ipsa suum eadem, quae coagmentavit, na- 
tura dissolvit. Ut navem , ut aedificium idem destruit facillime, 
qui construxit, sic hominem eadem optime, quae conglutinavit, 
natura dissolvit. lam omnis conghitinatio recens aegre , invete- 
5 rata facile diveUitur. Ita fit, ut illud breve vitae reiiquum nec 
avide appetendum senibus nec sine causa deserendum sit. 73. Ve- 
tatque Pythagoras iniussu imperatoris, id est dei, de praesidio et 
statione vitae decedere. Solonis quidem sapientis elogium est, 
quo se negat velle suam mortem dolore amicorum et lamentis 
10 vacare. Volt, credo, se esse carum suis. Sed haud scio, an me- 
lius Ennius : 

Nemo me dacrumis decaret, neque funera fletu 

Faxit, 



Alles, was zusammengefQgt ist, 
lasst sich, je alter es ist, desto leich- 
ter trennen. Folglich muss man 
der Natur die Auflosung des Kor- 
pers uberlassen, und diese weder 
1. uber die recbte Zeit verzogem 
noch 2. sie vorzeitig herbeifiihren 
woUen. Der Satz: ut navem — 
dissohit dient nur zur Veranschau- 
lichung der Behauptung, dass die 
Natur es am besten versteht, ihre 
Werke zu zerstoren, weil sie de- 
ren Zusammensetzung kennt. 

integra mente cerUsque sensi- 
bus^ absolute Ablatiye ; certi sensus 
sind zuverlassige Sinneswerkzeuge. 

5. illud breve vitae reliquum. 
Reliquum substant., ein Gebrauch, 
der erst bei spateren Schriftstellem, 
namentlich Tacitus, allgemeiner 
wird. Bei Cicero in derselben Weise 
extremum, 

6. nec sine eausa deserendum 
sit, Nach der Stoiker Lehre ist 
es Pflicht des Weisen, selbst im 
GlQcke dem Leben ein Ende zu 
machen, wenn der rechte Zeit- 
punkt {opportunitas, avxatgia) da 
sei. Gic. de finibus III, c. 18, § 61 : 
Et saepe officium est sapientis, 
desciscere a vita, cum sit beatissi- 
mus, si id opportune facere possit, 
Sic enim censent, opporiunitatis 
esse beate vivere, quod est conve- 
nienter naturae vivere. 

7. Pythagoras s. c. 7. § 23. 



de praesidio et statione, Hen- 
diadyoin (s. zu c. 6, § 15), «Wacht- 
posten". 

8. Solonis — sapientis ohne viri, 
hominis (was sich sonst stets, ab- 
weichend vom Deutschen findet), 
YftiX sapieris hier die Stelle eines 
Gognomens vertritt. 

elogium est, quo se negat 
velle suam mortem dolore amico- 
rum et lamentis vacare, elogium 
eine im Volksmund umgestaltete 
Latinisirung des griech. Wortes 
kXayeiop „Sprachvers", „Sprach**, 
besonders auch von dem im elegi- 
schen Versmaasse . geschriebenen 
Epigramm gebraucht. VgL c. 1 7^ § 6 1 . 
Das Distichon steht bei Plutarch, 
Vergleichung des Solon u. Popli- 
cola c. t: 

MfjSe fioi axXavtfros ^avaroe 
uoXoi, aXla q>iko$^i 

KaXXsiitOifn xf^avwv aXyea xai 
ffrovaxas, 
von Gicero selbst ubersetzt Disput 
TuscuL I c. 49, § 117: 

Mors mea ne careat lacrimis: 
linquamus amicis 

Maerorem, ut celebrent funera 
cum gemiiu, 

10. haud scio, an melius, vgL c. 
16, § 56. 

12. dacrumis, alteForm fur la- 
crimis, vgL Baxqvto, Zu beachten die . 
Allitteration : dacr, dec, — fun, fU 

13. faxit « fecerit; alte Form., 



/ 



J 



72 



CATO MAIOR. c. 20, § 73—75. 



Non censet lugeDdam esse mortem, quam immortalitas conse- 
quatur. 74. lam seiisus moriendi aliquis esse potest, isque ad 
exiguum tempus, praesertim seni: post mortem quidem sensus 
aut optandus aut nulius est. Sed hoc meditatum ab adulescentia 
debet esse, mortem ut neglegamus; sine qua meditatione tran- 5 
quillo esse animo potest nemo. Moriendum enim certe Qst, et 
incertum, an hoc ipso die. Mortem igitur omnibus horis impen- 
dentem timens qui poterit animo consisterc? 75. De qua non 
ita longa disputatione opus esse videtur, cum recordor, non L. 
Brutum, qui in liberanda patria est interfectus, non duos Decios, 10 
qui ad voluntariam mortem cursum equorum incitaverunt, non 
M. Atilium, qui ad supplicium est profectus, ut fidem hosti datam 
conservaret, non duos Scipiones, qui iter Poenis vel carporibus 
suis obstruere voluerunt, non avum tuum L. Paullum, qui morte 
luit collegae in Gannensi ignominia temeritatem , non M. Mar- 15 
cellum , cuius interitum ne crudelissimus quidem hostis Uonore 



^praesertimseni.Y^], c. 17,§6t. 

4. meditatum, passivisch, 'wie 
adeptum c. 2, § 4. dimensa c. 17, 
§ 59. 

7. incertum^ an hoc ipso die, 
siehe zu haud scio an c. 16, § 56, 
vgl. c. 20, § 73. 

8. animo consistere, mit seineni 
Sinne sich feststellen, d. i. zu einem 
festen ruhigen Sinne (Gemuthsruhe) 
gelangen. Ygl. das spater gebrauch- 
liche animo concidere, 

9. L. Brutum, qui — est, inter- 
fectus, im Zweikampfe mit Aruns, 
dem Sohne des Tarquinius,Liv.II, 6. 

10. duos Decios, vgl. c. 9, § 29. 
12. M, Atilium, M. Atilius Re- 

gulus, im ersten punischen Kriege 
gegen die Garthaginienser anfangs 
siegreich, wurde 255 v. Ghr. von 
dem Spartaner Xanthippus in Africa 
geschlagen , gefangen genommen 
und im J. 250 von den Garthagi- 
niensern als Unterhandler nach Rom 
ffesendet. Ausfuhrliches uber seine 
Gewissenhaftigkeit theilt Gic. de 
offic. I, c. 13, § 39 mit . . . cum 
de captivis commutandis Romam 
missus esset, iurassetque se redi- 
turum, primum, ut venit, capUvos 
reddendos in senatu non censuit, 
deinde, cum retinereiur a propin- 



quis et ab amicis, ad suppUcium 
redire maluit, quam fidem kosti 
datam fallere, 

13. duos Scipiones, s. c. 9, § 29. 
qui iter Poenis vel eorparibus 

suis ohstruere voluerunt, Aebnlich 
heisst es Paradox. I, c. 2, § 12 
von denselben: Carthaginieruium 
adventum corporibus suis inter^ 
clude,ndum putaverunt, 

14. L, PauUum, s. e. 9, § 29. 
In der Schlacht bei Ganna fiel er 
in tapferer Gegenwehr, w&hrend 
sein Gollege G. Terentius Yarro, 
der zur Schlacht unvorsichtig ge- 
rathen hatte (temeritas), die 
Fiucht ergriff. 

15. M, Marcellum, M. Glaudius 
Marcellus siegte 215 bei Nola, er- 
oberte 212 Syrakus und ward 208 
wahrend seines funften Gonsulats 
von Hannibal in einen Hinterhali 
gelockt, geschlagen und getodteL 

16. ne crudelissimus quidem hosHs 
— carerepassus est Von derehrett* 
vollen Bestattung, die Hannibal ihm 
zu Theil werden liess, berichtet 
Plutarch. Marcell. c. 30: int&mh- 
/maas ro na^aXoyop r^ raXevr^s^ 
rop fiiv SaxrvXiop d^eiXere, ro 
8e aca/ia xoofir^aaG nQsnovri xoiffup 
Kol Tts^tcreiXas iprifiafS iHOvCB, 



< 



CATO MAIOR. c. 20, § 75. 76 — c. 21, § 77. 



73 



sepulturae carere passus est, sed legiones nostras, quod scripsi 
in Originibus, in eum locum saepe profectas alacri animo et 
erecto , unde se redituras numquam arbitrarentur. Quod igitur 
adulescentes, et ii quidem non solum indocti, sed etiam rustici, 
5 contemnunt, id docti senes extimescent ? 76. Omnino, ut mihi 
quidem videtur , rerum omnium satietas vitae facit satietatem. 
Sunt pueritiae certa studia : num igitur ea desiderant adulescentes? 
Sunt ineuntis adulescentiae : num ea constans iam requirit aetas^ 
quae media dicitur ? Sunt etiam eius aetatis: ne ea quidem quae* 

:L0 runtur in senectute. Sunt extrema quaedam studia senectutis; 
ergo, ut superiorum aetatum studia occidunt, sic occidunt etiam 
senectutis; quod cum evenit, satietas vJtae tempus maturum 
mortis affert. 

77» Equidem non video, cur, quid ipse sentiam de morte, 21 

15 non audeam vobis dicere, quod eo cernere mihi melius videor, 
quo ab ea propius absum. Ego vestros patres, P. Scipio, tuque, 
C. Laeli, viros clarissimos mihique amicissimos, vivere arbitror, 
et eam quidem vitam, quae est sola vila nominanda. Nam, dum 
sumus inclusi in his compagibus corporis, munere quodam ne- 

20 cessitatis et gravi opere peifungimur; est enim animus caelestis 
ex altissimo domiciiio depressus et quasi demersus in terram, lo- 
cum divinae naturae aeternitatique contrarium. Sed credo, deos 
immortales sparsisse animos in corpora humana, ut essent, qui 



2. m Originibus, ygl. c. 1 1, 1 38. 

4. indoctiy ohne gekbrte (nament^ 
lich philosophische) Bildung. 

rusticij die nicht einmal den Siusse" 
ren Schein vonBildung an sich tra- 
gen, wie ihn der Verkehr in der Haupt- 
stadt mitzutheilen pflegt (entgegen- 
gesetzt die urbani), Vgl. die Anmer- 
kung zu agrestis c. 14, § 47. sqq. 

7. sunt pueriiiae certa stutUa, 
Hier werden vier Lebensalter unter* 
schieden : pueriiia , adulescenHOf 
eanstans {media) aetas (das Man- 
nesalter), seneetus, 

9. ne ea quidem quaeruntur in 
senectute, auch nach ihnen (den 
Bestrebungen, welche dem Manne»- 
alter eigenthQmlich sind) fragt das 
Greisenalter nicht, gesehweige nach 
denen der Jngend. 

16. propius absum. Wir: ^nahe 
stehen*. ImLateinisehen wird selbst 
bei einander nahe liegenden Gegen- 



standen gem der Begriff des Ab^ 
standes (abesse) des einen von dem 
andem hervorgehoben. 

ego vestros patres, P, Seipio 
tuque, C, Laeli, Der Vater des G. 
Laelius, der denselben Namen f nhrte, 
war der vertraute Freund des alte- 
ren Scipio und begleitete ihn fast 
auf aUen FeldzOgen. 

17. vivere, nach dem Tode fortrt 
leben. 

18. et eam quidem vitam, nam- 
lich vivere, „und zwar auf eine 
Weise, welche allein den Namen 
„Leben* verdient^. VgL pugnam 
pugnare u. a. 

19. munere quodam neeessitaHs 
— perfungimur, Durch quidem 
mit oder ohne tamquam, quasi 
wird der bildliche Ausdruck gendt^ 
dert, ngewissermaassen". 

23. ut essent, qui damit es Wesen 
gabe, welche . . . 



74 



CATO MAIOR. c. 21, § 77. 78. 



terras tuerentur, quique caelestium ordinem contemplantes imi- 
tarentur eum vitae modo atque constantia. Nec me solum ratio 
ac disputatio impulit, ut ita crederem, sed nobiiitas etiam sum- 
morum philosophorum et auctoritas. 78. Audiebam Pythagoram 
Pythagoreosque , incolas paene nostros, qui essent Itaiici philo- 5 
sophi quondam nominati, numquam dubitasse, quin ex universa 
mente divina deiibatos animos haberemus. Demonstrabantur 
mihi praeterea, quae Socrates supremo vitae die de inmiortalitate 
animorum disseruisset, is, qui esset omnium sapientissimus Apol- 
hnis oraculo iudicatus. Quid multa ? sic persuasi mihi, sic sentio, 10 



qui terras tuerentur, Tuerentur 
wie in c. 17, § 59 und c. 22, § 81 
und de repubL VI, c. 15, § 151: 
homines hac lege sunt generati, 
qtU tuerentur illum globum quem 
in koc templo medium vides quae 
terra vocatur = fur etwas sorgen, 
etwas in seine Obhut nehmen. 

1. quique caelestium ord, 
contemplantesimitarentur, 
Vgl. Cic. de nat. deor. II, c. 14, 37: 
Ipse autem homo ortus est ad 
mundum contemplandum et imi- 
tandum, Der Zweck der Betrach- 
tuDg und Nachahmung soUte die 
Uebereinstimmung im WoUen und 
Handeln mit dem in der Welt wal- 
tenden vernunftigen und sittlichen 
Gesetz, das naturae convenienter 
vivere sein. Dies zeigen die fol- 
genden Worte: vitae modo atque 
constantia, 

2. vitae modo atque constantia, 
„ein maassvolles und nach festen 
Grundsatzen geregeltes Leben*. — 
Im Lateinischen steht statt des 
von uns gebrauchten Adjektivs (hier 
MmaassvoU^ und „geregelt**), wenn 
der in ihm enthaltene Begriff mehr 
als das zu ihm gehorige Substantiv 
hervorgehoben werden soll, einSub- 
stantivum {modus und constantia); 
unser durch das Adjectivum be- 
stimmtes Substantiv («Leben**) tritt 
in Folge dessen als der untergeord- 
nete Begriff in den Genetiv {vitae), 
Vgl. c. 19, § 70. 

ratio ac disputatio, Hendia- 
dypin (s. zu c. 6, § 15): „(eigne) 



wissenschaftliche Untersuchung, 
Forschung** im Gegensatze zur nobi- 
litas summorum phihsophorum et 
auctoritas, d. i. „die bekannte Auto- 
ritat grosser Philosophen**. 

4. Pyihagoram Pythagoreosque, 
s, c, 7, § 23. 

5. incolas paene nostros, qui 
essent Italici philosophi quondam 
nominatiy weil ihr Hauptsitz Kroton 
in Unteritalien gewesen war. 

6. ex universa mente, Die 
Weltseele. VgL TuscuL V, c. 13, 
38 : Humanus animus decerptus ex 
mente divina cum uUo nuUo nisi 
cum ipso deo comparari potest, 
die von Plato wiederaufgenommene 
Lehre von der Emanation der mensch- 
lichen Seele aus der allgemeinen 
Weltseele. 

8. qtiae Socrates — de immor- 
taUtate animorum disseruisset, in 
Plato'8 Phadon. 

9. is, qui esset omnium sapien- 
tissimus ApoUinis oraculo iudicor- 
tus, In Plato's Apologie des Sokra- 
tes p. 20 £ ff. erzahlt Sokrates, dass 
sein Schuler Gharephon das Orakel 
zu Delphi befragt habe, ob Jemand 
weiser als Sokrates sei, worauf die 
Pythia mit „nein" geantwortet. 
Das Orakel sdbst ist uns in fol- 
gender Form erhalten: 

SSofo^ JSo<po%Xrfi' aof(6r8Q0£ ^ 

^AvBqmv Si navrent JSi»HQaxtii 
aotpwraros, 

10. sic persuasi mihi. Das sic 
weist nachdrucksvoU im Voraus auf 



CATO MAIOR. c. 21, § 78. — c. 22, $ 79. 



75 



cum tanta celeritas aniraorura sit, tanta memoria praeteritorum 
futurorumque prudentia, tot artes, tantae scientiae, tot inventa, 
non posse eam naturam, quae res eas contineat, esse mortalem; 
cumque semper agitetur animus nec principium motus habeat, 

5 quia se ipse moveat, ne finem quidem habiturum esse motus, quia 
numquam se ipse sit relicturus; et, cum simplex animi natura 
esset neque haberet in se quicquam admixtum dispar sui atque 
dissimile, non posse eum dividi, quod si non possit, non posse 
interire; magnoque esse argumento, homines scire pleraque ante, 

10 quam nati sint, quod iam pueri, cum artes difficiles discant, ita 
celeriter res innumerabiles arripiant, ut eas non tum primum 
accipere videantuF, sed reminisci et recordari. Haec Platonis fere. 

79. Apud Xenophontem autem moriens Cyrus maior haec 22 
dicit: ,Nohte arbitrari, o mihi carissimi fihi, me, cum a vobis dis- 



den lohalt des nachfolgenden Accu- 
sativ-Satzes hin : ^lch habe die 
Ueberzeugung gewonnen**^ 

sic sentiOf „ich bin der Mei- 
nung**; dieselbe Bedeutung wie in 
sententia. 

1. tanta memoria — tot inventa 
bilden die Erklarung zu tanta cele- 
ritas animorum, Die Gewandtheit 
undElasticitat (celeritas) des Geistes 
besteht in der Fahigkeit, das Ver- 
gangene zu vergegenwartigen (me- 
maria praeteritorum), die Zukunft 
vorans zu erkennen (futurorum 
prudentia) in praktischer Tiichtig- 
keit iartes vgl. a^sTrj) und theore- 
tischer Kenntniss (scientiae), end^ 
lich in der Yerbindung beider, die 
sich vornehmlich in Erfindungen 
(inventa) bethatigt. Die Gliederung 
ist mithin: Tanta 

tanta-tot 
tantae-tot 

— tantae scientiae c= tanta tot 
rerum seientia „ein so reiches, so 
yiele Gegenstande umfassendes 
Wissen". Der ungewohnliche Piu- 
ralis von scientia findet in der Um* 
gebung der Plurale tot artes und 
tot inventa Entschuldigung. 

3. res eas, bezieht sich auf die 
Yorgenannten Fahigkeiten. 

4. eumque semper agitetur sqq., 



frei nach Plato's Phadrus p. 245 
C. ff".: ywxv ^aaa d&dvaroe. ro 
yaQ deuclvrirov d&dvarov x» r. X» 
6. ei cum simplex animi natura 
esset, Aufiallend ist der Uebergang 
aus dem Prasens in das Imperf., 
aus welchem dann wieder in das 
Prasens (quod si non possit) uber- 
gegangen wird. Beispiele der Art 
finden sich bei Gicero fast nur, 
wenn, wie hier, (s. am Ende des § 
Haec Plaionis fere) Ansichten von 
Schriftstellern angefuhrt werden, 
deren P e r s o n z war der Vergan- 
genheit, deren Schriften aber 
der Gegenwart mitangehoren. Vgl. 
de amicit. c. 13, § 46. de natura 
deorum I, c 15, § 40: idemque di- 
sputat aethera esse eum, quem ho- 
mines deum appellarent. — Der- 
selbe Gedanke ausgefuhrter Tuscul. 
I, c. 29, §71. 

9. magnoque esse argumento, 
fiir die Unsterblichkeit der Seele, 
was in dem homines scire ptera- 
que ante, quam nati sint enthal- 
ten ist. 

10. quod iam pueri, „der Um- 
stand, dass". 

13. apud Xenophontem , in der 
Cyropadie VIU, 7, 17 ff. Die nachfol- 
gende Uebersetzung ist nicht wort- 
lich. 

14. § 79—81. nolite arbitrari — 



76 



CATO MAIOR. c. 22, § 79-81. 



cessero, nusquam aut nullum fore. Neque enim, dum eram vobis- 
Gitm , animum meum videbatis ; sed eum esse in hoc corpore, ex 
eis rebus, quas gerebam, intellegebatis. Eundem igitur esse cre- 
ditote, etiamsi nullum videbitis. 80. Nec vero clarorum virorum 
post mortem honores permanerent, si.nihil eorum ipsorum animi 5 
efficerent, quo diutius memoriam sui teneremus. Mihi quidem 
numquam persuaderi potuit, animos^ dum in corporibus essent 
mortalibus, vivere, cum excessissent ex eis, emori, nec vero, tum 
animum esse iosipientem, cum ex insipienti corpore evasisset, sed, 
cum omni admixtione corporis liberatus, purus et integer esse 10 
coepisset, tum esse sapientem. Atque etiam, cum hominis natura 
morte dissolvitur, ceterarum rerum, perspicuum est, quo quae* 
que discedat; abeunt enim omnia illuc, unde orta sunt; animus 
autem solus nec, cum adest, nec, cum discedit, apparet. 81. lam 
vero videtis, nihil esse morti tam simile, quam somnum. Atqui dor- 15 
mientium animi maxime declarant divinitatem suam ; multa enim, 
cum remissi et Uberi sunt, futura prospiciunt. Ex quo intellegitur, 



servabitis, Der Gedankengang ist 
folgender : den Geist seht ihr nicht 
im Lebenden, warum wollt ihr 
zweifeln, dass er nicht aufiiort zu 
sein, wenn der Leib gestorben ist 
(§ 79). Der Nachruhm beruhmter 
Manner beweist das Fortleben des 
Geistes (§ 80). Aueh wahrend des 
Schlafens lebt der Geist, ja er zei^t 
in erh5htem Grade seinen gottlichen 
Ursprung (divinitatem), wie viel 
mehr muss das der Fall sein, wenn 
er von den Banden des Leibes be- 
freit ist (§81 iam vero videtis — 
relaxaverint), Glaubet also an die 
Gottlichkeit, d. i. Unsterblich- 
keit auch meines Geistes und ehrt 
mich wie einen Gott, d. i. als einen 
Unsterblichen (§81 bis zu Ende). 

1. nulhim fore, ^gar nicht". 

2. videb€UiSy Gegensatz zu in- 
tellegebatis, Im Originai : avSe ya^ 
vvv roi rrjv y kfiriv yw j^rjv imQoxey 
aXX! oh SisTt^rrero, rovrois avrtjv 
ioe ovaav xaretpoiQars, 

3. eundem igitur esse ereditote, 
nicht eundem esse, sondern eun- 
dem esse ist zu betonen. 

4. nec vero — permanerent, si 
nihil — effieerent, quo — tenere- 



mm, Sinn: der Ruhm beriihmter 
Manner wilrde nicht fortdauem, 
wenn nicht selbst nach dem Tode 
ihre Geister eine Einwirkung^ auf 
die Menschen ausiibten. 

9. insipientem, ^ohne Bewusst- 
sein^. Bei Xenophon aipQotv, 

sed — ium esse sapietttem, Aus 
dem vorhergehenden numquamper- 
suaderi potuit ist hier das affirma- 
tive miJd persuasi zu erganzen. 

10. omni admixtione oorporis 
Uberatus, ax^aros. 

11. tum esse sapientem, ^enauer 
im Griechischen : rora ocal ^^ovi- 
worarov eixos avrov alvai. 

12. ceterarum rerum, abhangig^ 
von dem folgenden quaeque, 

13. abeunt — unde orta sunt 
Bei Xenophon antovra nQov ro 

OfiOtpvkoV, 

animus — apparet, VgL Xenoph. 
Vffl, c. 7, § 20 avrfj (^ H^XV)^^^ 
fiovrj ovrs naqovaa ovre aynov^a 
OQarai, 

15. atquiy „nun^, Untersatz. 

17. remUsi, VgL c. 11», § 37: 
intentum — arumum tamquam 
arcum habebat, 

ex quo intellegitur, Sehlusssatz. 



CATO MAIOR. c. 22, § 81. — c. 23, J 82. 



77 



quales futuri sint, cum se plane corporis vinculis relaxayerint. 
Quare, si haec ita sunt, sic me colitote, ut deum; sin una est in- 
teriturus animus cum corpore, vos tamen deos verentes, qui hanc 
omnem pulchritudinem tuentur et regunt, memoriam nostri pie 

6 inviolateqe servabitis*. 

82. Cyrus quidem haec raoriens. Nos, si placet, nostra vi- 
deamus. Nemo mihi umquam, Scipioy persuadebitj aut patrem 
tuum Paullum aut duos avos, Paullum et Africanum, aut Africani 
patrem aut patruum aut multos praestantes viros, quos enume- 

10 rare non est necesse, tanta esse conatos, quae.^d posteritatis me- 
moriam pertinerent, nisi animo cernerent, posteritatem ad se 
ipsos pertinere. An censes — ut de me ipse aliquid more senum 
glorier — , me tantos labores diumos nocturnosque domi militiae- 
que suscepturum fuisse, si eisdem finibus gloriam meam, quibus 



2. qiiare — sic me colitote, ut 
deum, Abweichend vom Griech.: 
ai fiTjv ovv ovra>e ^x^t ravxaj 
waneQ iyoi oiofiat, xai 17 ^xh 
MaraXalnei ri a£fia xai rtjv i/irjv 
yjvxrjv xaraiBovfievoi noieire aiya 
oeo/iat, 

sin una est interiturus — ser- 
vabitis, Frei, aber dem SiDne ge- 
treu nach dem Griech.: § 22 ei 
8e (17] ovrcJS, aXXa /levovffa tj y^jm 
ivrty acafian (rwaTtod^v^ffxei, aXia 
&eovs ye rovs aei ovrae 9cai navr 
kmoQoivrae xai navra $vvaiievove, 
ot xai rr^oe rrjv reov omov rastv 
avve'xovaiv ax^ifirj xai axriqarov 
xai avafia^rjrov, xai vno xaXXove 
xai fjieye&ove aSvfjyrirov, rovrove 
fpo^ovfievoi firptor aae/See firjSev 
firjSe dvoaiov firjre not^arjre fir^e 
fiovXevarjre. 

3. hanc omnem pulckritudinem, 
„diese schone Welt". 

4. memoriam nostri pie invio- 
lateque servabitis, Abweichend das 
Original : fivnor dae/Sie firjSiv firjSi 
dvoaiov firjre noirjarjre firjre fiov- 
Xevarjre, 

6. nostra videamus, die Beispiele, 
die unsere eig. Geschichte darbietcJt. 

7. patrem tuum Paullum, s. c. 6, 
§ 15. 

8. duos avos — patruum, s. c. 9, 
§ 29. 



10. tanta esse conatos, Gewohn- 
licher conaturos fuisse = nisi vi- 
dissenty wie bald darauf : ^n censes, 
me tantos labores suscepturum 
fuisse, si — essem terminaturus, 
In directer Rede wiirde unsere 
Stelle geheissen haben : Non cona- 
bantur , , nisi cernerent, Der Aus- 
druck gewinnt dadurch an Leben- 
digkeit und Anschaulichkeit, indem 
eines Theils als wirklich dargestellt 
wird, was nur unter bestimmten 
Bedingungen eintretend dargestellt 
werden sollte, andern Theils durch 
das Imperfectum in der Yergangen- 
heit fortdauernd bezeichnet wird, 
was der bereits abgeschlosse- 
n en Yergangenheit angehort. Hau- 
figer als bei Gicero findet sich diese 
Yertauschung der Tempora Ibei den 
Historikern. 

11. posteritatem ad se — perti- 
nere, dass die Nachwelt Beziehung 
zu ihnen habe, mit ihnen in Yer- 
bindung stehe. Aehnlich im Fran- 
zoschen tenir {tenere) d (ad) quel- 
que chose (aliquid) = an etwas 
granzen, mit etwas zusammenhan- 
gen. 

14. si eisdem finibus — essem 
terminaturus, wenn mein Ruhm 
zugleich mit meinem Leben ein 
Ende hatte, nicht uber diese^ Le- 
ben hinausreichte. 



78 



GATO MAIOR. c. 23, 82— S4. 



Titam, essem terminaturas? Nonne meliusmulto fuisset, otiosam 
et quietam aetatem sine uUo aut labore aut contentione tradu- 
cere? Sed nescio quomodo animus erigens se posteritatem ita 
semper prospiciebat, quasi, cum excessisset e vita, tum denique 
victurus esset. Quod quidem ni ita se baberet, ut animi immor- 5 
tales essent, haud optimi cuiusque animus maxime ad innnortali- 
tatem et gloriam niteretur. 83. Quid, quod sapientissimus quis- 
que aequissimo animo moritur, stultissimus iniquissimo? nonne 
vobis videtur is animus, qui plus cernat et longius , videre, se ad 
meliora proficisci, ille autem, cuius obtusior sit acies, non videre? 10 
Equidem efferor studio patres vestros , quos colui et dilexi , vi- 
dendi; neque vero eos solum convenire aveo, quos ipse cognovi, 
sed illos etiam , de quibus audivi et legi et ipse conscripsi. Quo 
quidem me proficiscentem haud sane facile quis retraxerit, nec 
tamquam Peham recoxerit; et, si quis deus mihi largiatur, ut ex 15 
hac aetate r^puerascam et in cunis vagiam, valde recusem, nec 
vero velim quasi decurso spatio ad carceres a talce revocari. 
84. Quid enim vita habet commodi ? quid non potius laboris ? Sed 
habeat sane ; habet certe tamen aut satietatem aut modum. Non 
lubet enim mihi deplorare vitaro , quod multi et ii docti saepe fe- 20 
cerunt; nequeme vixisse paenitet, quoniam ita vixi, utnon frustra 



3. nescio quomodo, in einen 6e- 
griff verschmolzen, „auf unbegreif- 
liche Weise**, „unwillkurlich**; des- 
halb ohne Einfluss auf die Gon- 
struction. 

4. cum excessisset e vita „zu 
der Zeit, wo** . . . vgl. c. 2, § 4 : 
eum effluxisset 

6. ad immortalitatem et glo- 
riam, Unsterblichkeit und Ruhm 
d. i. Nachruhm. 

8. animo — iniquissimo, „mit 
Unmuth**, Gegensatz zu animo 
aequissimo, „mit Gleichmuth**. 

9. ad meliora, in einen besseren 
Zustand, in eine bessere Welt. 

11. efferor studio — vivendi, 
„ich fuhle mich gehoben durch die 
Sehnsucht ..." 

13. ipse conscripsi^ in den Ori- 
gines. 

quo quidem, s. zu c. 4, § 10. 

15. tamquam Peliam recoxerit, 
ein Irrthum Gicero's. Nicht Pelias 
wurde von Medea verjungt, son- 



dern dessen Halbbruder Aeson, 
lason's Yater. Pelias wurde nach 
der Ruckkehr des lason von seinen 
eigenen Tochtern auf Anstiften der 
Medea, die ihn ebenfalls durch Zau- 
berei veijungen zu wollen vorgab, 
zerstuckt und gekocht, ohne wie- 
der ins Leben zuruckgerufen zu 
werden. Ovid. Metamorph. VII, 
297—349. 

ut ex hac aetate repuerascam, 
dass ich, jetzt ein Greis, wieder 
ein Kind werde. 

17. decurso spatio- — revocari, 
Spatium, der Raum in der Renn- 
bahn. Carceres, die Schranken, 
hinter welchen die Rosse und Wa- 
gen zum Rennen bereitstehen. 

20. multi — docti, So Hegesias, 
um 280 V. Ghr., von dem Gic. Tusc. 
I, c. 34, § 84 : Eius — liber est jijto- 
ycoQxe^iov, quo a vita quidam per 
inediam discedens revocatur ab 
amiciSf quibus respondens vitae 
kumanae enumerat incommoda. 



GATO MAIOB. c. 23, § 84—86. 



79 



me natum existimem, et ex vita ita discedo, tamquam ex hospitio, 
DOD tamquam ex domo. CommoraDdi eoim Datura devorsorium 
Dobis DOD habitaDdi dedit. 85. praeclarum diem, cum iu illud 
diviDum auimorum coDcilium coetumque proficiscar, cumque ex 
5 hac turba et coUuvioDe discedaml Proficiscar cDim dod ad eos 
solum viros, de quibus aute dixi, verum etiam ad Catouem meum, 
quo Demo vir melior Datus est, uemo pietate praestaDtior; cuius 
a me corpus crematum est — quod coDtra decuit ab illo meum 
— , auimus vero dod me desercDS, sed respectaias, iD ea profecto 

10 loca discessit, quo mihi ipsi ceruebat esse vcDicDdum. Quem ego 
meum casum fortiter ferre visus sum, dod quo aequo auimo fer- 
rem, sed me ipse coDsolabar, existimaDs, dod loDgiDquum iDter 
Dos digressum et discessum fore. 86. His mihi rebus, Scipio, — 
id euim te cum Laelio admirari solere dixisti , — levis est seue- 

15 ctus, Dec solum dod molesta, sed etiam iucunda. Quod si iu hoc 
erro, quiauimos hominum immortales esse credam, lubeuter erro, 
Dec mihi huDC errorem, quo delector, dum vivo extorqueri volo; 
siu mortuus, ut qnidam minuti philosophi ceuscDt, Dihil scDtiam, 
DOD vereor, dc huDC errorem meum philosophi mortui irrideaDt. 

20 Quod si DOD sumus immortales futuri , tameu exstiDgui homiui 



1. ex vita ita discedo, tamquam 
— ex domo, Sinn : ich habe diese 
Erde nie als meine wahre Heimath 
(domtis), sondern nur als eine gast- 
liche Wohnung (hospitium) be- 
trachtet. 

2. commorandi, eine Weile 
(mora) wo bleiben, im Gegensatze 
zu habitandi, einen dauernden 
Wohnsitz haben. 

6. ad Catonem meum, der Sohn 
unseres Gato, von welchem c. 6 
§ 16 die Rede gewesen. 

8. quod contra — meum^ eine 
Yerkurzung. Yollstandig wurde 
der Satz geheissen haben: quod 
contra decuit, decuit ab illo meum 
(cremari) — quod bezieht sich auf 
den ganzen vorhergehenden Satz 
cuiu^ a me corpus crematum est; 
con^a ist Adverbium. „Eshattesich 
das Gegentheil davon geschickt; 
er hatte mich bestatten sollen.'' 
Ygl. de amicitia c. 24, § 90. Pec- 
casse se non anguntur, obiurgari 
moleste ferunt: quod contra opor- 



tebat, delicto dolere^ cor*rectione 
gaudere. 

11. non quo — ferrem, sed — 
consolabar, Sed ohne quod, wie 
nicht selten, Uebergang aus einem 
Relativsatz in einen Hauptsatz. 
Aequo animo anders als § 83 
aequissimo animo, Hier „gleich- 
gultig'*, dort „mit Gleichmuth, 
Fassung". 

14. id enim te cum Laelio ad- 
mirari solere dixisti, Ygl. c. 2, § 4. 
Diese Bemerkung hatte die aussere 
Yeranlassung zu Cato's Yortrage 
uber das Greisenalter gegeben. 

18. quidam minuU philosophi, 
'kleine Philosophen' (mit Gering- 
schatzung). Ebenso minuti impe- 
raiores Gic. Brut. c. 73, § 256. 

19. non vereor, ne — irrideant, 
Wenn uns namlich, wie sie mei- 
nen, kein Gefuhl nach dem Tode 
bleibt, so werden sie im Grabe 
nicht uber uns lachen konnen, weil 
auch sie, nach ihrer eigenen An- 
sicht, dann keineEmpfindunghaben. 



80 CATO MAIOR. c. 23, § 86. 

suo tempore optabile est. Nam habet natura, ut aliarum omnium 
rerum, sic vivendi modum. Senectus autem aetatis est peractio 
tamquam fabulae, cuius defectionem fugere debemus, praesertim 
adiuncta satietate. 

Haec habui, de senectute quae dicerem; ad quam utinam 
perveniatis! ut ea, quae ex me audistis, re experti probare possitis. 

2. peractio, von der Biihne auf F 3. cuius auf peracUo zu be- 

das Leben ubergetrag^en , ^der ziehen: „in diesem letzten Acte''. 

Schluss**, „der letzte Acf*. Ygl. praesertim adivncta satietate, 

peragere c. 19, § 70. Ueber praesertim s. zu c. 17, § 61. 




ABWEICHUNGEN YON DEM HAIMSCHEN TEXTE 



m 



Giceronis libri qui ad philosophiam et ad rem publicam spectant. 

vol. IV. Turici 1861. 



Halm. 

c. 1, § 2. et me ipsum 

laudari satis digne 
3. Geus 

attribuiio 
c. 2, § 4. rem haud sane Scipio et 
Laeli difficilem 
a se ipsis 
us 

putavissent 
quam octogesimum 
5. ferundDm 
dis 

c. 3, § 6. ingrediundum 
§ 8. opis 

nequaquam in isio oronia 
si Aiheniensis esses 
postque magisque 
§ 11. lugerat in arcem 
§ 12. nihil esi admirabilius 
iia tum cupide fruebar 

c.'5, § 13. quario nonagesimo 
c. 6, § 16. et tamen ipsius Appii 
exsiai oratio. 
ex quo iniellegiiurPyrr- 
hibello grandem sane 
fuisse; et tamen sic a 
patribus accepimus 
septemdecim annis 

§ 17. aut celeritate 
§ 18. excisam 

§ 19. tertius hic et iricesimus 
annus 

Cato Maior. 9. Aufl. 



Sommerbrodi. 

et me etiam ipsum (God. Leidensis) 

digne satis laudari {LetdJ) 

Gius (chius Letd.) 

id tribuito (Leid.) 

rem haud sane difficilem, Scipio et 

Laeli (Leid.) 
a se ipsi (Leid.) 
eis 

putassent (Leid.) 
quam si octogesimum (Leid.) 
ferendum 
diis (Leid.) 
ingrediendum 
opes 

nequaquam in isto sunt omnia (Leid.) 
si Atheniensis (Leid.) 
priusque magisque Bergk. 
fuerat in arce (Leid.) 
nihil admirabilius (Leid.) 
ita cupide fruebar tum Mommsen 

(iia cupide fruebaiur Leid.) 
quarto et nonagesimo (Leid.) 
etiam ipsius Appii exstat oratio 

G. fFagner 
ex quo iniellegiiur Pyrrhi bello 

grandem sane fuisse eum, sicut 

a patribus accepimus Sommer- 

brodt, 
sepiimo decimo anno posi (God. 

RhenaugiensU) 
[aut celeriiate] 
exscissam Lahmeyer. 
quinius hic et tricesimus annus 



82 



Abweichungen von dem Halmschen Texte. 



Habn. 

c. 6, 1 19. novem annis 

I 20. Sic enim percontantur, 
ut est in Naevii poe- 
tae ludo; responden- 
tur 

e. 7, 1 21. qui sibi — debeant 
S 23. Num igitur hunc , num 
Hesiodum 
Isocraten Gorgian 
Xenocraten 
§ 24. in aliis 
dubitat 
c. 8, § 25. esse se odiosum alteri 

nota essent 
§ 26. discebant — antiqui 

c. 9, § 28. facitque persaepe ipsa 
sibi audientiam 
§ 29. An ne eas quidem vires 

ista ipsa 
c. 10, § 31. vivebat 

§ 32. vellem — possem glori- 
ari 
non adflixit 
§ 33. cum humeris sustineret 
bovem vivum: igitor 

paulum 
§ 34. cum autem equo 
c. 11, § 35. pugnandum tamquam 
contra morbum sic 
contra senectutem 



§ 36. exercitando 

hoc significat credulos 

§ 37. vigebat in illadomo mos 

patrius et disciplina 



§ 38. si nemini mancipata est 



lus augurum 
quas si exequi nequirem 
quae iam agere non 
possem 



Sommerbrodt. 

decem annis 

Sic enim percontantur illi in Naevii 
poetae Ludo ; respondentur Brie^ 
ger (Sic enim percontantur ut in 
Naevii poetae Ludo respondentur 
Leid.) 

Suis sibi — debeant (LetW.) 
[um igitur hunc, num Homerum num 

Hesiodum 
Isocratem Gorgiam 
Xenocratem 
in his (Rhenaug,) 
dubitet 
eumpse esse odiosum alteri Fleck- 

eisen, 
essent nota 
[discebant — antiqui] Maekly, Lah- 

meyer, 
facitque per se ipsa sibi audientiam 

(Leid,) 
An ne illas quidem vires (annales 

quidem vires Leid,) 
ipsa ista (Leid,) 
videbat (Leid.) 
vellem — posse me gloriari Maekly, 

nec adflixit 

cum umeris sustineret bovem. 
Utrum igilur (cum humeris susti- 
neret bovem uirum igitnr Leid,) 

paululum 

cum equo 

pugnandum tamquam contra mor- 
borum sic contra senectutis vim 
Sommerbrodt (pugnandum tam- 
quam contra mor- 

borum sic contra senectutem Leid,) 

exercendo (Leid,) 

hos significat credulos (Leid,) 

vigebat in illa domo patrii moris 
disciplina Sommerbrodt (vigebat 
in illa domo patri domus disci- 
plina Leid,^) vigebat in iUo ani- 
mus patrius disciplina (Leid,*) 

si nemini emancipata est MomTnsen, 
Fleckeisen(s\ neminem mancipata 
est Leid,) 

ius augurium 

quae si exequi nequirem 

quae iam agerem (Loid.) 



78 



CATO MAIOR. c. 23, 82—84. 



vitam, essem terminaturus? Nonne meliusmulto fuisset, otiosam 
et quietam aetatem sine ullo aut labore aut contentione tradu- 
cere? Sed ncscio quomodo animus erigeuB se posteritatem ita 
semper prospiciebat, quasi, cum excessisset e vita, tum denique 
victurus esset. Quod quidem ni ita se haberet, ut animi immor- 5 
tales essent, haud optimi cuiusque animus maxime ad immortali- 
tatem et gloriam niteretur. 83. Quid, quod sapientissimus quis- 
que aequissimo animo moritur, stultissimus iniquissimo? nonne 
vobis videtur is animus, qui plus cernat et longius, videre, se ad 
meliora proficisci, ille autem, cuius obtusior sit acies, non videre ? 10 
Equidem efferor studio patres vestros, quos colui et dilexi, vi- 
dendi; neque vero eos solum convenire aveo, quos ipse cognovi, 
sed illos etiam, de quibus audivi et iegi et ipse conscripsi. Quo 
quidem me proficiscentem haud sane facile quis retraxerit, nec 
tamquam PeHam recoxerit; et, si quis deus mihi largiatur, ut ex 15 
hac aetate r^puerascam et in cunis vagiam, valde recusem, nec 
vero velim quasi decurso spatio ad carceres a talce revocari. 
84. Quid enim vita habet commodi ? quid non potius laboris ? Sed 
habeat sane ; habet certe tamen aut satietatem aut modum. Non 
lubet enim mihi deplorare vitara , quod multi et ii docti saepe fe- 20 
cerunt; nequeme vixisse paenitet, quoniam ita vixi, utnon frustra 



3. nesdo qiwmodo, in einen Be- 
griff yerschmolzen, ^auf unbegreif- 
liche Weise", ^unwillkurlich^; des- 
halb ohne Einfluss auf die Gon- 
struction. 

4. cum excessUset e vita „zu 
der Zeit, wo" . . . vgl c. 2, § 4: 
cum effluxuset 

6. ad immortalitatem et glo- 
riam, Unsterblichkeit und Ruhm 
d. i. Nachruhm. 

8. animo — iniquissimo, ^mit 
Unmuth^, Gegensatz zu animo 
aequissimOf „mit Gleichmuth'^. 

9. ad meliora, in einen besseren 
Zustand, in eine bessere Welt. 

11. efferor studio — vivendi, 
^ich fiihle mich gehoben durch die 
Sehnsucht . . .** 

13. ipse conscripsi, in den Ori- 
gines. 

quo quidem, s. zu c. 4, § 10. 

15. tamquam Peliam recoxerit, 
ein Irrthum Cicero's. Nicht Pelias 
wurde von Medea veijungt, son- 



dern dessen Halbbruder Aeson, 
Iason's Vater. Pelias wurde nach 
der Ruckkehr des lason von seinen 
eigenen Tochtern auf Anstiften der 
Medea, die ihn ebenfalls durch Zau- 
berei verjungen zu wollen vorgab, 
zerstuckt und gekocht, ohne wie- 
der ins Leben zuruckgerufen zu 
werden. Ovid. Metamorph. VU, 
297—349. 

ut ex hac aetate repuercucam, 
dass ich, jetzt ein Greis, wieder 
ein Kind werde. 

17. decurso spatio — revocari. 
Spatium, der Raum in der Renn- 
bahn. Carceres, die Schranken, 
hinter welchen die Rosse und Wa- 
gen zum Rennen bereitstehen. 

20. multi — docti, So Hegesias, 
um 280 V. Chr., von dem Cic. Tusc. 
I, c. 34, § 84 : Eius — liber est Idno' 
icaQreQ(ov, quo a vita quidam per 
inediam discedens revocatur ab 
amicis, quibus respondens vitae 
humanae enumerat incommoda.